Schavan hält Theologie für unverzichtbar

"Wichtig für die Diplomatie"

Die frühere Ministerin und Vatikanbotschafterin Schavan sieht einen wachsenden Bedarf an theologischem Fachwissen, gerade jenseits von kirchlichen Berufen. Das schreibt Schavan in einem Theologie-Sonderheft der "Herder Korrespondenz".

Symbolbild Studierende der Theologie in einem Hörsaal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Symbolbild Studierende der Theologie in einem Hörsaal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Weltweit bezeichneten sich 80 Prozent aller Menschen als religiös, so die ehemalige Bundesbildungsministerin. Religiöse Haltungen und Deutungen seien relevant für die Konflikte wie für den Zusammenhalt. "Wer davon zu wenig weiß, tut sich schwer, diese Welt zu verstehen. Deshalb sind Theologinnen und Theologen wichtig für die Diplomatie und die internationale Politik", so Schavan.

Annette Schavan / © Laurence Chaperon (lc)
Annette Schavan / © Laurence Chaperon ( lc )

Das am Montag erschienene Sonderheft "Theologie - warum das Fach Zukunft hat" bringt Theologinnen und Theologen des deutschen Sprachraums für eine Standortbestimmung der christlichen Theologie zusammen. Ausblicke gibt es auch auf jüdische und islamische Theologie. Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Theologie-Disziplinen beschreiben, was und wie Theologie zu gesellschaftspolitischen, ethischen und religiösen Debatten der Gegenwart und Zukunft beitragen kann. Im Hintergrund steht die Beobachtung, dass die Zahl von Theologie-Studierenden an den deutschen Universitäten seit Jahren sinkt.

Theologie in "Phase der Selbstaufklärung"

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, spricht sich für die Stärkung einer "öffentlichen Theologie" aus. Dabei gehe es nicht um die Politisierung von Theologie, sondern darum, theologisch reflektierte Überlegungen bei ethischen oder sozialen Grundsatzfragen einzubringen.

Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch ( epd )

Die Bochumer Theologin Katharina Klöcker sieht die Theologie derzeit in einer Phase der Selbstaufklärung. Es gelte auch, weiterhin die Erschütterung der Skandale um sexualisierte Gewalt und Vertuschung im Raum der Kirche aufzuarbeiten. So sei es wichtig, insbesondere das Leid von Menschen stärker zum Ausgangspunkt von theologischen Überlegungen zu machen. "Hier könne unter bestimmten Umständen die Religion eine aktive Rolle in zivilgesellschaftlichen Prozessen spielen", betont Klöcker. Sie verweist auf den Theologen Johann Baptist Metz, der Empathie oder Mitleidenschaft ("Compassion") als einem Schlüsselbegriff des Christentums beschrieben habe.

Weniger Theologiestudierende an deutschen Unis

An deutschen Universitäten studieren weniger Menschen Theologie als noch vor fünf Jahren. Die Gründe für diesen Rückgang seien sehr verschieden, sagte Gerald Kretzschmar, Studiendekan der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im gesamten Bereich der Geisteswissenschaften gebe es einen Rückgang der Studierendenzahlen. Vergleiche man die Entwicklung der Erstsemesterzahlen mit denen der Konfirmationen, sehe man laut Kretzschmar eine Korrelation.

Die Neue Aula, eines der Hauptgebäude der Eberhard Karls Universität Tübingen (Universität Tübingen)
Die Neue Aula, eines der Hauptgebäude der Eberhard Karls Universität Tübingen / ( Universität Tübingen )

 

Quelle:
KNA