Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat Christen dazu ermuntert, gegen politischen Extremismus klar Position zu beziehen.
Jesus im Gegenüber
Zugleich müsse in Debatten aber auch der Andere als Person respektiert werden. Im Gegenüber Jesus zu sehen, ganz gleich, was er für eine Partei wähle, müsse die Basis für Christen in Gesprächen sein, sagte sie am Dienstagabend auf einer Podiumsdiskussion der Katholischen Akademie in Dresden.
"Es ist nicht das Ziel, dass am Ende alle das Gleiche denken", betonte sie. Das Doppelgebot von Gottes- und Nächstenliebe sei jedoch nicht verhandelbar. Wo es verletzt werde, müsse deutlich gesagt werden, dass eine Grenze überschritten sei.
In der derzeitigen politisch aufgeheizten Situation sollten Christen Gesprächsmöglichkeiten schaffen, betonte Heinrich. Im Austausch über gesellschaftliche Themen mit Nichtchristen könnten sie an biblische Botschaften erinnern oder ein Gebet sprechen, gerade da, wo es nicht erwartet werde.
Liturgischer Sprache bietet eine andere Ebene
"Es wäre aber illusorisch anzunehmen, dass wir alle Kontroversen und Konflikte damit beilegen und überall Frieden schaffen können." Themen, die die gesamte Gesellschaft polarisierten, polarisierten auch in Kirchgemeinden. Doch da, wo Argumente unmöglich schienen, hätten Christen in liturgischer Sprache eine andere Ebene, auf der Gemeinschaft bestehen könne.
Justus Geilhufe konstatierte im ländlichen Raum in Sachsen eine Krise im Umgang miteinander. Er ist evangelischer Pfarrer in Freiberg und Großschirma, wo Anfang März der AfD-Landtagsabgeordnete Rolf Weigand zum Bürgermeister gewählt worden war.
"Wir sind am Ende von dem, was wir in diesem Land Politik genannt haben", sagte er.
Auseinandersetzung ohne Inhalte und Argumente
In der Auseinandersetzung gebe es keine Inhalte und Argumente mehr. Grund sei, dass die atheistische Gesellschaft keinen gemeinsamen Boden mehr habe. Dies sei das Ende von Erwartungen aneinander und an die Kirche.
Zum einen müssten Christen menschenfeindliche politische Positionen zurückweisen, forderte Geilhufe. Zum anderen seien Gebete und Gottesdienste nötig. Zudem sollten Christen zerstrittene Menschen zueinander bringen.
Johann Wagner, Pressesprecher des Bistums Görlitz und Kreisvorsitzender der Jungen Union in Görlitz, wies darauf hin, dass die Zustimmung zur AfD in Sachsen unter den 18- bis 29-Jährigen am höchsten sei. Eine Erklärung von Kirchenleitungen, die AfD sei für Christen nicht wählbar, sei in Kirchengemeinden, in denen viele AfD wählten, schwer vermittelbar.