Kapitelsamt im Kölner Dom

Zehnter Sonntag im Jahreskreis

DOMRADIO.DE übertrug am zehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Hans-Josef Radermacher.

Blick auf den Kölner Dom / © saiko3p (shutterstock)

Unter der Leitung von Joachim Geibel sang die Domkantorei Köln die Missa Brevis von Knut Nystedt und "Siehe, das ist Gottes Lamm" von Gottfried August Homilius. An der Orgel: Winfried Bönig.

In seiner Predigt sprach er über die Friedensfindung. In einer Welt mit autoritären Machthabern und Egomanen sei Frieden zwar möglich, "aber er kommt nicht allein." Die Welt sei kein Bild, wie Gott gegen den Teufel. Dies sei "vereinfachendes Schwarz-Weiß-Denken", so Radermacher. 

Der Domkapitular fragt: "Wie passt Jesus als Heiland in diese Welt?" Radermacher macht klar, dass die Botschaft Jesu auf das Gute im Menschen aus war, jedoch "gibt es nichts Gutes, außer man tut es", zitiert er Jesus. 

Gutes tun sei wichtig: "Aber Gewalttäter können nicht mit Worten gestoppt werden", sagt Radermacher. Vorher gebe es einen Teufelskreis aus noch mehr Gewalt, Verletzungen und Hass. Es kostete Kraft und Überwindung dabei Gutes zu tun und nicht den Täter zu töten, sondern ihm zur Umkehr zu bewegen, so Radermacher iin seiner Predigt.



„Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk 3,35)

Auslegung zum Sonntagsevangelium Mk 3, 20–35
von Thomas Küttler 

Wie oft ist das schon geschehen, dass ein junger Mensch, der aus den gewohnten Bahnen aufbrach, die ihm Elternhaus und Herkommen vorschrieben, für „ausgeflippt“ erklärt, zum „Aussteiger“ gestempelt wird, den man schon um seiner selbst willen schleunigst wieder einfangen muss.

Das Gleiche widerfährt Jesus auch. Doch bei ihm hat es noch eine andere Dimension. Er, der Sohn Gottes, muss die Menschen, die ihm auf natürliche Weise nahe waren, zutiefst befremden und beunruhigen. Vielleicht steht hinter der Aktion der Angehörigen tatsächlich die gute Absicht, Jesus in den Schutz der Familie zurückzuholen, oder die Forderung, er möge sich als ältester Sohn seinen familiären Verpflichtungen stellen. Aus beidem spräche nur ihre Verständnislosigkeit, mit der sie der Sendung und dem Anspruch Jesu gegenüberstehen. Sie hatten es wohl besonders schwer, sich diesem Anspruch zu stellen. 

Die natürliche Nähe wird zum Hindernis und führt in die Distanz, weil aus ihr eigene Ansprüche und Vor-Urteile abgeleitet werden. Das war das Problem der Landsleute Jesu in Nazareth und im weiteren Sinne das des ganzen Volkes Israel. Ja, in gewisser Weise wiederholt sich das immer dann, wenn Menschen meinen, ein selbstverständliches Zugehörigkeitsverhältnis zu Jesus zu haben.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Juni 2024

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