Die Möglichkeiten und Tücken des Einkaufens im Vatikan

Günstig bis der Zoll kommt

Wenn die Menschen im Vatikan einkaufen wollen, haben sie nur wenige Möglichkeiten, ein Geschäft zu finden. Dafür gibt es aber besonders günstige Preise, die aber nicht immer von Vorteil sind, sagt Vatikanexperte Ulrich Nersinger.

Ein Mann mit Einkaufstüten  / © Viktoriia Hnatiuk (shutterstock)
Ein Mann mit Einkaufstüten / © Viktoriia Hnatiuk ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Vatikanbewohner, die Mitglieder der Schweizergarde, die müssen auch mal einkaufen. Was für Shoppingmöglichkeiten gibt es denn im Vatikan?

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Autor): Sie haben zwei große Möglichkeiten. Das eine ist die sogenannte Annona, ein großes Lebensmittelgeschäft. Oder man könnte fast schon sagen ein Discounter. 

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Und dann haben wir ein Geschäft im Bahnhofsgebäude, das ja kaum noch für Bahnfahrten genutzt wird. In dem Palazzo befindet sich ein Non-Food-Geschäft. Also alles, was nicht Lebensmittel betrifft, kann man dort erwerben.

DOMRADIO.DE: Okay, schauen wir mal in den Discounter, also in den Supermarkt. Da gibt es dann wirklich alles, was man so braucht?

Nersinger: Alles nur unter bestimmten Bedingungen. Sie müssen eine bestimmte Karte haben, die den Zugang erlaubt. Sie können nicht ohne Weiteres da hineingehen, sondern es gibt da gewisse Reglements. 

Ulrich Nersinger

"Sie müssen eine bestimmte Karte haben, die den Zugang erlaubt."

Die Angestellten, Arbeiter und und Mitglieder der Kurie oder des Vatikanstaates können dort einen gewissen Teil - ich will nicht unbedingt sagen rationiert - jedoch stark verbilligt einkaufen.

DOMRADIO.DE: Und das gilt dann auch für Alkohol, also Bier, Wein, Spirituosen?

Nersinger: Ja, und auch für Rauchwaren. Früher war es besonders beliebt Zigaretten einzukaufen. Das ist aber eingestellt worden. Man kann heute, soweit ich informiert bin, nur noch Tabak für Zigarren und so etwas erwerben.

Blick auf den Vatikan / © Parilov (shutterstock)

DOMRADIO.DE: In dem Non-Food-Bereich gibt es dann alles, wie Kerzen, Klopapier und so?

Nersinger: Ja, also Klopapier würde noch in den Bereich des Discounters fallen. Aber dort gibt es Kleidung, technische Artikel, Sie können theoretisch von kleinen Sachen bis hin zur Rolex alles erwerben. Auch Schmuck für die Damen, die im Vatikan arbeiten gibt es dort.

Ulrich Nersinger

"Der Vatikan erhebt keine Steuern und daher werden diese Artikel relativ preiswert."

DOMRADIO.DE: Wissen Sie, was das da alles so kostet?

Nersinger: Das kann ich Ihnen leider nicht genau sagen. Aber Sie können sich eine ungefähre Vorstellung davon machen, wenn Sie alle Steuern abziehen. 

Der Vatikan erhebt ja keine Steuern und daher werden diese Artikel relativ preiswert, oder zumindest im Vergleich zum italienischen Ausland, doch sehr erschwinglich sein.

DOMRADIO.DE: Wenn jetzt Touristen oder Besucher im Vatikan sind, könnten die da auch einkaufen?

Nersinger: Nein, außer man kennt jemanden, der im Vatikan arbeitet, der könnte dann für jemanden etwas besorgen. Das ist eine beliebte Methode, schon zu meiner Studienzeit gewesen.

DOMRADIO.DE: Generell wirkt es so, dass Einkaufen für die Vatikan-Bewohnerinnen und Bewohner irgendwie ein Eldorado ist, wenn doch alles preiswerter ist. Ist das so?

Blick auf die Kuppel des Petersdoms und die Vatikanischen Gärten / © lara-sh (shutterstock)
Blick auf die Kuppel des Petersdoms und die Vatikanischen Gärten / © lara-sh ( shutterstock )

Nersinger: Ja. Früher war vor allem Benzin sehr beliebt und ein lohnendes Geschäft, und das ist es auch heute noch. Aber wir haben ja in den letzten Wochen gehört, dass der Vatikan nun auf Elektroautos umstellen wird und dann Ladesäulen errichten lässt.

DOMRADIO.DE: Wann waren Sie das letzte Mal im vatikanischen Supermarkt shoppen und was haben Sie eingekauft?

Nersinger: Das hab ich selber nicht, aber ich bin ab und zu mal mitgekommen. Das muss so in den Achtzigern und Neunzigern gewesen sein. 

DOMRADIO.DE: Was ist besonders kurios am Einkaufen im Vatikan? 

Nersinger: Kurios ist auch noch, dass man im Vatikan sogar ein Auto bestellen und sich in den Vatikan liefern lassen kann. Aber wenn man damit Rom verlässt, dann erhält man oft große Schwierigkeiten mit dem Zoll. Wenn man dann dieses Auto  hierzulande zulassen will, können erhebliche Nachsteuern auf einen zukommen.

DOMRADIO.DE: Das wäre also keine gute Idee, wenn jemand diese Idee hätte, um zu sparen.

Nersinger: Nein, absolut nicht. Es ist auch abzuraten, sich Geschenke über die Vatikan-Post zuschicken zu lassen. Denn seit einigen Jahren ist der deutsche Zoll draufgekommen, dass der Vatikanstaat ja kein Mitglied der EU ist. Und wenn Sie sich ein Geschenk liefern lassen, sei es nur ein Buch, dann bekommen Sie Post vom Deutschen Zoll. 

Sie müssen eine Gebühr bezahlen und unter Umständen sogar in das zuständige Zollamt fahren. Ich habe das zweimal so erfahren und habe beide Geschenke zurückgehen lassen, weil es eine erhebliche Kostenfrage wird. Ich habe dann empfohlen mit dem Geschenk einfach zwei Minuten weiter zur italienischen Post zu gehen.

DOMRADIO.DE: Wie ist das mit dem Papst? Geht er selber einkaufen und was gönnt er sich dann der Papst? 

Nersinger: Bis jetzt wissen wir, dass er das nicht tut. Das haben auch seine Vorgänger nicht gemacht. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR