Bedford-Strohm warnt vor einseitigem Blick auf Nahost-Krieg

"So wenig sichtbares Entsetzen"

Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, hat mit Blick auf den Krieg in Israel und Gaza dazugedrängt, das Leid auf beiden Seiten anzuerkennen. Menschen in Gaza seien genauso betroffen wie Menschen in Israel.

Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch ( epd )

"Die Verzweiflungsschreie der Bombenopfer in Gaza klingen genauso durchdringend wie die der Hamas-Opfer in Israel", heißt es einem Beitrag des früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die in Berlin erscheinende Zeitschrift "Zeitzeichen" (August-Ausgabe): "Immer wieder habe ich mit einiger Fassungslosigkeit wahrgenommen, wie Menschen, die guten Willens sind und gegen Unrecht aufbegehren, das Leid der anderen völlig ausblenden."

Palästinenser inspizieren die Trümmer eines zerstörten Hauses. / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Palästinenser inspizieren die Trümmer eines zerstörten Hauses. / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

Menschen protestierten mit "guten Gründen gegen das Unrecht, das den Palästinensern in der Vergangenheit angetan worden ist und ihnen durch Siedlergewalt und völlig unverhältnismäßige israelische Bombardements heute angetan wird", fügte Bedford-Strohm hinzu: "Aber wie kann es sein, dass bei manchen von ihnen keinerlei Betroffenheit gegenüber brutalen Morden und Geiselhaft der Hamas mit so vielen unschuldigen israelischen Opfern zu spüren ist, ja einige sogar Freudentänze darüber aufführen?"

Nicht zu legitimieren

Menschen stünden angesichts von weltweitem Antisemitismus und kontinuierlichen Vernichtungsdrohungen nach den Hamas-Morden mit guten Gründen an der Seite Israels, so der frühere bayerische Landesbischof: "Aber wie kann es sein, dass unter ihnen so wenig sichtbares Entsetzen angesichts des unfassbaren Leids zum Ausdruck kommt, das den Menschen in Gaza durch monatelange Bombardements mit mutmaßlich 35 000 Toten - viele davon Kinder - angetan worden ist und das mit legitimer Verteidigung nichts mehr zu tun hat?"

Der ÖRK, auch als Weltkirchenrat bekannt, umfasst 352 Kirchen verschiedener Konfessionen aus mehr als 120 Ländern, die weltweit über 580 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet mit dem Weltkirchenrat aber zusammen.

Weltkirchenrat

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), auch Weltkirchenrat genannt, gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in rund 140 Ländern an. Sie repräsentieren weltweit mehr als 500 Millionen Christen. Der Weltbund wurde am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet. Er hat seinen Sitz in Genf.

Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels (KNA)
Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels ( KNA )
Quelle:
epd