Kardinal Victor Fernandez, Chefdogmatiker des Papstes, hat das umstrittene Dokument zur Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen verteidigt.
Vor Journalisten sagte der Präfekt des vatikanischen Glaubensdikasteriums am Montag im Vatikan, es sei in der Erklärung "Fiducia supplicans" vom Dezember vor allem um eine Ausweitung des Segnungsbegriffs gegangen. Dies sei eine Neuerung im katholischen Lehramt gewesen, wenn auch eine von "geringerer Bedeutung".
Wegen ihrer seelsorgerischen Dimension
Fernandez betonte, diese Neuerung sei Papst Franziskus dennoch sehr wichtig gewesen, wegen ihrer seelsorgerischen Dimension. Obwohl einige Liturgie-Experten diese Ausweitung des Segensbegriffs kritisiert hätten, habe der Papst sie so gewollt, und es sei sein Recht als Papst gewesen, sie einzuführen.
Gemäß dem erweiterten Segensbegriff könnten nun Geistliche außerhalb der Liturgie einen Segen erteilen, ohne dass die gesegnete Realität in allen Aspekten der kirchlichen Lehre entsprechen müsse, so Fernandez.
Nach Angaben des Glaubenspräfekten wurde das Thema der Segenserklärung seit Dezember sieben Milliarden Mal im Internet angeklickt. Bei einer Umfrage in Italien hätten 75 Prozent der Teilnehmer erklärt, dass sie die Erklärung gut finden.
Trans-Personen in der Kirche willkommen
Laut dem Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde sind auch Trans-Personen in der katholischen Kirche willkommen. Das gelte auch für andere Menschen, die Entscheidungen träfen, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmten, so der Präfekt bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung eines neuen lehramtlichen Dokuments zur Menschenwürde am Montag im Vatikan.
Auch wenn die Kirche Geschlechtsumwandlungen ablehne, gelte die Ablehnung nicht für die betroffenen Menschen selbst und die Seelsorge für sie.
In der Erklärung "Dignitas infinita" (Unendliche Würde) wird unter anderem das Thema "Geschlechtsumwandlung" aufgegriffen. Die katholische Kirche lehnt diese Praxis ab. Heutzutage gebe es eine Tendenz, die Wirklichkeit selbst erschaffen zu wollen, erklärte Fernandez den Standpunkt.
Menschen glaubten, allmächtig zu sein, mit ihrer Intelligenz und ihrem Willen alles erschaffen zu können, als hätte es nichts vor ihnen gegeben. Aber beim Thema Geschlechtsumwandlung gebe es noch tiefere Fragen, die nicht an der Oberfläche zu sehen seien, räumte er ein.