Schweizergardist trägt auch bei Hitze die Uniform mit Stolz

"Schwitzen gehört im Sommer dazu"

In Rom ist es heiß. Über 30 Grad Celsius sagt das Thermometer. Auf dem Petersplatz gibt es nur wenig Schatten. Das ist der Arbeitsplatz der Schweizergarde. Gardist Jonas Koch sieht in Uniform und Helm jedoch kein Problem.

Schweizergardist im Sommer / © Maximilian von Lachner (DBK)
Schweizergardist im Sommer / © Maximilian von Lachner ( DBK )

DOMRADIO.DE: In Rom sind gerade 70.000 Ministranten unterwegs. Viele in kurzen Hosen, Röcken und leichter Kleidung. Beneiden Sie die jungen Menschen? 

Jonas Koch, Schweizergardist (privat)
Jonas Koch, Schweizergardist / ( privat )

Jonas Koch (Schweizergardist): Als ich als Ministrant unterwegs war, habe ich die Gardisten beneidet, weil ich auch ein Gardist sein wollte. Manchmal sehe ich sie, wie sie schwitzen. Ich habe das Gefühl, einige sind die Hitze nicht gewöhnt. Dann tun sie mir ein bisschen Leid. 

Aber es ist schön, dass Sie für den Glauben im Sommer nach Rom kommen, obwohl es so heiß ist, um die Gemeinschaft zu haben und bei der Kirche zu sein. Das ist ein schönes Zeichen. 

DOMRADIO.DE: Wie geht Ihnen, wenn Sie dort in der Uniform stehen? 

Koch: Man schwitzt schon, wie man auch in normalen Kleidern oder in einem Anzug schwitzen würde. Aber das gehört im Sommer dazu. Ich achte darauf genug zu trinken, genug zu schlafen und ich esse ein kräftiges Frühstück. Dann ist die Hitze kein Problem.

Jonas Koch

"Sie ist für jeden Mann maßgeschneidert."

DOMRADIO.DE: Die Uniform sehen edel aus. Wer macht die?

Koch: Wir haben in unserer Kaserne einen Schneider, der unsere Körpermaße nimmt, sobald wir in die Garde eintreten. Das passiert noch während der Rekrutenschule und dann werden unsere Uniformen maßgeschneidert. Es steckt eine Menge Handwerkskunst und Liebe zum Detail drin. Sie ist für jeden Mann maßgeschneidert.

Gardisten der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan / © Stefano Carofei (KNA)
Gardisten der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan / © Stefano Carofei ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ich habe gelesen, sie besteht aus 154 Teilen. Stimmt das? 

Koch: Sie besteht aus vielen Teilen, die genaue Zahl von Teilen ist mir nicht bekannt. Das müsste man unseren Schneider fragen, aber ja, es sind wirklich viele Teile.

Jonas Koch

"Die Uniform wird getragen, wie sie kommandiert ist."

DOMRADIO.DE: Dürfen Sie auch Teile von dieser Uniform ausziehen? 

Koch: Wir haben einen einheitlichen Tenü, der wird je nach Dienst kommandiert. Manchmal sind wir mit Helm unterwegs, manchmal mit Beret. Manchmal haben wir weiße Handschuhe an und manchmal nicht.

Schweizergardisten / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Uniform wird getragen, wie sie kommandiert ist. Es gibt nicht, wie in der Armee Tenü-Erleichterungen oder so. Es wird nichts ausgezogen.

Jonas Koch

"Alle die in die Garde kommen wissen wie viel Ehre und Tradition in dieser Uniform steckt."

DOMRADIO.DE: Mit was für Strafen oder Disziplinarmaßnahmen müssten Sie rechnen, wenn Sie es doch tun?

 Koch: Das hätte schon Konsequenzen, aber das hat es noch nie gegeben. Alle die in die Garde kommen wissen wie viel Ehre und Tradition in dieser Uniform steckt. Das ist etwas sehr Besonderes für uns sie tragen zu dürfen. Deswegen gibt es das bei uns nicht, dass jemand eine fehlerhafte Uniform trägt. 

Jonas Koch

"Es is für mich eine Motivation, wenn es unbequem wird. Es ist wie das Leben."

DOMRADIO.DE: Ist es deswegen für Sie kein Problem, bei dieser Hitze auszuharren?

Koch: Das Leben ist nicht immer einfach, egal, was man macht. Auch wenn man den ganzen Tag im klimatisierten Büro ist, hat man mal einen schwereren Moment, weil es langweilig ist, oder die Beine machen schlapp, weil man zu lange im Verkauf gearbeitet hat. 

Schweizergardisten vor Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 18. Oktober 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten vor Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 18. Oktober 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Egal was man macht, es gibt immer unkomfortable Momente. Es hilft nicht, sich zu beschweren. Deswegen ist es für mich eine Motivation, wenn es unbequem wird. Es ist wie das Leben.

DOMRADIO.DE: Was tun Sie genau, um sich vor dieser Hitze zu schützen? 

Koch: Wenn man kann, stellt man sich in den Schatten. Das ist die einfachste Möglichkeit. Wenn das nicht geht, muss man genug trinken. 

Mir persönlich ist es wichtig, genug zu schlafen und gut zu essen, denn wenn man viel schwitzt, wäscht man ja auch wichtige Mineralien aus dem Körper raus. Man muss drauf achten, dass man ihm das wieder hinzufügt. Es reicht manchmal schon etwas Einfaches wie ein Snickers oder so.

DOMRADIO.DE: Das können Sie aber nicht während der Arbeit essen, oder? 

Koch: Nein, aber in der Pause oder vor dem Dienst, beziehungsweise nach dem Dienst.

Jonas Koch

 "Wir werden in unserer Rekrutenschule professionell dazu ausgebildet, in prekären Situationen die Nerven zu behalten."

DOMRADIO.DE: Werden Sie dazu ausgebildet, in so einer Hitze problemlos zu funktionieren und Ihren Dienst zu tun? 

Koch: Wir werden in unserer Rekrutenschule professionell dazu ausgebildet, in prekären Situationen die Nerven zu behalten. Ohne Training würden die Nerven dabei durchgehen. Dabei geht es darum, psychologisch herausfordernde Momente zu meistern. An die Hitze gewöhnt man sich.

Ich bin im Januar 2023 in die Garde eingetreten. Da war es Winter und der Sommer ist ganz langsam gekommen. Das ist etwas anderes, als wenn man direkt aus Deutschland nach Rom kommt. Dann kommt die Hitze wie eine Wand auf einen zu. Aber wenn man hier lebt, den Winter mitgemacht hat, langsam in den Frühling kommt und der Sommer sich entwickelt, ist das leicht aushaltbar.

Jonas Koch

"Wir sind ein moderner Sicherheitsdienst. Dafür braucht es eine gute Ausbildung und eine gute Ausrüstung."

DOMRADIO.DE: Man darf nicht vergessen, dass Sie nicht nur als Repräsentanten in Rom stehen, sondern den Schutz des Heiligen Stuhls und den Schutz des Papstes gewährleisten müssen.

Koch: Wir sind bewaffnet. Wir sind ein moderner Sicherheitsdienst. Dafür braucht es eine gute Ausbildung und eine gute Ausrüstung. Aber Sie verstehen sicher, dass wir nicht all zu viele Details preisgeben dürfen.

Papst Franziskus und ein Schweizergardist (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und ein Schweizergardist (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Unter dem Helm muss es doch furchtbar warm werden. Sie werden mittlerweile im 3D-Drucker gedruckt. Was ist da der Vorteil?

Koch: Wir haben verschiedene Helme. An Ostern zum Beispiel tragen wir die silberne Uniform und haben silberne Helme an, die aus Metall sind. 

Bei den Papstaudienzen gibt es sogenannte Ehrenwachen, die rechts und links vom Papst stehen. Die tragen schwarze Helme, die aus einem 3D-Drucker kommen. Die haben den Vorteil, dass sie Leichter sind und ein bisschen komfortabler. 

DOMRADIO.DE: Hat es unter den alten Stahlhelme mal Hitzeschläge oder Verbrennungen gegeben? 

Koch: Von Hitzeschlägen ist mir nichts bekannt. Ich habe gehört, dass sich die schwarzen Helme, als sie noch aus Metall waren, schlimmer unter der Sonne erhitzt haben. Dann hat es manchmal an den Ohren ein bisschen wehgetan.

Jonas Koch

"Es ist eine Uniform, auf die wir sehr stolz sind."

DOMRADIO.DE: Gibt es einen Uniformteil, der im Sommer stört?

Koch: Das gibt es nicht. Es ist eine Uniform, auf die wir sehr stolz sind.

DOMRADIO.DE: Was kostet sie eigentlich? 

Koch: Mir ist kein Preis bekannt, aber das Material hat eine hervorragende Qualität. Nach fünf Dienstjahren, darf ich meine Uniform sogar mit nach Hause nehmen.

Das Interview führte Clemens Sarholz.

Schweizergarde

Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. 

Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR