Tanzende Nonnen erzählen vom Videodreh für Instagram

"Barbaras Rhabarberbar" auf franziskanisch

Der Zungenbrecher-Rap "Barbaras Rhabarberbar" sorgt für zahllose Tanzvideos auf Instagram. Auch Schwester Clara Marie Beuth und Schwester Annika Wöhrle vom Crescentiakloster in Kaufbeuren haben einen Clip gedreht - mit großem Erfolg.

60 000 Likes für Schwester Annika und Schwester Clara Marie vom  Crescentiakloster Kaufbeuren. (privat)
60 000 Likes für Schwester Annika und Schwester Clara Marie vom Crescentiakloster Kaufbeuren. / ( privat )

DOMRADIO.DE: Wer hatte denn die Idee von Ihnen beiden? 

Schwester Clara Marie Beuth: Das waren wir beide gleichzeitig. An einem Sonntagnachmittag gab es bei uns im Kloster Rhabarberkuchen. Und ich habe beim Durchscrollen auf Instagram gesehen, dass es jetzt diesen Videotrend gibt. Schwester Annika hatte den auch schon entdeckt. Und dann haben wir gedacht, dass wir da mit der Zeit gehen könnten, so wie wir es als Kloster eigentlich immer versuchen. Und an dem Nachmittag haben wir das dann auch schon aufgenommen.

DOMRADIO.DE: Wie oft haben Sie die Szene denn aufgenommen oder war die sofort im Kasten? 

Schwester Annika Wöhrle: Wir haben etwa 20 Minuten lang geprobt. Dann haben wir es dreimal aufgenommen und beim dritten Mal hat es dann funktioniert.

DOMRADIO.DE: Über 60.000 Likes haben Sie ja schon. Die Reaktionen sind überwältigend. Was haben denn Ihre Mitschwestern zu dem Video gesagt?

Schwester Annika Wöhrle

"Viele Schwestern sind aktuell auch in Exerzitien. Das heißt, viele haben wahrscheinlich nicht einmal mitkriegt, dass dieses Video jetzt so hochgepusht wird."

Schwester Annika: DIe Social-Media-Pflege ist bei uns ein Arbeitsbereich wie jeder andere auch. Wir zwei, Schwester Clara-Marie und ich, betreuen diesen Account wie andere Arbeitsbereiche auch. Das heißt, wenn da jetzt mal was gut läuft, ist es ein Stück weit schön und es wird gerne gesehen, aber es wird jetzt nicht sonderlich hochgehoben oder gehyped oder so. Viele Schwestern sind aktuell auch in Exerzitien. Das heißt, viele haben wahrscheinlich nicht einmal mitkriegt, dass dieses Video jetzt so hochgepusht wird.

DOMRADIO.DE: Sie beide sind also die Social Media-Beauftragten im Kloster?

Schwester Annika: Und wir versuchen möglichst viele Schwestern vor die Kamera zu kriegen. Aber dafür müssen sie auch bereit sein.

DOMRADIO.DE: Weil sie das als Chance sehen, anderen Kontakt nochmal zu der weltlichen Welt aufzunehmen.

Schwester Annika Wöhrle

"Das ist ja ein bisschen wie eine kleine Klosterpforte die man in der Tasche mitträgt."

Schwester Annika: Zum einen das. Und zum anderen ist das ja ein bisschen wie eine kleine Klosterpforte, die man in der Tasche mitträgt. Wo man schauen kann, wie man jüngere Menschen erreicht und Hemmschwellen abbauen kann. Ich glaube, und Schwester Clara Marie wird mir da bestimmt zustimmen, dass unsere heilige Crescentia das wahrscheinlich auch gemacht hätte. 

DOMRADIO.DE: Warum glauben Sie das? 

Schwester Annika: Sie ist zu dem Menschen gegangen und gern gefeiert und gesungen. Sie muss eine sehr große Nase gehabt haben und voller Begeisterung Lieder, wahrscheinlich im Fasching, über Nasen gesungen haben. Franziskaner sind auch ein Stück weit zur Freude berufen. Das gehört zu unserer Lebensform dazu.

DOMRADIO.DE: Warum kommt das so gut an, wenn Kirche auf Humor trifft, und wenn es da Überschneidungen gibt?

Schwester Clara Marie Beuth

"Ich glaube, dass es für die Menschen einfach ungewohnt ist, wenn sie die Kirche auch mit Leichtigkeit, Humor und Freude verbinden können."

Schwester Clara Marie Beuth: Ich glaube, weil es in der Gesellschaft viele Vorurteile gibt. Wenn man aber auch keine Einblicke in Klostergemeinschaften hat, hat man keine Chance, ein anderes Bild  zu erlangen. Ich glaube, dass es für die Menschen einfach ungewohnt ist, wenn sie die Kirche auch mit Leichtigkeit, Humor und Freude verbinden können. Und wir würden solche Videos nicht machen, wenn uns diese Freude am Leben nicht auch tragen würde. 

DOMRADIO.DE: Ihr Kloster bietet sechs mal pro Woche eine Essensausgabe an. Gab es da in letzter Zeit auch mal Rhabarberkuchen?

Schwester Annika: Bei uns wird saisonal gekocht und wir haben Rhabarber da. Also gab es natürlich auch Rhabarberkuchen. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie da ein spezielles Rezept? 

Schwester Annika: Uff, da müssen Sie unsere Küchenschwester, Schwester Xaveria, fragen. Sie backt auf jeden Fall ganz super Rhabarberkuchen. 

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich denn von so einer Aktion? Wollten Sie Werbung für Ihren Orden machen? Oder sich attraktiver machen für potenzielle neue Mitschwestern? 

Schwester Annika: Nö, das hatten wir überhaupt nicht auf dem Schirm. Ich mache sogar hier die Berufungspastoral. Aber auf die Idee, dass sich dadurch neue Mitschwestern finden, wäre ich gar nicht kommen. Erstmal ging es nur darum authentisch zu sein und Freude zu bereiten.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Franziskaner

Der heilige Franz von Assisi (1181/82-1226) gründete zwischen 1210 und 1220 den Orden der Franziskaner, der sich bis heute auf vielen Gebieten für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Mit Suppenküchen und Kleiderkammern helfen die Patres und Brüder Menschen in Not. Außerdem leisten sie Seelsorge in Gefängnissen, Altenheimen und Krankenhäusern. In Initiativen und Menschenrechtsgruppen engagieren sich Franziskaner für Umweltschutz und eine gerechtere Wirtschaft.

Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus (shutterstock)
Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus ( shutterstock )
Quelle:
DR