Johanniter bieten Kochgruppe für Trauernde an

"Köstlich tröstlich"

Wenn ein nahestehender Mensch verstirbt, fällt es den Angehörigen oft schwer, für sich selbst zu sorgen. Unter dem Motto “Köstlich tröstlich” bieten die Johanniter deshalb jeden Monat ein gemeinsames Kochen in Köln-Sürth an.

 © batjaket (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Warum Kochen mit Trauernden und kein normaler Gesprächskreis oder eine Trauergruppe? 

Katrin Jakobs (Fachbereichsleiterin Ambulanter Hospizdienst bei den Johannitern): Ich zitiere mal die berühmte Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross, eine der bekanntesten Autorinnen und Forscherinnen auf dem Gebiet der Trauerbegleitung. Sie hat gesagt, Trauer und Freude können gleichzeitig existieren. Genau darum geht es uns. Trauernde sitzen am gedeckten Tisch und kommen nicht dazu, für sich alleine was zu kochen. In Zeiten der Trauer möchte man sich oft zurückziehen. Die Lust am Essen fehlt. Die Vorstellung, für sich alleine zu sorgen, lähmt einen. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass wenn man mit anderen Trauernden zusammen isst und sieht, dass es anderen genauso geht, man durchaus in der Trauer auch Freude erleben kann. 

Katrin Jakobs

"In Zeiten der Trauer möchte man sich oft zurückziehen. Die Lust am Essen fehlt."

DOMRADIO.DE: Wie genau läuft das so ein Nachmittag ab? Ist da ein Koch dabei? 

Jakobs: Nein, wir treffen uns ganz ungezwungen. Wir haben keinen professionellen Koch. In der Regel sind wir zwei Mitarbeitende vom ambulanten Hospizdienst für den Kölner Süden dabei, das können mal ehrenamtliche und mal hauptamtliche Mitarbeitende sein. Wir kochen, was uns einfällt, was wir gemeinsam besprechen. Interessanterweise kommen auch Trauernde, die sagen, ich koche ungern für mich alleine und kann auch gar nicht so wirklich kochen. Aber es ist natürlich kein Kochkurs. Es ist jetzt nicht so, dass einer vorkocht und die anderen zuarbeiten, sondern wir kochen alle zusammen gemeinsam und verbringen dabei Zeit miteinander. Wir treffen uns schon nachmittags, sodass wir erstmal eine Art Gesprächskreis haben. Da kommen auch schon mal Gefühle hoch, da gibt es auch Tränen. Das ist aber in diesem geschützten Rahmen immer überhaupt kein Problem, weil alle ja wissen, warum sie zusammenkommen. 

Katrin Jakobs

"Da kommen auch schon mal Gefühle hoch, da gibt es auch Tränen."

DOMRADIO.DE: Möglicherweise schneidet man also eine Paprika und erzählt währenddessen von der verstorbenen Freundin, deren Lieblingsessen das war... Etwa so?

Jakobs: Ja, genau. Interessanterweise kennt man sich dann gegebenenfalls auch schon. Wir haben es zum Beispiel erlebt, dass sich Menschen schon mal auf dem Friedhof getroffen haben, aber nie miteinander ins Gespräch gekommen sind und über dieses gemeinsame Tun in der Trauer zueinander gefunden haben. Daraus sind dann Freundschaften entstanden.

Zusammen kochen ist wie Therapie / © Roman Chazov (shutterstock)
Zusammen kochen ist wie Therapie / © Roman Chazov ( shutterstock )

Das Schöne ist auch, dass sich von Mal zu Mal mehr Vertrauen entwickelt, sodass wirklich auch gemerkt wird, es ist überhaupt kein Problem, wenn ich mich jetzt hier mal fallen lasse und dann auch mal ein paar Tränchen verdrücke und von meinem Mann erzähle oder von der Mutter oder wer auch immer die Person ist, die man verloren hat. 

DOMRADIO.DE: Sie haben eine Trauerbegleitungsausbildung. Das ist wahrscheinlich wichtig, oder? 

Jakobs: Ja, durchaus. Auch unsere Ehrenamtlichen haben eine Qualifikation gemacht, eine Befähigung zur Trauerbegleitung. Es können maximal acht Personen zum Kochen kommen, weil wir immer zwei Begleitungen haben, damit eine Person sich mit jemandem zurückziehen kann, Gespräche führen kann, wenn die Gruppensituation jemandem zu viel wird. 

DOMRADIO.DE: Man sagt "Liebe geht durch den Magen". Tut Trauer das auch? 

Jakobs: Das ist eine gute Frage. Ich glaube sehr wohl, dass viele unter Appetitlosigkeit leiden und die Gemeinschaft scheuen. Wir versuchen  mit unserem Angeboten genau dagegen zu arbeiten und zu zeigen, dass es durchaus auch schön sein kann, etwas gemeinsam zu machen. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Viele Menschen glauben an Leben nach dem Tod

Viele Menschen in Deutschland glauben, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Jeder Fünfte erklärte laut einer aktuellen Umfrage, wenn der Körper sterbe, entweiche die Seele und lebe in einer Art himmlischem Zustand weiter.

Mehr als ein Drittel (36 Prozent) ist überzeugt, dass ein verstorbener Mensch nur in den Erinnerungen anderer weiterlebt, wie aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des evangelischen Monatsmagazins "chrismon" (April-Ausgabe) hervorgeht.

Eine Amsel auf einem Grab / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Amsel auf einem Grab / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR