Papst Franziskus will eine Öffnung der Kirche auch für Menschen, die nicht glauben. In zwei Ansprachen am Wochenende unterstrich er seine Vision einer Kirche, die für alle offen ist und niemanden verdammt.
"Niemand soll verurteilt werden, wenn er nicht glaubt"
Am Freitagabend führte der Papst bei einem Besuch in einer römischen Pfarrgemeinde einen Dialog mit etwa 80 Kindern und Jugendlichen. Dabei fragte er: "Ist unter euch jemand, der nicht glaubt?" Zu einem Jungen, der sich daraufhin als Nichtglaubender outete, sagte der Papst: "Niemand soll verurteilt werden, wenn er nicht glaubt. Das wichtigste ist, in Bewegung zu sein. (...) Setzt euch für ein Ideal ein!"
Die Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen in der Pfarrei "Santa Bernadette Soubirous" war binnen sechs Wochen die zweite, die der Papst in einer Pfarrei seines Bistums Rom hatte. Davor hatte er am 11. April etwa 200 Kinder getroffen, die sich auf die Erstkommunion vorbereiteten.
Öffnung der Kirche für junge Menschen
Am Samstagvormittag untermauerte Papst Franziskus seine Aufforderung zur Öffnung der Kirche für junge Menschen, die nicht kirchlich gebunden sind. In einer Ansprache an jugendliche und erwachsene Teilnehmer eines internationalen Kongresses über Jugendseelsorge, der derzeit in Rom tagt, sagte er mit Blick auf die kommenden Weltjugendtage: "(Es) ist mein 'Traum', dass sie viele junge Menschen, auch solche, die normalerweise nicht in die Kirche gehen, zur Begegnung mit Jesus führen und ihnen die Botschaft der Hoffnung vermitteln können."
Dabei denke er auch an jene Jugendlichen, die ihre "großen Träume begraben haben und in Traurigkeit und Lebensüberdruss gefangen sind". Die Jugendseelsorger rief der Papst auf, "die gewöhnlichen Wege nicht zu vernachlässigen, also die Lebenspfade der jungen Menschen im Alltag".
Seelsorge "der kleinen Schritte"
Nötig sei eine Seelsorge "der kleinen Schritte, der kleinen Zahlen, der einfachen Worte und Gesten, der Momente gemeinschaftlichen Feierns und Betens, der tagtäglichen Entscheidungen. Das sind weniger spektakuläre Erfahrungen, aber es sind diejenigen, die sich tief ins Herz einprägen und mit der Zeit dauerhafte Früchte hervorbringen."
Weiter betonte der Papst, junge Menschen müssten individuell begleitet werden. "Jeder von ihnen ist einzigartig und unwiederholbar. Jeder einzelne verdient es, dass man ihm zuhört, ihm Verständnis entgegenbringt und ihm Ratschläge gibt, die seinem Alter und seiner menschlichen und geistigen Reife entsprechen."
Mit großer Papstmesse
Im Sommer 2025 findet im Rahmen des sogenannten Heiligen Jahres in Rom ein Großtreffen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus aller Welt statt. 2027 ist ein weiterer Weltjugendtag in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul geplant.
Ins Leben gerufen wurden die von Gottesdiensten, bischöflichen Glaubensvorträgen und einer großen Papstmesse geprägten Zusammenkünfte in den 1980er-Jahren durch Johannes Paul II. (1978-2005).