Mit Gottesdiensten haben Christen weltweit am Sonntag das Pfingstfest gefeiert. Papst Franziskus ermutigt die Christen erneut zum Einsatz für eine bessere Welt. Unterstützung sollten die Menschen vom Heiligen Geist bekommen.
Zum Fest des Heiligen Geistes hob er im Petersdom dessen Bedeutung für den Kampf gegen das Böse hervor. Der Heilige Geist spende Mut und Kraft zur Verkündigung einer Frohen Botschaft, die für "alle, alle, alle" einladend sei, betonte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntagmorgen.
Auch die deutschen Bischöfe der katholischen und evangelischen Kirche und die Vertreter des Glaubens erinnerten in ihren Predigten an die Botschaft von Pfingsten und an die Geburtsstunde der Kirchen.
Bistum Aachen - Bischof Helmut Dieser
Der Aachener Bischof Helmut Dieser etwa hat dazu aufgerufen, das Pfingstfest voller Glauben und voller Trost zu feiern. "Pfingsten ist das Wunder, frei zu werden, Depressivität zu überwinden und wieder freimütig und ohne Angst zu reden", sagte Dieser laut Predigttext am Pfingstsonntag im Aachener Dom. Es komme darauf an, sich von diesem Heiligen Geist anstecken zu lassen und sich der Verheißung zu öffnen. Es sei der Geist der Wahrheit und der Beistand gegen alle Schwierigkeiten, der dafür sorge, dass die Menschen sich heute an Gott freuen könnten.
"Nach dem ersten Pfingstfest in Jerusalem geschah das Unvorhersehbare: rund um das Mittelmeer entstanden Gemeinden, in denen der Glaube an Jesus immer mehr Menschen erfasste", sagte der Bischof weiter. Sie hätten verschiedene Sprachen gesprochen und seien aus anderen sozialen und kulturellen Prägungen gekommen, doch sie hätten sich als Organismus verstanden, in dem alle mit demselben Geist benetzt und durchtränkt seien. "Das ist das göttliche Wunder des Heiligen Geistes und die beglückende Freude des heutigen Pfingstfestes."
Erzbistum Köln - Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki
Zu Pfingsten hat der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki den Heiligen Geistes als das größte Geschenk Gottes bezeichnet. Denn letztlich brauche es die Kraft des Heiligen Geistes, um Gott und sich selbst erkennen zu können, so Woelki. Um Jesus und einander zu erkennen, brauche es Vertrauen und dass man bereit sei, sich selbst "aus der Hand zu geben". Dann entstehe wahre Begegnung, die im Letzten unverfügbar sei, beginnt der Kardinal seine Predigt im Kölner Dom. Sie sei jedoch ein Geschenk, das man nicht selbst herstellen könne.
"Je selbstloser wir sind, umso reicher können wir uns mitteilen und umso deutlicher können wir voneinander erfahren, wer wir sind", verdeutlicht Woelki. In der Liebe zueinander gebe man sich zu erkennen. Die Liebe trage und schaue das Wesen und das Herz des Anderen. Sie lehre, den inneren Namen auszusprechen. Dafür bräuchte es den Heiligen Geist, verdeutlicht der Kölner Erzbischof: "Der Heilige Geist ist das größte Geschenk Gottes an uns. Mehr kann uns Gott nicht geben". Er lebe auf dem Grund eines jeden Menschen und warte darauf ihn "zu durchdringen" und "in die Tiefen Gottes" mitzunehmen.
Dies gelte es anzunehmen und geschehen zu lassen, was jedoch "eigenartigerweise" das Schwierigste zu sein scheine. Doch indem man den Geist Gottes rufe, öffne man sich für Ihn. "Pfingsten befähigt uns dazu", ermutigt Kardinal Woelki zum Schluss seiner Predigt.
Bistum Limburg - Bischof Georg Bätzing
Der Limburger Bischof Georg Bätzing bezog sich in seiner Pfingstpredigt auf das katholische Gesangbuch "Gotteslob". Er sehe es als eine "Zeitkapsel" und Handbuch des Glaubens, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Pfingstpredigt im Limburger Dom laut Manuskript. "Und die früheren Gebet- und Gesangbücher erzählen, was damals als wichtig und unterstützenswert galt. Die Zeiten ändern sich - und wir uns mit ihnen." Vor zehn Jahren, zu Pfingsten 2014, sei das neu erarbeitete "Gotteslob" in Limburg eingeführt worden.
Bätzing warb dafür, das Gesangbuch zum Jahrestag wieder in die Hand zu nehmen und darin vielleicht Überraschendes zu finden: "Es lohnt sich wirklich." Da in fast allen Kirchen und Kapellen das Buch ausliege, nehme man es zu Hause eher selten zur Hand. Bätzing sagte, dass viele Gläubige in Zeiten der Corona-Pandemie das "Gotteslob" wiederentdeckt hätten. Sie hätten Zeiten des Gebetes als tröstend und stärkend empfunden.
Bistum Hildesheim - Bischof Heiner Wilmer
Im Deutschlandfunk betonte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, dass es ohne Pfingsten ein bisschen so wäre, als hätten die Menschen keinen Grund mehr zur Hoffnung. "Hoffnung ist für mich mehr als nur Optimismus." Hoffnung sei stark, "denn Hoffnung ist für mich die Gewissheit, dass in Gott etwas Sinn macht zu tun, egal, wie es ausgeht." Pfingsten tue der Kirche gut. "Pfingsten für unsere Kirchen heißt für mich etwas entspannter sein, tiefenentspannter und der Kraft und der Überraschung des Heiligen Geistes zu vertrauen."
Bistum Augsburg - Bischof Bertram Meier
Zu Völkerverständigung und Vergebung rief der Augsburger Bischof Bertram Meier auf. Es gehöre zu den christlichen Grundhaltungen, allen Menschen offen und respektvoll zu begegnen, sagte Meier laut Manuskript beim 74. Sudetendeutschen Tag in Augsburg.
Der Bischof widmete sich auch dem Thema Vergebung: «Angesichts der schrecklichen Kriege in der Ukraine, im Heiligen Land und in anderen Ecken der Welt ist es für die Schaffung und den Erhalt des Friedens unbedingt notwendig, Wege der Gewaltüberwindung zu suchen.» Auch wenn sich ein Land aus Notwehr selbst verteidigen müsse, dürften die Kanäle des Dialogs nie aufgegeben werden.
Erzbistum Freiburg - Erzbischof Stephan Burger
In seiner Predigt zum Pfingstsonntag hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger die christliche Friedensbotschaft und die Unverhandelbarkeit der Menschenwürde in den Fokus gestellt. "Pfingsten ist ein Fest, das doch die Welt zum Besseren verändern könnte, würden sich nur möglichst viele diese eine Botschaft zu eigen machen", sagte der Erzbischof laut Mitteilung im Freiburger Münster. Die Friedensarbeit und der Einsatz für den Schutz von Menschenleben endeten nicht in Kriegs- und Krisengebieten. Sie erstreckten sich auch auf aktuelle Diskussionen in Deutschland sowie auf das Leben der einzelnen Christen.
Burger berichtete von seiner Reise in die Demokratische Republik Kongo. Er hatte in der vergangenen Woche unter anderem Flüchtlingslager in Goma besucht. "Ich durfte in ein Gefängnis Einblick nehmen, das für 350 Personen ausgelegt ist, in dem aber zwischen 3.000 und 4.000 Mann inhaftiert sind.» Ihm fehlten die Worte, diese katastrophalen, menschenunwürdigen Verhältnisse zu beschreiben. "Wie lange noch müssen wir diesem schier unfassbaren Elend auf unserem Planeten zusehen?"
Mit diesem Leid im Kongo und an vielen anderen Orten sollten sich Christen nicht abfinden, insbesondere zu Pfingsten. Stattdessen sei es Aufgabe eines jeden, den Frieden im Miteinander des Lebens zu finden. Jeder könne zu einem besseren Miteinander beitragen. Sich mit dem Unterschied von Gut und Böse auseinanderzusetzen, Versöhnung zu erfahren, sei keine Sache nur von Erwachsenen, sondern auch schon für Kinder.
Erzbistum Bamberg - Erzbischof Herwig Gössl
Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat zum Pfingstfest dazu aufgerufen, den Teufelskreis von Rache und Vergeltung zu durchbrechen. "Es bringt nichts, wenn andere die gleiche, schreckliche Erfahrung machen müssen wie ich", sagte Gössl am Sonntag im Bamberger Dom. Es koste aber Überwindung, versöhnlich zu sein, Friedensangebote zu machen und diese auch durchzuhalten. Der Heilige Geist sei die Quelle aller Friedensgespräche, der Grund aller Hoffnung auf eine bessere, friedliche Zukunft.
Gössl sagte, die Bereitschaft zu Gewalt beschränke sich nicht auf Menschen in Kriegsgebieten. Vielmehr schlummerten diese Potenziale wahrscheinlich in allen Menschen. Attentate, Hasstiraden, Freude an der Erniedrigung anderer, üble Verdächtigungen gingen oft von ganz normalen Zeitgenossen aus. Der Erzbischof hielt diesem Befund die Zusage Jesu Christi "Der Friede sei mit euch" entgegen. Dies sei weder eine Zauberformel noch Beschwichtigung, sondern "ein durchlittenes, ein durch Leben und Leid gesättigtes Wort. Und darum ist es glaubwürdig."
Bistum Passau - Bischof Stefan Oster
Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte, in der herausfordernden Zeit für die Kirche brauche es Menschen, "die Feuer haben". Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz ging ebenfalls auf Krisen in Gesellschaft und Kirche ein: Ein "Um-sich-selber-Kreisen" der Kirche führe dazu, dass die Wirksamkeit und Auseinandersetzung in den politischen und ethischen Diskursen leide. Der Geist Jesu sei eine extrovertierte Kraft, die das Kreisen um sich selbst durchbreche.
Bistum Würzburg - Bischof Franz Jung
Der Bischof von Würzburg, Franz Jung, bezeichnete Pfingsten als das größte Fest der Inspiration. Diese könne blockiert werden durch Routine und Angst vor Veränderung, aber auch durch Erfolgsdruck und Perfektionismus. Es fördere die Inspiration, wenn Menschen Frieden machen könnten mit einer leidvollen Vergangenheit.
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands - Bischöfin von Hamburg Kirsten Fehrs
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat im Gottesdienst am Pfingstsonntag in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi zur Beteiligung an der Wahl des Europäischen Parlamentes aufgerufen. Es gehe darum, "Europa die Stimme zu geben" und es so zu stärken. In den kommenden Jahren seien viele Krisen zu bewältigen, dafür brauche es ein handlungsfähiges Europa. Das sei nur gemeinsam möglich, "mit der Liebe zur Verschiedenheit".
Auf den Straßen mache sich Hass breit, Spaltungen drohten Gesellschaft und Demokratie zu zerreißen. Vor diesem Hintergrund brauche es die Kraft des Heiligen Geistes, Gemeinsinn und Zusammenhalt.
Es bewege sie, dass an Pfingsten ein Geist der Zuneigung und Verständigung als einigendes Band der Verschiedenen gegenwärtig sein wolle. "Ein Verständigungsort - das trifft den Nerv der Zeit", befand Fehrs, denn aktuell stehe es um die Friedfertigkeit in der Diskurskultur nicht gut. "Die Sprache gerät an ihre Grenze, und Kompromisse rücken in weite Ferne." Stattdessen seien Angriffe auf demokratische Politiker zu erleben, und Hass auf Andersdenkende breche sich Bahn. "Wenn es dazu eine Gegenbewegung gibt, dann in der Kirche, die heute Geburtstag feiert!", erklärte Fehrs. Gottes Geist rüttle dazu auf, "dass wir eben mit Geistesgegenwart den dumpfen Parolen, die Spaltung wollen, unsere Einigkeit entgegenstellen".
Evangelisch-lutherische Landeskirche Bayern - Landesbischof Christian Kopp
Der bayerische Landesbischof Christian Kopp rief in seiner Pfingstpredigt in der Münchner St. Matthäuskirche dazu auf, die Demokratie in Europa zu verteidigen und wählen zu gehen. Mit Blick auf die bevorstehende Europawahl bezeichnete der Theologe den europäischen Staatenbund als dringend nötig: "Niemals dürfen wir das aufgeben, es ist die beste Regierungsform, die es je gab in der Geschichte", sagte Kopp laut Mitteilung der Landeskirche.
Die Vielfalt von Menschen und Sprachen in Europa mache das Leben interessant und herausfordernd. Vielfalt sei aber auch in der Kirche gefordert, denn die Menschen in der Kirche seien unterschiedlich, betonte Kopp. Um diesen Schatz zu bewahren, seien die demokratischen Strukturen in der Kirche unerlässlich. Dazu gehörten auch die Kirchenvorstandswahlen im Oktober. Wesentlich sei dabei der Geist der Wahrheit, der genauer hinsehen lasse.
Doch die Suche nach der Wahrheit müsse "bei mir selbst" beginnen. "Neuwerden beginnt bei mir selbst. Ich kann nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag darauf warten, dass andere sich ändern", sagte Kopp.
Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover - Landesbischof Ralf Meister
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat zu Pfingsten die Kraft von neuen Anfängen betont. "Ein Wind weht durch den Stillstand und ein neuer Geist in die Leere. Das ist Pfingsten", schreibt Meister in einer online abrufbaren Andacht. "Gut, dass es diesen Geist gibt. Ich brauche ihn. Wir brauchen ihn wohl alle hin und wieder, wenn die Dinge ins Stocken kommen." Aus diesem Geist entstehe die Kirche und sie brauche diesen Geist immer wieder. "Wo er weht, kommt Lebendigkeit auf."
In der Pfingstgeschichte hätten die Jünger gewartet, ohne zu wissen worauf, schreibt Meister. Sie seien beisammen, aber wüssten nichts anzufangen. "Alles ist zum Erliegen gekommen. Doch dann geschieht es. Als eben noch alle zu Boden starren, sagt der eine: Hej, ich weiß was. Und der nächste: Ich hab ne Idee. Und der dritte: Kommt, wir versuchen was. Und der vierte: Los, wir gehen raus!"
Seine Mutter habe immer zum "Stoßlüften" geraten, schreibt Meister weiter: "'Fenster und Türen auf Durchzug. Einmal ein kompletter Luftaustausch, damit das Verbrauchte hinaus- und das neue hereinkommt.' Als die Jünger damals im Haus festsitzen mit ihren verbrauchten Ideen, werden sie durchgeweht." Gott reiße ihnen Fenster und Türen auf. Mit dem Wind komme die Energie, die sie wie mit Feuerzungen durchströme. "Sie gehen hinaus und sprechen, wie sie es noch nie getan haben."
Es sei gut, dass es diesen Geist gebe, der lebendig macht. "Er ist von Gott in die Welt gesandt und weht unverhofft, wie und wo er will." Die Menschen könnten durch ihn Energie finden. "Es ist uns verheißen, dass wir geist-voll sein werden, geist-reich und voll von neuem Leben; brechen wir auf!"
Rheinischer Präses - Thorsten Latzel
An Pfingsten geht es für den rheinischen Präses Thorsten Latzel um die Auferstehung mitten im Leben. "Das Pfingstfest hilft mir, an Wunder zu glauben. Das Wunder, dass unsere Welt anderswerden kann", sagte der Theologe. Pfingsten sei ein Powerfest, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinlandsagte laut Predigttext am Pfingstsonntag in der evangelischen Stadtkirche in Waldbröl. "Pfingsten - das ist Inspiration, Geisteskraft, Empowerment, Leidenschaft, Aufbruch, Energie, Trotzkraft, Hoffnung, Zuversicht".
Bei der Auferstehung gehe es gedanklich meist um die Zeit nach dem Tod, darum, dass dieser nicht das letzte Wort behalte, sagte Latzel weiter. "Oft fällt es dagegen viel schwerer, an die Auferstehung im Hier und Jetzt zu glauben, in meinem Leben, in unserer Gesellschaft. Genau dieser Glaube sei aber an Pfingsten zentral: "Dass es Hoffnung gibt wider all meine Hoffnungslosigkeit. Dass Gott in uns ist und uns mit all unserem Schlamassel nicht alleinlässt."