Klosterdirektor tritt bei Kulturfest als Künstler auf

"Geschichten rund um den Schlager"

Die Stiftung Kloster Dalheim veranstaltet mit dem "Dalheimer Sommer" ein großes Theater- und Musikfestival. Das Programm steht unter dem Motto "Lachen". Ingo Grabowsky spielt dabei als Direktor und "Dr. Schlager" eine Doppelrolle.

Symbolbild Mann spielt Gitarre / © Body Stock (shutterstock)
Symbolbild Mann spielt Gitarre / © Body Stock ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Es trifft sich gut, dass an diesem Freitag der Welttag der handgemachten Musik ist. Das ist Ihr Metier, oder? 

Dr. Schlager und die Marilyn Boadu Band / © Arne Schambeck (privat)
Dr. Schlager und die Marilyn Boadu Band / © Arne Schambeck ( privat )

Dr. Ingo Grabowsky (Direktor Stiftung Kloster Dalheim und des Dalheimer Klostermuseums): Das ist mein Hobby, das ich aber relativ extensiv betreibe. Das ist natürlich alles Geschmackssache, aber mir geht handgemachte Musik einfach viel mehr zu Herzen als alles, was aus dem Computer kommt und mit dem Computer oder ähnlichen Instrumenten produziert wird. 

DOMRADIO.DE: Spielen Sie ein Instrument, singen Sie oder worin besteht Ihre handgemachte Musik? 

Grabowsky: Ich spiele ein bisschen Bass, Ukulele und Gitarre und werde darin die Marilyn Boadu Band unterstützen. Marilyn Boadu ist eine fantastische Sängerin, die diesen Abend mit alten Schlagern der 1960er-Jahre bis heute bestreiten wird.

Dazu lese ich ein paar Textstücke zur Geschichte des Schlagers, die, hoffe ich, auch ganz unterhaltsam sind, weil die Geschichte des Schlagers viel an Kuriositäten und Anekdoten bietet, die ich dem Publikum morgen bieten werde. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie ein Beispiel für so eine Geschichte? 

Grabowsky: Es gibt Geschichten rund um den Schlager. Der war in den 1950er-Jahren sehr verpönt. Man hatte Angst, dass die Schlager die jungen Menschen zu triebhaften Wesen machen, weil es in den Schlagern recht häufig um Erotik ging. 

Da versuchte zum Beispiel die kirchliche Presse, Einfluss darauf zu nehmen, damit die Kinder und Jugendlichen nicht so viele Schlager hören. Das sind solche Kuriositäten, die man sich heute kaum noch vorstellen kann. 

Ingo Grabowsky

"Als "Dr. Schlager" werde ich Dinge zur Geschichte des Schlagers erzählen. Der Klosterdirektor bin ich dann wieder, sobald ich das Instrument zur Seite lege."

DOMRADIO.DE: Sie sind ein seriöser Historiker, Leiter eines außergewöhnlichen Klostermuseums. Wie passen da die Schlager zu Ihrem Job? 

Grabowsky: Das ist eine nicht ganz unberechtigte Frage, deswegen hat der Intendant des Dalheimer Sommerfestes auch etwas gebraucht, um mich zu überreden, das Programm auf die Bühne zu bringen. Ich trete aber unter meinem Künstlernamen auf. 

Ich nehme auf der Bühne eine andere Identität an. Als "Dr. Schlager" werde ich Dinge zur Geschichte des Schlagers erzählen. Der Klosterdirektor bin ich dann wieder, sobald ich das Instrument zur Seite lege. 

Ingo Grabowsky

"Natürlich haben das Christentum und das Klosterleben auch etwas mit Lachen zu tun."

DOMRADIO.DE: Der 25. Klostersommer steht unter dem Motto "Lachen". Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den Film "Der Name der Rose". Da werden Mönche umgebracht, damit sie nicht an ein Buch über die Komödie und über das Lachen kommen. Warum passen für Sie Klosterkultur und Lachen gut zusammen? 

Kloster Dalheim (dpa)
Kloster Dalheim / ( dpa )

Grabowsky: Sie haben einen der wichtigsten Gründe schon genannt. Das Lachen war in der Theorie der Ordensleute ein Thema. Thomas von Aquin etwa hat im Grunde das Lachen erst für das Christentum gerettet. Denn seit dem frühen Christentum (seit dem Chrysostomos) galt, dass Jesus nicht gelacht habe und dass Lachen etwas Unchristliches sei. 

Das Christentum hat das Lachen erst relativ spät wiederentdeckt. Darum geht es übrigens auch im "Namen der Rose". Dazu haben wir gestern eine ganz fantastische Lesung gehört. Da hat Stefan Schießleder diesen Roman auf anderthalb Stunden zusammengedampft und mit einer Verve an Humor gelesen. Hoffentlich hören wir den noch mal – in zwei Jahren vielleicht.

Natürlich haben das Christentum und das Klosterleben auch etwas mit Lachen zu tun. Heute ist es so, dass man ganz viele fröhliche Ordensleute erlebt, wenn man im August zu unserem Klostermarkt kommt. Da kommt man aus dem Lachen gar nicht raus, weil man heute natürlich weiß, dass es sehr wohl christlich ist, zu lachen. 

DOMRADIO.DE: Der Dalheimer Sommer ist auf der Zielgeraden. Bis Sonntag kann man sich noch einiges angucken. Was zum Beispiel? 

Grabowsky: Heute Abend gibt es ein Konzert mit Werken von Mozart, Mendelssohn, Brahms und Korngold. Das ist aber leider schon ausverkauft. Am Sonntag gibt es noch einmal die Blues Brothers Show. Wer also noch zum "Dalheimer Sommer" kommen will, muss sich unsere Lesung mit Musik am Samstag (22. Juni 2024, 19.30 Uhr) "Mit dem Gummiboot nach Amarillo" anschauen. Da wird man sich sicher nicht langweilen. 

DOMRADIO.DE: Ansonsten kann man auch immer so vorbeikommen? Es gibt ja auch ohne Programm jede Menge zu gucken.

Grabowsky: Natürlich. Unsere Gärten und Ausstellungen sind offen, da gibt es viel zu sehen. 

Das Interview führte Heike Sicconi.

Stiftung Kloster Dalheim

Das Bau- und Bodendenkmal Kloster Dalheim steht seit 1979 im Eigentum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Wesentliche Bestandteile sind das klösterliche Gebäudeensemble (Kernanlage mit Kirche, Wirtschaftsgebäude) sowie Gärten und Außengelände auf insgesamt sieben Hektar Gesamtfläche. 

Von 1999 bis 2001 untersuchte der LWL das Entwicklungspotential des Ortes und entschied im Jahre 2002, das Bau- und Bodendenkmal unter Berücksichtigung seiner Geschichte zu einem Museum und Veranstaltungsort auszubauen. H

Klosteranlage in Dalheim im Kreis Paderborn / © KNA-Bild (KNA)
Klosteranlage in Dalheim im Kreis Paderborn / © KNA-Bild ( KNA )
Quelle:
DR