Die Arbeitsstelle für Papsturkundenforschung konnten sie einen Teil der einzig erhaltenen päpstlichen Papyrusurkunde nördlich der Alpen aus dem Jahr 891 identifizieren, wie Akademiesprecherin Adrienne Lochte am Dienstag mitteilte.
Das bisher unbestimmte Fragment war im Diplomatischen Apparat, einer Sammlung der Universität Göttingen, aufbewahrt worden. Die Göttinger Experten konnten rekonstruieren, dass die Urkunde im Jahr 1812 aus dem Paderborner Raum nach Göttingen gelangte, zusammen mit hunderten anderen Urkunden aus säkularisierten Kirchen im damaligen napoleonischen Königreich Westphalen (1807-1813).
Besonderheit: griechische Schriftzüge
Einzigartig ist Lochte zufolge, dass auf dem Göttinger Fragment griechische Schriftzüge zu sehen sind. Es handele sich um den Schlussteil einer Urkunde Papst Stephans V. für das Kanonissenstift Neuenheerse bei Paderborn. Mit der Urkunde habe der Papst die Gründung des Klosters bestätigt und ihm die wirtschaftliche Eigenständigkeit zugesichert.
Der Hauptteil der Urkunde lagert im Staatsarchiv in Münster.
Insgesamt sind in Europa weniger als 30 päpstliche Originalpapyri erhalten. Papyrus war der Beschreibstoff, auf dem die Päpste in Rom bis etwa zum Jahr 1000 ihre Urkunden ausstellten, bevor sie nach und nach auf das haltbarere Pergament umstellten. Ab dem Herbst soll das Fragment in Paderborn in der Ausstellung "Corvey und das Erbe der Antike" zu sehen sein, womöglich in Vereinigung mit dem Münsteraner Hauptteil. Die Ausstellung wird vom 21. September bis 26. Januar im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen sein.