Der Münchner Kardinal Reinhard Marx macht sich Sorgen um die Medienkompetenz in Deutschland.
In einem Radiobeitrag für die Reihe "Zum Sonntag", die am 7. April um 7.25 Uhr in Bayern 2 ausgestrahlt wird, mahnt der katholische Medienbischof ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zweifel und Vertrauen an.
Die Menschen sollten nicht leichtgläubig vermeintlichen Quellen vertrauen, die eher die eigene Sicht der Dinge verstärkten und die eigenen "Echokammern" bedienten. Falsch sei aber auch "pauschaler Zweifel".
"Gefährliche Entwicklung für unser Zusammenleben und für die Demokratie"
Die "populistische Nutzung der sozialen Plattformen" ebenso wie die Verbreitung KI-generierter Inhalte verstärkten die Schwierigkeit, richtige von falschen Nachrichten zu unterscheiden, erklärt der Erzbischof von München und Freising. Dies sei "insgesamt eine gefährliche Entwicklung für unser Zusammenleben und für die Demokratie". Ein gesundes Maß an Zweifel sei deshalb heute umso wichtiger für die Gesellschaft: "Wissen, Glaube und auch Vertrauen brauchen den Zweifel."
Auf der anderen Seite könne zu viel Misstrauen eine Gesellschaft ebenso beschädigen, räumt der Kardinal ein: "Leichtgläubigkeit auf der einen Seite und pauschaler Zweifel auf der anderen Seite verzerren die Wirklichkeit. Sie gründen nicht in einem positiven Menschenbild und zeugen auch nicht von Vertrauen in menschliche Beziehungen."
"Ungläubiger Thomas" als Beispiel für ein ausgeglichenes Verhältnis
Als Beispiel für ein ausgeglichenes Verhältnis aus Vertrauen und Zweifel führt Marx den "ungläubigen Thomas" an. Dieser habe sich selbst von der Auferstehung überzeugen wollen, "weil er nicht leichtgläubig war, aber auch nicht im Zweifel stecken geblieben ist".
Der Kardinal möchte die Menschen deshalb dazu einladen, ebenfalls "dem Zweifel Raum zu geben; legen wir den Finger in die wunden Punkte, damit wir verstehen, vertrauen und glauben können. Denn Glauben und Vertrauen haben nichts mit Leichtgläubigkeit zu tun."