Neuer Bischof im Südsudan hofft auf Versöhnung

"Zum Motor von Versöhnung werden"

Anfang 2023 hatte Papst Franziskus den Südsudan besucht. Es ist ein von Konflikten und Klimakrisen erschüttertes Land. Nun errichtet der Papst in einer besonders betroffenen Region des jüngsten Staats der Welt ein neues Bistum.

 © CPP (KNA)
© CPP ( KNA )

Der Bischof der neuen Diözese Bentiu im Südsudan, Christian Carlassare, hofft auf Versöhnung im von ethnischen Konflikten zerrütteten Bürgerkriegsland. 

Christen im Südsudan / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Christen im Südsudan / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

"Die Wunden der letzten Jahre haben Traumata hinterlassen und zu Feindschaften zwischen den Gemeinschaften geführt, die überwunden werden müssen", sagte er dem Portal Vatican News (Sonntag) mit Blick insbesondere auf die Konflikte zwischen den Ethnien der Dinka und der Nuer.

"Sowohl die Dinka als auch die Nuer fühlen sich als Opfer und ungerecht behandelt", so der 46-Jährige. "Die Frage ist, wie wir diese Narrative überwinden und zum Motor von Versöhnung werden können, für eine bessere Zukunft für alle, wo es Entwicklung und ein würdiges Leben für alle gibt", sagte Carlassare.

Bischof 2021 bei Attentat schwer verletzt

Papst Franziskus hatte die neue Diözese Bentiu am 4. Juli errichtet und den italienischstämmigen Comboni-Missionar zum ersten Bischof ernannt. Er ist seit fast 20 Jahren im Südsudan tätig, zuletzt als Bischof von Rumbek. 

Der designierte Bischof Christian Carlassare im Krankenbett  (VN)
Der designierte Bischof Christian Carlassare im Krankenbett / ( VN )

Kurz vor seiner geplanten Bischofsweihe 2021 wurde er bei einem Attentat in seinem Pfarrhaus schwer verletzt. Mehrere Täter hatten ihn im Schlaf überfallen und ihm in beide Beine geschossen. Als Motiv galt ein kircheninterner Streit. Drei Männer sitzen für die Tat im Gefängnis.

Der ethnische Konflikt der letzten Jahre habe Bentiu besonders verletzt, sagte Calassare. "Aber die Menschen sind stark, sie haben den Glauben, sie haben eine große Glaubensgeschichte."

Viele neue Bekehrungen durch den Bürgerkrieg

Das Bistum Bentiu, das aus Gebieten der riesigen Diözese Malakal entstand, liegt teils im Bundesstaat Unity, teils in der autonomen Verwaltungszone Rouen. Von den insgesamt etwa 1,2 Millionen Einwohnern sind gut 620.000 Katholiken. Drei der sieben Pfarreien liegen im Gebiet des Dinka-Stammes, vier im Gebiet des Nuer-Stammes.

Die Geschichte der neuen Diözese sei auch durch den Bürgerkrieg beeinflusst, so Carlassare. Viele Menschen hätten bei ihrer Flucht in die Stadt das Evangelium kennengelernt und es bei der Rückkehr in ihre Gemeinden an die Menschen weitergegeben. 

"So haben sich seit den 1990er Jahren bis heute die Bekehrungen vervielfacht, und es sind zahlreiche christliche Gemeinden entstanden, die von kompetenten Katecheten geleitet werden", so der neue Bischof. "Auch wenn die Zahl der Priester in diesem Gebiet schon immer gering war, sind die Gemeinden dank des Engagements vieler Laien lebendig."

Hintergrund Südsudan

Menschen im Südsudan suchen Schutz in einer Kirche / © Gregor Fischer (dpa)
Menschen im Südsudan suchen Schutz in einer Kirche / © Gregor Fischer ( dpa )

Das afrikanische Land Südsudan erlangte am 9. Juli 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan und wird deswegen auch als "jüngster Staat der Erde" bezeichnet. Hauptstadt ist Juba. Auf einer Fläche von der ungefähren Größe Frankreichs leben rund 10,2 Millionen Menschen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei gerade einmal 18 Jahren. Die Einwohner gehören einer Vielzahl unterschiedlicher Ethnien an; die größte Gruppe stellen mit rund 35 Prozent die Dinka. Anders als im muslimisch geprägten Sudan überwiegen im Südsudan die Christen.

Quelle:
KNA