DOMRADIO.DE: Wie sind Sie darauf gekommen, die Schweizergarde einzuladen?
Nina Odenius (Mitorganisatorin der Bildungsreise der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Blindenvereinigungen): Wir saßen im Vorbereitungsteam zusammen und ein ehrenamtlicher Teamkollege von mir sagte, dass er seit Jahren den Traum habe, mal mit jemandem von der Schweizergarde zu sprechen.
Es wäre interessant herauszufinden, welche Bedeutung die älteste Armee der Welt heute noch hat. Was macht die eigentlich? Dass wir uns sozusagen auf die Spuren der Schweizer Garde begeben.
Meine Teamkollegin aus der Schweiz hat die Garde angefragt und wir haben uns sehr gefreut, als wir eine positive Antwort bekamen, dass uns jemand von der Garde in Delémont besuchen würde.
DOMRADIO.DE: Wie war diese persönliche Begegnung mit dem Schweizer Gardisten?
Odenius: Die war für uns alle sehr spannend, weil das nicht alltäglich ist. Wir waren alle sehr aufgeregt. Uns hat der Vize Corporal und Medienverantwortliche Eliah Cinotti besucht. Er ist ein sehr sympathischer junger Mann, mit dem wir sehr intensiv ins Gespräch gekommen sind.
Es war unsere erste Begegnung mit der Schweizergarde. Ich habe ihn dann auch gefragt, was seine erste Begegnung mit der Garde war. Er erzählte, dass er 2008 mit seiner Mutter, seinem Vater und seinem Bruder an Weihnachten nach Rom gekommen sei.
Am 25. Dezember hätten sie beim Urbi et Orbi auf dem Petersplatz gestanden. Dort habe er die schönen Gardisten mit Harnisch gesehen. Seine erste Frage war, wer diese Männer in Uniform seien. Seine Mutter antwortete, dass sie von der Schweizergarde seien. Er habe dann zu seiner Mutter gesagt, dass er das auch einmal machen möchte. Seitdem war es sein Traum, Schweizergardist zu sein.
DOMRADIO.DE: Was hat Sie bei seinem Besuch besonders beeindruckt?
Odenius: Mich hat beeindruckt, dass er uns gegenüber sehr offen war. Er hat viele Fragen beantwortet. Er hat sehr anschaulich von seiner Arbeit erzählt. Zum Beispiel, dass die Gardisten die ersten sind, die dem Papst "Guten Morgen" sagen und die letzten, die ihm "Gute Nacht" sagen, weil sie von morgens bis abends auf ihn aufpassen.
Es hat mich sehr beeindruckt, dass er uns gegenüber unbefangen war. Wir durften tatsächlich seine Uniform berühren. Er ist in Uniform gekommen. Diese Uniform ist für jeden Gardisten maßgeschneidert. Die hat ganz verschiedene Stoffe und Bänder und es gibt einen gestärkten Kragen.
Ich muss für mich persönlich sagen, das dies ein tolles Erlebnis war. Dass er sich von mehreren Menschen berühren lässt, ist von ihm eine tolle Leistung.
Man kann mir die Uniform beschreiben, wie die aussieht, aber wenn ich sie selber anfassen kann, hat das eine ganz andere Wirkung.
Die anderen Teilnehmenden unserer Reise und ich können uns jetzt viel besser vorstellen, wie diese Uniform aussieht und wie sie sich anfühlt.
DOMRADIO.DE: Hat die Schweizergarde regelmäßig Kontakt zu Menschen mit Behinderungen?
Odenius: Sie begegnen Menschen mit Behinderung auf dem Petersplatz, wenn sie den Vatikan besuchen. Es gibt auch einmal im Jahr eine Veranstaltung für eine soziale Einrichtung, einmal in Benin und auch in Rom. Es gibt zudem alle möglichen Präsentationen der Arbeit der Schweizergarde, um Nachwuchs in den Kasernen in der Schweiz zu gewinnen.
Über das Thema Behinderung habe ich auch mit Eliah Cinotti gesprochen und er sagte, es sei für ihn eine Neuheit gewesen, die Schweizergarde vor Menschen mit Seheinschränkungen vorzustellen. Für ihn war das eine ganz besondere Erfahrung. Er habe sehr viel über unsere Personengruppe gelernt. Er war richtig begeistert, dass er dieses Treffen wahrgenommen hat.
Das Interview führte Tim Helssen.