Experte fordert politische Lösungen für Christen in Nahost

Ungewisse Zukunft

Vor einem Verschwinden der Christen aus den Nahen Osten warnt ein Experte Frank Schwabe. Nach dem Terror des IS setzten vor allem im Irak mangelnde politische Rechte und fehlende Lebensperspektiven der christlichen Minderheit zu.

Vier Männer, chaldäische Christen, warten an einem großen Kreuz an einer Straße auf die Durchfahrt von Papst Franziskus nach Erbil am 7. März 2021 in Karamless, Irak. / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Vier Männer, chaldäische Christen, warten an einem großen Kreuz an einer Straße auf die Durchfahrt von Papst Franziskus nach Erbil am 7. März 2021 in Karamless, Irak. / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD), hat sich besorgt über die Situation der Christen im Nahen Osten geäußert. 

Zukunft in der Region werde immer ungewisser

Ihre Zukunft in der Region werde immer ungewisser, beklagte Schwabe am Donnerstag in Berlin. Christen gehörten seit zwei Jahrtausenden zur Bevölkerung im Nahen Osten. "Es wäre dramatisch, wenn sie in wenigen Jahrzehnten komplett vertrieben würden", so Schwabe.

Frank Schwabe / © Jürgen Blume (epd)
Frank Schwabe / © Jürgen Blume ( epd )

Dabei bezog sich der Religionsfreiheitsbeauftragte besondere auf die christliche Minderheit im Nordirak. Mehr als eine Million irakische Christen hätten ihr Land in den vergangenen zwanzig Jahren verlassen. Heute lebten nur noch knapp 250.000 im Irak, überwiegend im kurdischen Teil.

"Schreckensherrschaft" des Islamischen Staates 

Die "Schreckensherrschaft" des sogenannten Islamischen Staates (IS) sei lange Jahre der Hauptgrund für Flucht und Auswanderung gewesen. Heute sind es Schwabe zufolge vor allem fehlende juristische und politische Gleichstellung der christlichen Minderheit im Land, mangelnde Zukunftsperspektiven und wachsende Einschränkungen für religiöse Minderheiten. 

Damit Christen wieder eine Zukunft im Land hätten, brauche es politische Lösungen für die schwierige Sicherheitslage und den schleppenden Wiederaufbau in der Niniveh-Ebene im Nordirak. Die Gegend galt früher als das christliche Herz des Irak. 2014 war dort der IS eingefallen, die Mehrheit der christlichen Einwohner war geflohen. Bis heute ist ein großer Teil dortiger Häuser, Kirchen und Infrastruktur zerstört.

Christen im Irak

Der Irak zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Dessen Ursprünge im Zweistromland werden bis auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeführt. Im irakischen Kernland, dem früheren Mesopotamien, stellten Christen vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit. Ihr Anteil nahm danach immer weiter ab.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw ( dpa )
Quelle:
KNA