Bonifatiuswerk bietet Begleitheft für RTL-"Passion"

"Die Passion auf die Straße bringen"

Am Mittwoch kommt "Die Passion" wieder als großes RTL-Live-Event ins Fernsehen. Begleitmaterial dazu liefert das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Generalsekretär Georg Austen erklärt, welche Chance man damit ergreifen will.

Die Jünger reisen auf E-Scootern durch die Stadt: René Casselly, l-r), Joey Heindle, Stefanie Hertel und Petrus (Timur Ülker) - eine Szene aus "Die Passion - Die größte Geschichte aller Zeiten" / © Stefan Gregorowius (dpa)
Die Jünger reisen auf E-Scootern durch die Stadt: René Casselly, l-r), Joey Heindle, Stefanie Hertel und Petrus (Timur Ülker) - eine Szene aus "Die Passion - Die größte Geschichte aller Zeiten" / © Stefan Gregorowius ( dpa )

DOMRADIO.DE: An der Passion im Popformat haben sich vor zwei Jahren bei der Premiere in Essen die Geister geschieden. Von einer Banalisierung haben die Kritiker gesprochen. Andere haben die Aufführung als niederschwelliges Angebot zu Ostern gelobt. Was sagen Sie?

Msgr. Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken): Die Ereignisse der letzten Tage Jesu und auch die Frage, wie man sie mitfeiern und miterleben kann, haben uns Christen immer beschäftigt und bewegt. Dies kann in unterschiedlicher Form geschehen, ob man an Oberammergau denkt oder an das, was in Essen geschehen ist oder jetzt in Kassel geschehen soll. Ich finde es wichtig, dass die Passion an biblischen Ereignissen orientiert auf die Straße gebracht wird. 

Georg Austen

"Ich habe erlebt, dass gerade viele junge Menschen angerührt wurden."

Ich mag auch in diesem Zusammenhang das Wort "niederschwellig" überhaupt nicht. Wer legt den die Schwelle fest? Wichtig ist doch, dass diese Ereignisse Menschen berühren. Und vornehmlich – so war es beim letzten Mal – haben Millionen gerade junger Menschen diese Sendung von RTL gesehen.

Natürlich gibt es unterschiedliche Geschmäcker und man kann ausloten, ob es ästhetisch und theologisch tiefgehend genug ist. Aber die Frage muss doch sein, inwieweit wir diese Botschaft, die viele gar nicht mehr kennen, wahrnehmen, uns damit auseinandersetzen oder über die Fragen des Glaubens sprechen können. Ich habe erlebt, dass gerade viele junge Menschen angerührt wurden. 

Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken / © Andreas Kühlken (KNA)
Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken / © Andreas Kühlken ( KNA )

Auch die Glaubenszeugnisse, die dort gegeben werden, sind authentisch, wenn Menschen über ihren Glauben berichten, während sie das Kreuz durch die Stadt tragen werden. Das ist für mich schon sehr berührend.

Von daher sollte man über das größte Ereignis unseres Glaubens in einen Dialog treten.

DOMRADIO.DE: Beim letzten Mal lag die Zuschauerquote bei RTL bei etwa drei Millionen Menschen. Das Bonifatiuswerk hat beim letzten Mal schon Begleitmaterial zur Verfügung gestellt. Das tun Sie auch in diesem Jahr wieder. Was genau heißt denn Begleitmaterial? Was haben Sie da vorbereitet? An wen richtet sich das?

Georg Austen

"Das ist doch für uns eine Chance."

Austen: Wir haben eine pastorale Arbeitshilfe erstellt, bei der es darum geht, die Passionserzählung und Informationen über die Glaubensinhalte des Osterereignisses an die Menschen weiterzugeben, aber auch Inspirationen für den Kreuzweg mitzugeben. Wie kann man über die Glaubensfragen ins Gespräch kommen? Welche Bedeutung hat das für uns? Gebete und liturgische Elemente sind darin erhalten. 

Wir haben aber auch ein Heft "Kirche im Kleinen" erstellt. Für viele Menschen sind die Inhalte dieser Tage, aber auch die Inhalte unseres Glaubens fremd oder fremd geworden. Das ist doch für uns eine Chance.

Auch als Bonifatiuswerk sehen wir die Chance, das weiterzugeben oder in den Gemeinden aufzugreifen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen sowie Gottesdienste zu gestalten. 

So können wir zeigen, dass dieses Ereignis und diese Tage für uns eine Bedeutung haben und es nicht nur eine Ferienwoche ist. Ostern bedeutet mehr für uns. Es ist das größte Fest des Kirchenjahres.

DOMRADIO.DE: Vor zwei Jahren haben Sie schon Begleitmaterial zu Verfügung gestellt. Können Sie was zur Nachfrage sagen? Gab es viele Gemeinden und Interessierte, die sich dieses Begleitmaterial heruntergeladen haben oder haben zuschicken lassen? Wie funktioniert das?

Austen: Man kann dieses Heft zum einen gedruckt bei uns bestellen. Die Nachfrage war diesmal so groß, dass wir es noch nachgedruckt haben. Aber man kann es auch bei uns auf der Seite des Bonifatiuswerkes herunterladen. Wir haben dieses Mal gemerkt, dass es auch aus den Gemeinden mehr Nachfragen gab.

Es ist durch das letzten Mal vielleicht auch etwas bekannter. In den Gemeinden hat man darüber gesprochen, es wahrgenommen und auch aufgenommen. Das ist erst mal positiv. 

Die Frage ist ja, wo die Menschen landen, die eine Glaubensfrage haben, nachdem sie das RTL-Ereignis gesehen haben? Wo können sie anknüpfen, wenn sie darüber nachdenken, was die Passion und Ostern für sie bedeuten?

Georg Austen

"Viele Menschen sind in diesen Tagen bewegt."

DOMRADIO.DE: Das Bonifatiuswerk sammelt auch Gebetsanliegen. Wie genau kann man sich das vorstellen?

Austen: Viele Menschen sind in diesen Tagen bewegt, wenn wir die Welt sehen, die zerrissen ist und wo es an allen Ecken und Enden brennt. Das bezieht sich aber auch auf das persönliche Leben, was Krankheiten, Fragen, Ängste und Hoffnungen angeht. Das Gebet ist für uns gerade auch in den Kar- und Ostertagen ein zentrales Anliegen. 

Menschen können uns ein Gebetsanliegen per E-Mail schicken. Das geben wir in die Gottesdienste weiter, denn im Gebet sind wir verbunden. Wir möchten es als Angebot für die Menschen sehen, die Gebetsanliegen oder Fragen haben. Die können das gerne an uns weiterleiten. Dann wird es in den Gottesdiensten der Kar- und Ostertage aufgegriffen.

Das Interview führte Elena Hong. 

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Das Bonifatiuswerk wurde 1849 in Regensburg bei der dritten Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands – einem Vorläufer der heutigen Katholikentage – als „Bonifacius-Verein für die kirchliche Mission in Deutschland“ gegründet. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754).

Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken (KNA)
Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
DR