Emotionale Appelle für weltweiten Frieden stehen im Mittelpunkt des Papstbesuchs in Verona am Samstag. Bei einer Veranstaltung in der weltberühmten Arena der italienischen Stadt baten die Teilnehmer Franziskus um Hilfe im Einsatz für eine bessere Welt. Das katholische Kirchenoberhaupt wiederum appellierte an die gemeinsame Verantwortung aller Menschen für Frieden.
Der Friedensnobelpreis müsste eigentlich Pontius-Pilatus-Preis heißen, weil die Menschheit Meister darin sei, ihre Hände in Unschuld zu waschen, bemerkte der Papst sarkastisch. Jeder sei verpflichtet, nicht wegzuschauen, sondern sich für andere einzusetzen - besonders für gesellschaftlich Ausgegrenzte. "Um allen Formen von Krieg und Gewalt ein Ende zu setzen, müssen wir den Kleinen beistehen, ihre Würde achten, ihnen zuhören und dafür sorgen, dass ihre Stimme ungefiltert gehört werden kann", so Franziskus vor rund 12.500 Mitgliedern katholischer Sozialbewegungen.
Geduld für die Pflege des Friedens
Geduld brauche es für die Pflege des Friedens, Dialog für die Beseitigung unvermeidlicher Konflikte. Sie vermeiden oder ignorieren zu wollen, gleiche einer "Zeitbombe". Als "Selbstmord" indes bezeichnete der Papst den Weg, Spannungen lösen zu wollen, indem nur einer Seite Recht zugesprochen werde. "Uniformität brauchen wir nicht, sondern Einheit", mahnte er.
Der Zivilgesellschaft komme eine entscheidende Rolle zu. Eine Gesellschaft im Dialog sei eine Gesellschaft der Zukunft, betonte Franziskus. Er rief auch die politisch Verantwortlichen zur Zusammenarbeit auf: "Um solide Friedensprozesse aufzubauen, muss die Autorität das Gute in jedem Einzelnen zu schätzen wissen, Vertrauen haben und den Menschen das Gefühl geben, dass sie ihrerseits einen wichtigen Beitrag leisten können."
Wo hingegen Individualismus herrsche, verschwinde Gemeinschaft - ein solcher Prozess sei wahrscheinlich die Wurzel von Diktaturen, so der Papst."Ich bin zunehmend davon überzeugt, dass die Zukunft der Menschheit nicht nur in den Händen großer Verantwortungsträger, großer Mächte und Eliten liegt. Sie liegt vor allem in den Händen der Völker."
Emotionale Szenen aus Nahost
Für emotionale Szenen sorgte der Auftritt zweier junger Männer aus Israel und Palästina. Beide verloren Angehörige im aktuellen Nahost-Krieg. Auf ihr Zeugnis folgte eine Umarmung mit dem Papst, der seine Sprachlosigkeit zum Ausdruck brachte und eine Schweigeminute ausrief. Möge jeder in seinem Herzen für den Frieden beten und für sich selbst die Entscheidung treffen, sich für ein Ende der Kriege einzusetzen, so Franziskus. Er fügte hinzu: "Beten wir für den Frieden."
Die Veranstaltung "Arena di Pace" geht auf eine Initiative katholischer Sozialbewegungen aus dem Jahr 1986 zurück. Bis 2014 trafen sich Gruppen in der Arena im Zentrum Veronas, um über soziale Gerechtigkeit und Wege zum Frieden zu diskutieren. Anlässlich des Papstbesuchs und angesichts globaler Krisen und Kriege wurde die Veranstaltung nun wiederbelebt.
Wie Frieden entstehen kann
Franziskus hat außerdem einen Friedensappell von Müttern aus Israel und Palästina unterschrieben. "Ihr Weber des Dialogs im Heiligen Land, bittet die Staats- und Regierungschefs der Welt darum, auf eure Stimmen zu hören, darum, euch in die Verhandlungsprozesse einzubeziehen", sagte der Papst am Samstagvormittag bei einem Besuch in Verona. Vereinbarungen entstünden aus der Realität, nicht durch Ideologien, sagte der Papst: "Frieden entsteht mit den Füßen, den Händen und den Augen der beteiligten Völker."
Der Friedensappell wurde dem Papst stellvertretend von dem Israeli Maoz Inon und dem Palästinenser Aziz Sarah zur Unterschrift gereicht. Beide haben Familienmitglieder im aktuellen Krieg verloren. Die Unternehmer hatten zuvor eindrücklich über ihre dadurch entstandene Freundschaft berichtet. «Unser Schmerz hat uns vereint», sagten sie Arm in Arm auf der Bühne der Arena von Verona. Der Papst erhob sich daraufhin und umarmte die beiden spontan. Seine vorbereiteten Worte legte er beiseite. "Angesichts des Leids diese beiden Völker fehlen einem die Worte", sagte Franziskus und leitete eine Schweigeminute ein, in der die Anwesenden für den Frieden im Heiligen Land beten sollten.