Gläubige Leichtathletin Ogunleye gewinnt Olympia-Gold

Mit Gott im Ring

Die Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye hat bei den Olympischen Spielen in Paris Gold geholt. "Mein Herz ist einfach nur erfüllt mit Dankbarkeit", sagte die Überraschungs-Siegerin und dankte vor laufender Kamera Gott und ihrer Gemeinde.

Leichtathletin Yemisi Ogunleye spricht zu Medienvertretern / © Sina Schuldt (dpa)
Leichtathletin Yemisi Ogunleye spricht zu Medienvertretern / © Sina Schuldt ( dpa )

Hier geht es zum exklusiven Interview mit Yemisi Ogunleye über ihren Glaube und ihre Goldmedaille

Als frisch gekürte Kugelstoß-Olympiasiegerin entzückte Yemisi Ogunleye zum Abschluss der Pressekonferenz: Nach der Bitte, ihr Gesangstalent zu demonstrieren, dankte die 25-Jährige voller Inbrunst mit einem Gospelsong Gott - es war das Lied, das sie nach eigenen Angaben auch während des beeindruckenden Wettkampfs gesungen hatte. 

Nach dem Gold-Coup rannte sie in die Kurve und feierte mit Familie und Trainern. "Meine Familie hat in der ersten Reihe gesessen, dass sie den Moment miterlebt hat, war einfach unglaublich", schilderte sie, "alle habe ich erst mal in den Arm genommen und mit ihnen gemeinsam geweint. Einfach Tränen der Freude." 

Bischof Oster sieht "wunderbare Glaubenszeugnisse"

"Yemisi Ogunleye ist nicht nur eine große Athletin, sondern auch eine wunderbare Sängerin", schrieb der Sportbischof der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster aus Passau, am Samstag auf Facebook. Sie habe den Gospel gesungen, "um ihren Dank an Gott auszudrücken". 

Bischof Stefan Oster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Stefan Oster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ogunleye und die Hürdenläuferin Sydney McLaughlin aus den USA, die sich ebenfalls zu Gott bekannt habe, hätten als Olympiasiegerinnen "wunderbare Glaubenszeugnisse" abgegeben - nach der Kontroverse über queere Szenen bei einer angeblichen Darstellung des "Letzten Abendmahls" auf der Olympia-Eröffnungsfeier.

Gold nach 28 Jahren

Gold für Deutschland im Kugelstoßen - das hatte es seit Astrid Kumbernuss 1996 nicht mehr gegeben. Ogunleye ist die fünfte deutsche Frau, der der Olympiasieg in dieser Leichtathletik-Disziplin gelingt. 

Nach Silber für Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Weitspringerin Malaika Mihambo sowie Bronze für die Sprint-Staffel der Frauen über 4x100 Meter sorgte Ogunleye im Stade de France in Saint-Denis für den ganz großen Glanz. In den Finals am Samstagabend sind keine deutschen Starter mehr dabei. In Tokio hatte es einmal Gold und zweimal Silber gegeben. 

Dabei hatte der Wettkampf für die Mannheimerin gar nicht gut begonnen. Im ersten Durchgang rutschte Ogunleye im nassen Ring aus und stürzte auf ihr Knie. "Ich hatte dann die Chance: Gebe ich jetzt auf oder mache ich weiter?", schilderte sie einen mitreißenden Wettkampf. Drei Jahre nach dem Gold von Mihambo, mit der Ogunleye im Olympia-Vorfeld noch gemeinsam gesungen hatte, ist die Kugelstoßerin die nächste deutsche Olympiasiegerin.

"Gott, das ist ein Moment, den du mir versprochen hast"  

In einem ZDF-Interview hatte Ogunleye über den Moment vor dementscheidenden Stoß gesagt: "Ich habe einfach so eine unfassbare Ruhe in dem Moment verspürt, die nicht von dieser Erde ist." Und: "Ich bin in den Ring gegangen, habe meine Hände erhoben und gesagt: Gott, das ist ein Moment, den du mir versprochen hast." Sie sei mit "vollem Glauben" an den Start gegangen und habe alles gegeben. 

"Jetzt sind wir Olympiasieger, es ist so unglaublich." Ihr Herz sei erfüllt mit Dankbarkeit, auch den Menschen gegenüber, die an sie geglaubt hätten. Stefanie Heinrichs, Social-Media-Expertin des Portals katholisch.de, sagte am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass Ogunleye mit ihrem Sieg in digitalen Netzwerken zu einem Vorbild geworden sei. 

"Jeder möchte gerne erfolgreich sein und das traumhafte Märchen von olympischem Gold miterleben. Und hier ist nun eine Frau, die trotz einer Verletzung einen solchen Erfolg vorzuweisen hat."  Heinrichs sagte, sie denke schon, dass Ogunleye viele junge Frauen inspirieren könne, offener mit ihrem Glauben umzugehen. 

"Wenn man in Sozialen Netzwerken merkt, da ist etwas Positives am Glauben und darauf gibt es positive Reaktionen, dann ermutigt das." So könne auch eine virtuelle Gemeinschaft entstehen, weil Menschen merkten, dass sie nicht alleine seien. 

Dieser Beitrag wurde am 11.08. um 15:20 Uhr aktualisiert.

Olympiaseelsorge

Die deutsche Olympiamannschaft wird seit mehr als 40 Jahren bei Sommer- und Winterspielen von einem ökumenischen Seelsorgerteam begleitet. Ein katholischer und ein evangelischer Geistlicher bieten den Athleten, Trainern und Betreuern Gesprächsmöglichkeiten und Gottesdienstbesuche an. Auch bei den Paralympischen Spielen stellen die beiden großen Kirchen ein Seelsorgerteam, das den Sportlern mit Behinderung zur Seite steht.

Elisabeth Keilmann wird neue Sport-und Olympiaseelsorgerin (DJK)
Elisabeth Keilmann wird neue Sport-und Olympiaseelsorgerin / ( DJK )
Quelle:
dpa