Religionslehrer bringt die Ukulele in die Gottesdienste

Lagerfeuer-Liedbegleitungs-Instrument mit Suchtpotenzial

Immer mehr Menschen spielen Ukulele. Auch den Religionsunterricht von Georg Mühlenhöfer konnte das Instrument erobern und setzt seine Reise von dort in die Kirche vor. Was macht den Erfolg dieses Instruments aus? Passt es zur Kirche?

Autor/in:
Heike Sicconi
Mädchen spielt auf einer Wiese Ukulele. / © michelangeloop (shutterstock)
Mädchen spielt auf einer Wiese Ukulele. / © michelangeloop ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Name ihrer Ukulele-Kinder-Combo ist kein Zufall. Was hat es mit den hüpfenden Flöhen auf sich?

Georg Mühlenhöfer (Grundschullehrer und Lehrer für katholische Religion, Leiter der Ukulele-Kinder-Combo "Die hüpfenden Flöhe"): Ja, ist es nicht. Die Ukulele gilt als ein hawaiianisches Instrument. Das ist sie auch, aber sie hat einen Migrationshintergrund. Die Portugiesen haben das Instrument von Madeira mitgebracht, weil auf den Zuckerrohrplantagen Hawaiis arbeiten wollten. Nach der viermonatigen Überfahrt waren die Portugiesen wohl so glücklich und beseelt, dass sie singend und auf ihren Kastenhalslauten spielend die Schiffe verlassen haben.

Dieses Instrument, was die Portugiesen gespielt haben, war die Machete. Die Hawaiianer haben das Spiel gesehen und gesagt, dass das flinke Hüpfen der Finger über das Griffbrett aussieht, als würden Flöhe darauf hüpfen. So haben sie dieses Instrument dann genannt, auf hawaiianisch Ukulele.

DOMRADIO.DE: Eine schöne Herkunftsgeschichte. Stimmt mein Eindruck, dass immer mehr Menschen zur Ukulele greifen?

Georg Mühlenhöfer

"Seit 20 Jahren läuft die dritte  Welle in Deutschland und Europa. Es ebbt glücklicherweise nicht ab."

Mühlenhöfer: Ja, es hat öfter Wellen in der Beliebtheit der Ukulele gegeben. Angefangen hat es im letzten Jahrhundert. 1915 wurde das Instrument bei einer Weltausstellung in San Francisco als hawaiianisches Nationalinstrument vorgestellt. In Folge wurden weltweit Millionen davon produziert, unter anderem in Markneukirchen im Vogtland. Eine zweite Welle gab es nach den beiden Weltkriegen.

Jetzt, seit rund 20 Jahren, läuft die dritte größere Welle mit zahlreiche Festivals, Stammtischen und Zusammenkünften in Deutschland und ganz Europa. Es ebbt glücklicherweise nicht ab.

DOMRADIO.DE: Was ist das Erfolgsgeheimnis der Ukulele?

Mühlenhöfer: Zuvorderst erklärt sich das darüber, dass das Instrument leicht zu erlernen ist. Das Zweite ist der Charme des Instrumentes selbst. Immer, wenn ich mit der Ukulele irgendwo auflaufen und sie auspacke, strahlen alle Menschen und haben ein Lächeln auf den Lippen. Das Instrument strahlt viel Heiterkeit aus.

Und als Drittes: Wenn man mal richtig auf der Ukulele spielt, kommt es zu einem echten Wow-Effekt. Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, was auf diesem Instrument alles so zu spielen ist. Also die Ukulele bietet auch alle Möglichkeiten, virtuos zu spielen, obwohl sie so einfach zu lernen ist. Dazu kommt, dass sie auch leicht zu transportieren ist und gar nicht viel kostet. Es spricht sehr viel für die Ukulele.

Georg Mühlenhöfer

"Ich setze sie Im Unterricht, in Gottesdiensten oder bei Kommunionfeiern ein. Sogar auf Beerdigungen habe ich schon Ukulele gespielt."

DOMRADIO.DE: Sie sind unter anderem Religionslehrer. Setzen Sie die Ukulele im Unterricht ein? 

Mühlenhöfer: Eigentlich in jeder Religionsstunde, weil wir natürlich auch immer Lieder singen. Der Lobpreis klingt schöner, wenn er instrumental begleitet wird. Da setze ich die Ukulele ein. Ich setze sie aber auch in Gottesdiensten oder bei Kommunionfeiern ein. Sogar auf Beerdigungen habe ich schon Ukulele gespielt. Das Instrument ist auf jeden Fall vielseitig verwendbar.

DOMRADIO.DE: Wie setzen Sie denn die Ukulele in einem Gottesdienst ein?

Mühlenhöfer: Als Liedbegleitungsinstrument. Man kann eine Ukulele auch verstärken. Alleine wäre sie wahrscheinlich ein bisschen leise. Musiker sagen, sie hat nicht viel Sustain (Ausklingverhalten eines Tones oder eines Instrumentes, Anm. d. Red.) wie eine Gitarre. Aber es gibt auch Pick-ups (Tonabnehmer, Anm. d. Red) für die Ukulele und man kann auch ein Kabel anstecken und die Ukulele über einen Verstärker laufen lassen, sodass die Gemeinde mitsingen kann.

DOMRADIO.DE: Da guckt die Gemeinde bestimmt. Eine Ukulele im Gottesdienst ist doch eher ungewöhnlich?

Mühlenhöfer: Ja, da gucken die. Sie singen aber glücklicherweise auch mit, weil es gut klingt. Die Ukulele ist für mich das ideale 'Lagerfeuerliedbegleitungsinstrument'. Man muss es mal erlebt haben. Wenn viele Ukulelisten zusammenkommen, hat das etwas von einem Happening und es klingt einfach gut. Natürlich auch in der Schule, wenn ich unterrichte.

Georg Mühlenhöfer

"Wenn sich auf der Ukulele erst alle auf einen Ton einigen müssen, ist das für Zuhörerinnen und Zuhörer, aber auch für einen ausgebildeten Musiker erträglicher als zum Beispiel bei den Blockflöten."

Bei uns an der Schule lernt mittlerweile jedes Kind Ukulele. Wenn 25 Kinder Ukulele spielen, sitzt natürlich nicht jeder Ton, aber es ruckelt sich zurecht. Wenn sich auf der Ukulele erst alle auf einen Ton einigen müssen, ist das für Zuhörerinnen und Zuhörer, aber auch für einen ausgebildeten Musiker, erträglicher als zum Beispiel bei den Blockflöten.

DOMRADIO.DE: Haben Sie einen Tipp für alle, die das Ukulelespielen auch gerne ausprobieren möchten? Wie fängt man am besten an?

Mühlenhöfer: Am besten erkundigen Sie sich im Internet über Tutorials. Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit. Es gibt unglaublich viele Tutorials, gerade auch für Anfängerinnen und Anfänger. Oder suchen Sie bei sich in der Umgebung nach einem Dozenten. In jeder größeren Stadt gibt es viele Menschen, die sich mit der Ukulele auskennen.

Auch einige Volkshochschulen bieten Kurse zum Ukulelelernen an. Man wird auf jeden Fall fündig. Aber wenn man erst mal mit der Ukulele zu spielen begonnen hat, dann ist es schwer, wieder aufzuhören. Das Instrument hat ein hohes Suchtpotenzial. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Quelle:
DR