Seit Wochen streitet die katholische Kirche über die Segnung von Homosexuellen in einer Paarbeziehung. Eine Vatikanbehörde hatte das erlaubt. Nun hat der Papst angedeutet, dass er solche Segnungen auch schon erteilt hat.
Abermals hat Papst Franziskus die Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen verteidigt und dabei deutlich gemacht, dass er selbst bereits solche Segnungen erteilt hat. In einem Interview der italienischen Zeitschrift "Credere" sagte er:
"Niemand regt sich auf, wenn ich einen Unternehmer segne, der vielleicht Menschen ausbeutet - und letzteres ist eine sehr schwere Sünde. Gleichzeitig ereifert man sich, wenn ich einen Homosexuellen segne. Das ist Heuchelei!" Die Zeitschrift veröffentlichte das Interview am Mittwoch vorab.
"Aufnahmebereitschaft der Kirche für die Betroffenen"
Darin betonte der Papst, im Zentrum des Dokuments "Fiducia supplicans", in dem das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre die formlose Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen empfiehlt, stehe die Aufnahmebereitschaft der Kirche für diese.
Erstmals brachte der Papst das Wort "Respekt" in die Segnungs-Debatte ein und sagte: "Wir alle müssen einander respektieren. Alle!"
Auf die Gegenfrage, wie man denn ein homosexuelles Paar segnen könne, deutete der Papst an, dass er selbst auch schon gleichgeschlechtliche Menschen in Paarbeziehungen gesegnet habe. Er führte aus: "Aber ich segne keine 'homosexuelle Ehe', ich segne zwei Personen, die sich lieben, und ich bitte sie, auch für mich zu beten."
"Den Segen darf man niemandem verweigern!"
Wenn ihn Homosexuelle oder wiederverheiratete Geschiedene in der Beichte ansprächen, bete er mit ihnen und dann "segne ich sie immer. Den Segen darf man niemandem verweigern!" Weiter führte er aus: "Achtung, ich spreche von Personen, von Menschen, die in der Lage sind, die Taufe zu empfangen."
Das "Segensdokument" Fiducia supplicans vom 18. Dezember hatte in vielen Ländern sowie innerhalb des Vatikans eine heftige Debatte ausgelöst. Unter anderem hatten sich die afrikanischen Bischöfe mit großer Mehrheit dagegen gestellt.