Erzbischof Wojda sieht sich alten Vorwürfen ausgesetzt

Vergangenheit beeinflusst Gegenwart

Erst seit zwei Monaten steht Erzbischof Tadeusz Wojda der Polnischen Bischofskonferenz vor. Nun holen ihn alte Vorwürfe ein, er habe falsch auf Missbrauchsfälle reagiert. Sein Erzbistum nimmt Wojda gegen die Anschuldigungen in Schutz.

Erzbischof Tadeusz Wojda (Erzbistum Danzig)

46 Personen, die nach eigenen Angaben in der katholischen Kirche sexualisierte Gewalt erlitten haben, verlangten in einem am Montag veröffentlichten Brief bis zur Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe eine Suspendierung Wojdas vom Vorsitz.

Der Erzbischof war zuvor in polnischen Medienberichten beschuldigt worden, in seinem Bistum nachlässig mit Beschwerden zweier junger Frauen aus dem Jahr 2021 umgegangen zu sein, die ein Priester sexuell missbraucht haben soll.

Anschuldigungen zurückgewiesen

Der Sprecher des Erzbistums Danzig (Gdansk), Maciej Kwiecien, hatte bereits vor mehreren Tagen die Anschuldigungen gegen Wojda zurückgewiesen: "Der Fall des betroffenen Kaplans wird mit der gebotenen Sorgfalt und in Übereinstimmung mit den Richtlinien des Heiligen Stuhls behandelt." Das gehe auch aus Unterlagen des Verfahrens hervor.

Die Bischofskonferenz bestätigte am Montag, dass die Mitglieder ihres Ständigen Rates den Brief der Missbrauchsbetroffenen erhalten hätten.

Erzbischof Tadeusz Wojda (Erzbistum Danzig)

Das Gremium wird laut Sprecher Pater Leszek Gesiak auf seiner nächsten Sitzung die Fragen erörtern, die im Brief aufgeworfen werden. Weiter äußerte er sich zunächst nicht.

Die Autoren fordern die Bischöfe in ihrem Schreiben auch zu einem Treffen mit einer Delegation von Missbrauchsopfern bei einer Vollversammlung auf. Die Bischöfe sollten sich zudem gegenüber dem Heiligen Stuhl für Änderungen des Kirchenrechts aussprechen, "die die Situation von Menschen verbessern, denen in der Kirche Unrecht geschieht". So sollten Geschädigte an den Verfahren als eigene Partei beteiligt werden.

Unabhängige Kommission verlangt

In dem Brief wird ein baldiger Beginn der Arbeit einer unabhängigen Kommission zur Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche seit 1945 verlangt. Die Bischofskonferenz hatte Anfang 2023 eine solche Kommission angekündigt, jedoch bisher weder ihre Mitglieder berufen noch einen Zeitplan veröffentlicht.

Symbolbild Polnische Fahne / © muchomoros (shutterstock)
Symbolbild Polnische Fahne / © muchomoros ( shutterstock )

Polens Bischöfe hatten Wojda im März 2024 zu ihrem Vorsitzenden gewählt, obwohl die Zeitschrift "Tygodnik Powszechny" ihm 2022 Fehlverhalten in zwei Missbrauchsfällen vorgeworfen hatte. Das Onlineportal der katholischen Quartalszeitschrift "Wiez" stellte dem Erzbistum Danzig jüngst mehrere Fragen zu beiden Fällen, erhielt aber keine konkrete Antwort.

Derzeit soll die Vatikanbotschaft die Angelegenheit prüfen, heißt es. Wojda (67) ist seit März 2021 Erzbischof von Danzig, zuvor leitete er seit 2017 das Erzbistum Bialystok im Nordosten Polens.

Missbrauchsfälle in Polen

In den vergangenen Monaten hatte die Bischofskonferenz die Missbrauchsfälle bei den Diözesen und Ordensgemeinschaften abgefragt. Das kirchliche Statistikinstitut und das von der Bischofskonferenz in Krakau gegründete Kinderschutzzentrum werteten kirchliche Akte, die von Januar 1990 bis Juni 2018 angelegt wurden, aus. Die Auswertung ergab:

284 Priester und 98 Ordensmänner sollen Minderjährige missbraucht haben

Von den 625 Opfern seien 345 unter 15 Jahre alt gewesen.

58,4 Prozent aller Opfer sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich.

Symbolbild Missbrauch / © TetianaDov (shutterstock)
Quelle:
KNA