"Der Krieg in der Ukraine geht weiter. Die Leute brauchen mehr Unterstützung", sagte die Seelsorgerin für ukrainische Geflüchtete, Tanja Sacher, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Regelmäßig kämen Menschen aus der Ukraine am Flughafen an und sagten: "Wir wissen nicht, wohin!" In den Räumen der kirchlichen Dienste am Flughafen erzählten sie unter Tränen, was sie erlebt hatten. Die Mitarbeitenden organisierten die Weiterfahrt oder eine Unterkunft.
Übersetzerin und Betreuerin
Als Russisch sprechende und therapeutisch geschulte Seelsorgerin hielten ukrainische Flüchtlinge unabhängig von ihrem Wohnort monate- oder jahrelangen Kontakt mit ihr, berichtete Sacher. Sie erhalte Anrufe oder Nachrichten, dass die Menschen Albträume, Panikattacken oder Depressionen hätten.
Regelmäßig werde sie in Krankenhäuser gerufen, um zu übersetzen und Patienten beizustehen. Auch betreue sie Ukrainerinnen und Ukrainer, denen die Bundespolizei trotz der Massenzustromrichtlinie der EU die Einreise verweigere. Diese Menschen dürften nur in Deutschland bleiben, wenn sie einen Asylantrag mit ungewissem Ausgang stellten.
Nicht reibungslos
Auf diese Weise lande seit einigen Monaten etwa eine ukrainische Familie pro Woche am Flughafen Frankfurt als Asylantragstellerin in einer Flüchtlingsunterkunft, was der gesetzlichen Regelung eigentlich zuwider laufe, berichtete Sacher. Die Pfarrerin ist auch Ansprechpartnerin für Institutionen, die sonst nicht weiterwissen.
Innere Zerrissenheit
An einem Sonntagabend habe die ukrainische Botschaft in den USA sie telefonisch um Hilfe gebeten, erzählte Sacher. Die Polizei habe ein achtjähriges Mädchen aus der Ukraine mit zwei Beinprothesen an der Weiterreise gehindert. Das Mädchen habe mit einer Begleiterin durch den Transit gehen und zur medizinischen Behandlung in die USA weiterfliegen wollen.
Die Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) holte daraufhin die Frauen ab, erklärte die Umstände, begleitete sie durch die Passkontrolle und bis zum Flugzeug. "Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist", betonte Sacher. Viele der Flüchtlinge hätten posttraumatische Belastungsstörungen und müssten eine innere Zerrissenheit aushalten. "Wir könnten viel mehr machen!", sagte Sacher.