Bistum Trier veröffentlicht Jahresbericht zu Aufarbeitung

485.500 Euro für Missbrauchsbetroffene

Das Bistum Trier hat im vergangenen Jahr Betroffenen von sexuellem Missbrauch 485.500 Euro in Anerkennung ihres Leids gezahlt. Damit sind seit 2010 materielle Anerkennungen des Leides in Höhe von rund 2,7 Millionen geleistet worden.

Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht ( KNA )

So heißt es im am Freitag veröffentlichten zweiten Jahresbericht zu Prävention, Intervention und Aufarbeitung ("P.I.A."). Im Jahr 2022 lagen die Anerkennungsleistungen noch bei 789.000 Euro. Hinzu kamen im Jahr 2023 Therapieleistungen in Höhe von rund 37.000 Euro, deren Gesamthöhe seit 2010 damit auf etwa 143.000 Euro steigt.

Mehrere Beschuldigungen

Im Jahr 2023 beschäftigte sich der Krisenstab dem Bericht zufolge mit zehn Beschuldigungen zu Missbrauch durch lebende katholische Kleriker oder Angestellte in den katholischen Kirchengemeinden und Einrichtungen des Bistums. Drei Beschuldigungen bezogen sich demnach auf aktuelle Vorfälle ab 2020, die anderen Fälle liegen länger zurück.

"Von der Schwere her waren aktuelle Beschuldigungen eher im Bereich Grenzverletzungen und Übergriffe angesiedelt", heißt es in dem Bericht. "Sie basierten auf frühzeitigen und schnellen Mitteilungen." Bei zurückliegenden Delikten sei es hingegen eher um schwere Formen sexualisierter Gewalt gegangen.

Symbolbild Missbrauch / © AnnaAiva (dpa)
Symbolbild Missbrauch / © AnnaAiva ( dpa )

Im vergangenen Jahr gab es den Angaben zufolge insgesamt neun Anträge zu Missbrauch durch gestorbene katholische Kleriker oder Angestellte in den katholischen Kirchengemeinden und Einrichtungen des Bistums. In zwei Fällen sei erstmals gegen den Beschuldigten Vorwürfe erhoben worden.

Nur ein Fall beziehe sich auf das Jahr 2001, alle anderen auf das vergangene Jahrhundert. Nach einer begleitenden Studie sind bisher insgesamt die Fälle von rund 580 Betroffenen sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier und mehr als 220 Beschuldigten im Zeitraum von 1946 bis 2021 dokumentiert.

Präventionsschulungen im Bistum

Seit Beginn der Präventionsarbeit im Jahr 2012 nahmen dem Bericht zufolge bisher 29.079 Menschen an Präventionsschulungen teil.

Inzwischen böten insgesamt 242 geschulte Personen für Prävention Impulse für die Präventionsarbeit in katholischen Einrichtungen, Diensten und den Pastoralen Räumen an. Zusätzlich seien bisher 147 Menschen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet worden, die ihrerseits im katholischen Bereich Präventionsschulungen realisierten.

Stephan Ackermann, Bischof von Trier / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Ackermann, Bischof von Trier / © Harald Oppitz ( KNA )

Der "P.I.A."-Jahresbericht 2023 ist der zweite Bericht, der im Bistum den aktuellen Stand bei Prävention, Intervention und Aufarbeitung wiedergibt. "Gerade aus der Aufarbeitung können und wollen wir lernen für unser zukünftiges Handeln", erklärte der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Kritik und fachliche Hinweise könnten verhindern, "betriebsblind" zu werden.

Die im Bericht beschrieben Handlungsfelder zeigten "die Richtung auf für ein Handeln, an dem wir uns zum Wohl der Menschen, die sich uns anvertrauen oder uns anvertraut sind, auszurichten haben".

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen. Als erster Bischof von Trier gilt der heilige Eucharius im dritten Jahrhundert. Das spätere Erzbistum, dessen Oberhirten seit 1198 auch Kurfürsten waren, war eines der wichtigsten im alten Reich. 

Quelle:
epd