Wir haben immer noch Krieg im Heiligen Land. Diesen Juli darf unsere Dormitio-Abtei Gastgeber sein für acht einheimische Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Muttersprache und Religion. Die Ausstellung heißt "Believe". Glaube. Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Glauben auseinandersetzen. Ein Werk stammt von der jüdischen Künstlerin Hanita Ilan und heißt "Because of me the sea is wild." Meinetwegen ist die See rau. Eine Anspielung auf den Propheten Jona. Sie hat das Buch Jona künstlerisch verwirklicht im Bild. Wie ein Walfisch, in den man hineingehen kann. Im Bauch des Wales findet man Jona.
Viele könnten jetzt sagen: Es ist Krieg, und ihr macht Kunst? Ja, das tun wir. Und das ist unfassbar notwendig in meinen Augen. Gerade in diesem Krieg sehen wir die Dehumanisierung. Dass man dem Gegenüber das Menschsein abspricht, ihn als Tier oder Monster bezeichnet.
Oder wir sehen die Reduzierung des Menschen auf ein Säugetier. Irgendwie muss man ihn ernährt bekommen. Er braucht ein Dach über dem Kopf und was zum Anziehen.
Ich bin der tiefen Überzeugung: Menschsein ist mehr. Wenn wir in den großen abrahamitischen Religionen gemeinsam Glauben, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist, dann ist der Mensch am meisten Mensch, wenn er kreativ wird. Wenn er Fragen zulässt, schöpferisch wirkt. Wenn er sucht. Wenn er sich seinen Sehnsüchten stellt. Und das ist das, was die Künstlerinnen und Künstler hier tun. Deshalb lautet meine Frage an Sie, gerade jetzt im Sommer: Funktionieren Sie nur – oder lassen Sie Ihre Sehnsüchte zu? Was will ich vom Leben? Findet mich das Glück? Wer ist Gott wirklich? Findet mich meine Berufung? Haben Sie Mut, zum Suchen und Fragen!
Herzliche Grüße vom Zion,
Ihr Abt Nikodemus