Der vatikanische Chefdiplomat versicherte die Gläubigen dabei der Anteilnahme von Papst Franziskus und rief dazu auf, Rachegelüsten nicht nachzugeben, wie das Portal "Vatican News" am Mittwoch berichtete. Er rief die Menschen dazu auf, "sich den Geist des Friedens und der Versöhnung zu eigen zu machen, um eine harmonische Gesellschaft im Land aufzubauen".
Im Rahmen seines am Montag begonnenen Aufenthalts traf Parolin auch Präsident Salva Kiir. Dabei übergab er eine Botschaft von Franziskus, der den Südsudan Anfang Februar gemeinsam mit Anglikanerprimas Erzbischof Justin Welby und dem Moderator der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, besucht hatte.
Parolin und Salva Kiir erörterten nach Regierungsangaben "eine breite Palette von Themen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Friedens und der Vorbereitung des Landes auf die allgemeinen Wahlen im nächsten Jahr".
Festmesse zu Mariä Himmelfahrt
Die Festmesse zu Mariä Himmelfahrt feierte der Kardinal am Dienstag in der Kathedrale von Malakal im nördlichen Bundesstaat Upper Nile unter anderen mit Vertriebenen aus der Region und mit Zurückgekehrten, die vor dem aktuellen Konflikt im Nachbarland Sudan geflohen sind.
Die Menschen in der Region hätten viel erlitten, darunter Spannungen, Hunger, Unsicherheit, Überschwemmungen, ethnische Konflikte, Machtkämpfe und politische Intrigen, beklagte der Kardinal. Der Südsudan leide weiter unter dem Erbe des Bürgerkriegs, den anhaltenden ethnischen Konflikten und in jüngster Zeit auch unter den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels.
Gewaltsame Auseinandersetzungen
Parolin warnte aber auch vor der "großen Plage der Rache", die die Gemeinden zerstöre. In Malakal starben Anfang Juni 13 Menschen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Gemeinschaften in einem Vertriebenenlager der Vereinten Nationen. Das Lager war vor zehn Jahren für 12.000 Menschen eingerichtet worden; im Dezember 2022 beherbergte es über 37.000 Menschen.
Nach UN-Schätzungen leben zwei Millionen Menschen als Binnenvertriebene im Land, weitere 2,3 Millionen sind in Nachbarländer geflüchtet. Vor vier Monaten stürzte zudem der Sudan, von dem der Südsudan seit 2011 unabhängig ist, in einen Konflikt zwischen Armee und bewaffneten Milizen.