DOMRADIO.DE: Hat die aktuelle Terrorgefahr in Europa Auswirkungen auf das Sicherheitskonzept am Kölner Dom?
Monsignore Guido Assmann (Kölner Dompropst und Generalvikar des Erzbistums Köln): Ja, seit den Weihnachtstagen finden Taschenkontrollen am Eingang des Domes statt. Als die Lage zu Weihnachten und Anfang des Jahres so akut war, war die Polizei in großer Stärke vor Ort und hat die Kontrollen eingeführt. Die Domschweizerinnen und -Schweizer führen diese nun fort.
Dafür steht im Moment ein weißes Zelt vor dem Dom, in dem wir die Taschen kontrollieren können, ohne dass Mensch, Tasche oder Inhalt im Fall von Regen nass werden. Man muss danach noch durch Drängelgitter durchgehen. Das sieht alles nicht sehr schön aus und wir wollen das über kurz oder lang ändern, wenn wir eine bessere Lösung gefunden haben.
DOMRADIO.DE: Die Kar- und Ostertage sind sehr hohe Feiertage. Das macht sie für Islamisten auch ideologisch zu einem geeigneten Ziel. Der Sprecher des NRW-Innenministeriums sagte das zumindest gestern so. Besteht für die Gläubigen eine Gefahr, wenn sie in den kommenden Tagen in die Messe gehen?
Assmann: Im Gegenteil. Ich lade herzlich ein, in unsere Kirchen zu kommen, unsere Gottesdienste und damit unseren Glauben zu feiern. Dazu haben wir an Weihnachten ebenso aufgerufen und die Menschen sind gekommen. Unsere Domschweizerinnen und Domschweizer schauen auf die Menschen, die kommen und kontrollieren die Taschen am Eingang.
Außerdem stehen wir in engem Kontakt mit der Polizei und mit dem Staatsschutz. Wir werden immer wieder gut über die Sicherheitslage am Dom informiert.
Die Polizei ist um den Dom herum sehr präsent, auch wenn man das nicht sofort sieht. Die Polizei bestreift den Dom und das Umfeld, so nennen sie das. Man sieht häufiger Polizeiwagen, die am Dom vorbeifahren oder auch Polizisten in Uniform. Die Polizei sagt, sie bewegen sich auch in Zivil um den Dom herum, weil das nicht auffällt. Wir wissen, dass wir nicht im Stich gelassen oder alleingelassen sind. Wir wissen, dass es eine gute Sicherheit gibt. Deswegen im Gegenteil.
DOMRADIO.DE: Die Polizei reagiert aktuell sehr sensibel auf Zwischenfälle oder Störungen.
Assmann: Ja, am vergangenen Samstag kam es zu einer Demonstration am Dom. Ich möchte aber sehr deutlich sagen, dass diese Demonstration nichts mit der aktuellen Sicherheitslage oder einem schlimmen Attentat zu tun hat, sondern die Demonstranten haben sich für die Rechte von Geflüchteten und für Asyl eingesetzt. Aber noch einmal: Das hat nichts mit dem zu tun, was uns alle im Moment so bedroht.
Ein Teil der Gruppe war im Dom und hat dort Gesänge angestimmt. Die Demonstranten im Dom waren auch sehr friedlich. Draußen allerdings war die Situation eine andere. Einige Demonstranten sind über einen Zaun und ein Baugerüst geklettert. Dort haben sie bengalisches Feuerwerk gezündet.
Das war eine wirklich gefährliche Situation für die Passanten, das Bauwerk und Weltkulturerbe Kölner Dom sowie für die Demonstranten selbst. Die Polizei war fünf Minuten nach der Alarmierung da und hat die Lage sofort in den Griff bekommen. Das waren keine schönen Bilder. Das sind Bilder, die wir nicht brauchen. Aber nochmals: Es hat nichts mit diesem schlimmen Attentat in Moskau und der sonstigen Sicherheit zu tun. Das möchte ich sehr deutlich sagen.
Das Recht auf Demonstration ist ein sehr hohes Gut. Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir Meinungsfreiheit in Deutschland haben. Um den Dom herum sind oft Demonstrationen. Aber es muss nicht auf einem Baugerüst des Kölner Domes mit einem Feuer sein, egal wie gut das Anliegen ist.
DOMRADIO.DE: Trotzdem fällt beim Blick auf die Domplatte auf, dass die Warteschlange immer länger werden, auch im Vergleich zu den letzten Wochen. Wird strenger kontrolliert oder kommen in den Ferien mehr Menschen?
Assmann: Beides kommt da zusammen. Anfang des Jahres kommen weniger Touristen nach Deutschland. Wahrscheinlich auch, weil die Temperaturen nicht so einladend sind. Da fliegt man lieber in wärmere Gegenden. Jetzt steigt zum einen die Zahl der Touristen in Köln wieder. Zum anderen kommen in den Osterfeiertagen und den Ferien mehr Menschen zum Dom.
Das fällt durch die Kontrollen der Taschen nun stärker auf. Manch einer weiß auch nicht, dass Koffer nicht mit in den Dom reingenommen werden dürfen. Was in Museen und Konzerthallen selbstverständlich ist, daran muss manch einer sich noch gewöhnen. Wir machen darauf geduldig aufmerksam und informieren auf unserer Homepage.
DOMRADIO.DE: Auf wie viel Wartezeit muss man sich zu den Liturgien an den Kar- und Ostertagen einstellen?
Assmann: Ich rate, zehn Minuten bis zu einer Viertelstunde früher zu kommen. Wenn der Einlass dann doch schneller geht, hat man einen schönen Platz im Dom und kann sich noch etwas besinnen. Es ist grundsätzlich besser, nicht von der Einkaufsstraße in die Liturgie zu stolpern. Ansonsten bleibt der Dom offen und ist regulär von 6:00 bis 20:00 Uhr geöffnet.
Unser Gedanke ist es, alle Menschen willkommen zu heißen. Egal, welcher Weltanschauung, egal welcher Religion. Jeder, der in den Kölner Dom kommen möchte, ist herzlich willkommen, wenn er dem Kölner Dom und unserem Glauben, für den der Dom als Gebäude der katholischen Kirche steht, den Respekt mitbringt. Dann ist jeder herzlich willkommen und darf hinein.
Das Interview führte Elena Hong.