Kirche hilft Saar-Flutopfern mit Soforthilfe und Seelsorge

"Die Menschen haben einfach Angst"

Die Bilder erinnern stark an die Flut vor drei Jahren. Das Saarland kämpft aktuell gegen das Hochwasser. Die Ersthilfen greifen schnell, weil Kirche und Politik eng zusammenarbeiten. sagt Katja Göbel vom Katholischen Büro Saarbrücken.

Hochwasser im Saarland / © Andreas Arnold (dpa)
Hochwasser im Saarland / © Andreas Arnold ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn gerade aus? Wie entwickeln sich die Pegelstände? 

Katja Göbel (Leiterin des Katholischen Büros Saarbrücken): Aktuell regnet es wieder bei uns im Saarland. Die Pegelstände sind gestern erst mal zurückgegangen. Wir sehen im Moment wirklich mit Sorge auch auf das Wettergeschehen und beobachten. Wir sind aber natürlich auch ein Stück weit vorgewarnt jetzt, was passieren kann. Die Rettungskräfte sind nach wie vor in Alarmbereitschaft und ich glaube, auch die Menschen, die bereits von der aktuellen Situation geschädigt sind, haben einfach Angst, dass das Ganze jetzt noch mal zurückkommt. 

Katja Göbel

"Die Rettungskräfte sind nach wie vor in Alarmbereitschaft."

DOMRADIO.DE: Sind Sie eigentlich selber auch betroffen? 

Göbel: Mein Büro ist in Saarbrücken im vierten Stock, da ging es natürlich ganz gut. Ich war am Freitag in der Stadt. Es hätte eigentlich noch eine Veranstaltung geben sollen im Landtag zu 75 Jahren Grundgesetz. Die wurde dann natürlich abgesagt. Der Landtag ist in unmittelbarer Nähe der Saar. Auch dort, wo die Sperrung dann letztendlich auch war, wo das Hochwasser dann auch die Stadtautobahn überflutet hat. 

Ich bin so gegen 18:30 Uhr aus der Stadt raus und da ist schon die DLRG mit ganz vielen Schlauchbooten entgegengekommen. Ich selber wohne ein bisschen ländlich, ein bisschen außerhalb von Saarbrücken. Mein Ort selbst war auch betroffen. Da gab es Sperrungen, Überflutungen. Wohnungen, die jetzt nicht mehr bewohnbar sind, weil sie ausgeräumt werden mussten. Eine Bäckerei war überflutet. Das sind schon Dinge, die auch für mich persönlich sehr nah waren. 

DOMRADIO.DE: Trotz weiterem Regen gibt es bereits Hilfsangebote für die vom Hochwasser betroffenen Menschen. Auch die Kirchen sind dabei. Wie eng stimmen sich Kirchen und Politik ab über diese Hilfen? 

Göbel: Da kann ich wirklich sagen, im Saarland ist es sehr eng. Vielleicht einfach, weil wir das kleinste Fleckchen Bundesland sind. Wie man ja im Saarland so schön sagt, hier kennt jeder jeden. Wir sind wirklich sehr solidarisch und eng miteinander verbunden. Am Freitagabend hat mich noch der Dekan von Saarbrücken, der erst seit ein paar Monaten im Amt ist, angerufen und hat dann von sich aus die Pfarrer in Saarbrücken in einer WhatsApp-Gruppe zusammengefasst. Man hat sich dann dort überlegt, wie kann man auch Wohnraum direkt zur Verfügung stellen für die Menschen, die evakuiert werden sollen. 

Wir haben den direkten Kontakt zum Innenminister auch, der ruft mich auch gleich noch mal an, er hatte sich vorhin schon bei mir gemeldet. Wir sind ganz eng verbunden und die Politik ist auch froh und dankbar über die Hilfsangebote der beiden großen Kirchen. Ich kann jetzt ja nur für mich reden. Am Samstag hatte ich auch noch mit der evangelischen Kirche Kontakt, aber direkt am Freitagabend war das Hilfsangebot da. Wir stehen wirklich bereit, sowohl mit Wohnraum, mit direkter Hilfe aber auch mit der Notfallseelsorge. Wir waren dann auch in der Nacht erreichbar. Bisher wurde sie auch abgerufen, auch Notfallseelsorge an sich. Aber ich glaube, das höre ich auch so von den Pfarrern: Das wird jetzt erst mal ein bisschen brauchen. Jetzt ist man im Aufräummodus und in ein, zwei Tagen wird dann sicher auch die Seelsorge stärker angefragt werden. 

Katja Göbel

"Die Politik ist auch froh und dankbar über die Hilfsangebote der beiden großen Kirchen."

Der Austausch mit der Politik läuft jetzt wirklich auch an, auch gerade wenn es um Schadensereignisse geht. Da ist es ja jetzt auch wichtig zu schauen, was ist passiert? Wie hoch ist überhaupt der Schaden? Das wird ja erst ersichtlich, wenn das Wasser erst mal weg ist. 

DOMRADIO.DE: Es ist ja erst gerade knapp drei Jahre her, dass wir die Jahrhundertflut hatten, auch im Bistum Trier. Ist man da jetzt in Sachen Hilfe aufgrund dieser Erfahrungen besser gerüstet und kann schneller agieren? 

Göbel: Diesen Eindruck habe ich sehr wohl. Wir hatten gerade heute Morgen noch eine Videokonferenz. Da ist insbesondere der Diözesancaritasverband natürlich im Blick. Für beide Diözesen. Wir sind auch in enger Abstimmung. Ich habe mit beiden Vorsitzenden da auch engen Kontakt. Die haben jetzt auch sofort reagiert, haben auch Soforthilfen angeboten. Da sind noch Energiehilfen übrig, die werden umgewidmet als Soforthilfe für Betroffene. Dann schaut man natürlich: Was leisten Versicherungen, was Landesmittel. Und dann versucht man auch, wenn die Schäden so groß sind, dass sie aus der Soforthilfe nicht leistbar sind, mit Caritas International in Kontakt zu treten. 

Es sind schon Spendenaufrufe sowohl von den Caritasverbänden als auch von der Diakonie oder den Maltesern veröffentlicht. Da versucht man natürlich auch jetzt schon Direkthilfe zu geben. Es sind mobile Hilfsangebote, auch von der Caritas vor Ort, die dann auch Mittagessen kochen. Das ist gestern schon passiert. Die haben mobile Versorgungsstationen, es gibt Kleiderkammern, die dann geöffnet sind. Also da ist sofort wirklich eine Kette von Hilfsangeboten in Gang gesetzt worden und das klappt wirklich gut. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Unwettergefahr im Saarland noch nicht gebannt

Nach den heftigen Gewittern und Regenfällen über Pfingsten können die betroffenen Regionen ab Mittwoch etwas aufatmen. Die Gefahr ist aber nicht komplett gebannt: Die Unwetterfront verschiebt sich nur nach Norden, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag ankündigte.

Ein Fahrzeug der Feuerwehr fährt am 29.12.2023 auf einer teilweise überfluteten Straße unweit der Aller. Die Hochwasserlage bleibt in vielen Regionen Niedersachsens angespannt / © Philipp Schulze/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Ein Fahrzeug der Feuerwehr fährt am 29.12.2023 auf einer teilweise überfluteten Straße unweit der Aller. Die Hochwasserlage bleibt in vielen Regionen Niedersachsens angespannt / © Philipp Schulze/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )
Quelle:
DR