In Belgien kommt es nach den Ermittlungen gegen katholische Bischöfe wegen Missbrauch und Vertuschung laut einem Pressebericht nicht zu strafrechtlichen Verfahren.
Wie die Zeitung "De Standaard" (Dienstag) unter Bezug auf ungenannte Quellen berichtet, verzichtet die belgische Bundesanwaltschaft auf Anklagen, weil die Fälle entweder nicht beweisbar oder verjährt sind oder bereits von Gerichten verhandelt wurden.
Im Zentrum der Untersuchungen seit 2010 standen der damals zurückgetretene Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, der 2019 gestorbene Erzbischof und Kardinal Godfried Danneels und der ehemalige Erzbischof Andre Leonard (beide Mechelen-Brüssel).
68 Verdächtige identifiziert
Insgesamt wurden bei den 14 Jahre andauernden Ermittlungen der sogenannten Operation "Kelch" laut "Standaard" 68 Verdächtige identifiziert. Es gab 83 Zivilparteien. 2015 und 2020 versuchte die Bundesanwaltschaft jeweils, die Ermittlungen einzustellen und vor Gericht zu bringen. Das Gericht entsprach jedoch der Bitte von Opfern um zusätzliche Ermittlungen.
Im März dieses Jahres entließ Papst Franziskus Vangheluwe wegen erwiesenen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand. Dies ist die höchste Strafe, die das Kirchenrecht für Geistliche vorsieht.
Fall Vangheluwe hatte für Schlagzeilen gesorgt
Der Fall Vangheluwe hatte 2010 in Belgien für Schlagzeilen gesorgt. Kurz nach seinem Rücktritt stürmten staatliche Missbrauchsermittler im Rahmen der sogenannten Operation Kelch kirchliche Einrichtungen und beschlagnahmten Akten, Rechner und Handys der in Mechelen versammelten Bischöfe.
Der damalige Brüsseler Erzbischof Andre Leonard und sein Vorgänger Kardinal Godfried Danneels mussten im Rahmen der belgischen Ermittlungen vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen. Leonard wurde 2015 wegen Untätigkeit in einem Missbrauchsfall zu einer Geldstrafe verurteilt. Auch das Ansehen von Kardinal Danneels nahm nachhaltig Schaden, da eine Tonbandaufnahme auftauchte, die eine geplante Vertuschung des Falls Vangheluwe nahelegte.