Tausende Menschen haben am Sonntag in der Drusenstadt Majdal Schams in den von Israel besetzten Golanhöhen an der Beerdigung von zehn Opfern des Raketenangriffs der Hisbollah teilgenommen.
"Die Szenen des Grauens werden nie ausgelöscht werden", sagte Drusenscheich Mowafak Tarif laut Bericht der Zeitung "Haaretz" bei der Beisetzung. Der Tag des Angriffs werde als Tiefpunkt der Menschlichkeit in Erinnerung bleiben, so der geistliche Führer der Drusen.
Zwölf Tote und 16 Verletzte
Am Samstag waren zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden. 16 weitere Personen wurden verletzt. Drei verletzte Kinder befinden sich nach Angaben der Ärzte weiterhin in ernstem Zustand. Ein elfjähriger Junge wird noch vermisst. Beim Raketeneinschlag war er ebenfalls auf dem Fußballfeld.
Außenministerin Annalena Baerbock forderte am Sonntag im Kurznachrichtendienst X: "Die perfiden Angriffe müssen sofort aufhören." Gleichzeitig mahnte sie zu Besonnenheit. Es gelte jetzt, mit kühlem Verstand zu agieren, zu viele Menschen seien schon gestorben.
Wütende Ausrufe gegen Regierungsvertreter
Am Rande der Beerdigung kam es laut israelischen Medienberichten zu wütenden Ausrufen gegen anwesende Regierungsvertreter. Die Menge warf den Politikern, darunter Wirtschaftsminister Nir Barkat und Umweltschutzministerin Idit Salman, Schamlosigkeit vor.
Die Regierung habe die Drusen während des seit über neun Monaten dauernden Kriegs im Stich gelassen. Zuvor hatten die drusischen Stadtverwaltungen sich laut Medienberichten an die einzelnen Minister gewandt und sie aufgerufen, von der Beerdigung fernzubleiben. Die Feier solle in Stille und ohne Politik durchgeführt werden.
Die Hisbollah habe mit ihrem Angriff eine rote Linie überschritten, so der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Oren Marmorstein, in einer Erklärung von Sonntag. Die Hisbollah, der "lange Arm des Iran", habe in Majdal Schams ein Massaker begangen. Israel werde "von seinem Recht und seiner Pflicht Gebrauch machen", sich zu verteidigen.
Eine "sehr bedeutende Reaktion" auf den Beschuss kündigte auch der Generalstabschef der israelischen Armee, Herzl Halevi, an. Er rief die Bewohner der Region laut Medien dazu auf, Geduld zu haben. Es könne bei einer israelischen Antwort zu weiterem Beschuss auf den Norden kommen.