Die Glocken der Grabeskirche verkündeten am Samstag um 14.14 Uhr das Herabkommen des Feuers. Unter lautem Jubel wurde während der Zeremonie das "Heilige Feuer" aus dem Grab Jesu an die seit Stunden wartenden Gläubigen weitergereicht.
Nach orthodoxem Volksglauben entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle, die als Ort des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu verehrt wird. In den ersten 33 Minuten nach Entzünden soll das Feuer dem alten Brauch zufolge keine Verbrennungen verursachen. Die Feier wurde live im Internet übertragen.
Leibwächter des griechischen Konsuls in einen Streit mit örtlichen Sicherheitskräften
Für kurze Aufregung sorgte dabei ein Handgemenge. Aus ungeklärter Ursache geriet der Leibwächter des griechischen Konsuls in einen Streit mit örtlichen Sicherheitskräften. In der Folge wurde der Mann rüde aus dem Gotteshaus gezerrt.
Die israelische Polizei hatte die Zugänge zum christlichen Altstadtviertel seit den frühen Morgenstunden abgeriegelt. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, dass einheimische Christen am Betreten der Jerusalemer Altstadt gehindert worden seien.
Zahl der Teilnehmenden auf 4.200 begrenzt
Die Polizei hatte unter Verweis auf fehlende Notausgänge und Sicherheitsvorkehrungen die Zahl der Teilnehmenden auf 4.200 begrenzt, davon 2.700 in der Kirche selbst. Nur Personen mit Einlasskarten wurden in den Bereich der Grabeskirche vorgelassen.
Insgesamt war die Zahl der Personen, die an den Feiern der Heiligen Woche teilnahmen, in diesem Jahr deutlich niedriger als zuvor. Seit Beginn des Nahost-Kriegs am 7. Oktober sind Tourismus und
Pilgerverkehr in der Region eingebrochen.
1.200 Jahre alte Tradition
Wegen verschiedener Kalenderberechnungen feiern die Ostkirchen 2024 das Osterfest erst am 5. Mai. Die 1.200 Jahre alte Tradition des Feuerwunders gilt dabei als Höhepunkt der Feiern in Jerusalem. Das Feuer wird an die Gläubigen in der Kirche und in den Altstadtgassen weitergereicht sowie mit Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht.
In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Streit um die bei der Feier erlaubten Teilnehmerzahlen gegeben. Kirchen und palästinensische Vertreter kritisierten jede Beschränkung als Eingriff in die Religionsfreiheit.
2022 hatten die Kirchen vor dem obersten israelischen Gericht zwar nicht die vor der Corona-Pandemie üblichen 10.000 Teilnehmer in dem Gotteshaus erstritten, immerhin aber 4.000 statt der polizeilich erlaubten 1.800. Auch 2023 sorgte die von der Polizei festgelegte Höchstgrenze von 1.800 Personen in der Grabeskirche für Unmut.