DOMRADIO.DE: Ist die "Jugend für den Frieden" so etwas wie die Jugendorganisation der christlichen Gemeinschaft Sant'Egidio?
Albert Yazigi (Mitglied "Jugend für den Frieden" und Organisator des internationalen Treffens in Berlin): Ja, wir sind Jugendliche aus aller Welt, die sich ehrenamtlich für den Frieden einsetzen, natürlich auch durch die christlichen Werte. Das Wort Jesu der Nächstenliebe steht als Wert deutlich in der Mitte. Wir wollen den Frieden in unseren Städten leben. In unseren Einrichtungen, wie der Schule des Friedens, wollen wir mit den Kindern lernen, spielen und den Frieden ausleben - aber auch mit den Menschen aus dem Altenheim oder den Obdachlosen.
DOMRADIO.DE: "Eine globale Freundschaft für eine Zukunft des Friedens" ist Ihr gemeinsamer Traum. Wie wollen Sie ihm auf dem kommenden Treffen in Berlin ein Stück näherkommen?
Yazigi: Eine globale Freundschaft ist natürlich das höchste Ziel. Wir sind erst mal bei einer europäischen Freundschaft, denn die meisten, die die nächsten Tage in Berlin sein werden, kommen aus europäischen Ländern. Schon der Gründer von Sant’Egidio, Andrea Riccardi, wollte eine globale Freundschaft haben. Das werden wir dadurch hinbekommen, dass wir erst mal einander begegnen und uns über das Land des anderen, über das Schicksal des anderen informieren. Wir wollen mit dem Gegenüber sprechen und zuhören. Wir wollen miteinander eine Vision der Zukunft des Friedens entwickeln.
DOMRADIO.DE: Es kommen auch 100 junge Leute aus der Ukraine zum Treffen. Was erwarten Sie sich von deren Erfahrungsberichten aus dem Krieg?
Yazigi: Wir werden sie herzlich willkommen heißen, auch weil es für sie einen Moment der Pause und Ruhe von den Bombardierungen in der Ukraine in ihrer Heimat ist. Die ukrainische Gemeinschaft hat sich während des Krieges sehr vergrößert und auch da sind viele Anlaufstellen von Sant'Egidio entstanden und auch Schulen des Friedens, wo Jugendliche selbst mit Kindern gearbeitet haben.
Deren Berichte werden sehr eindrücklich auf uns alle wirken und uns zeigen, dass es auch geht, in solchem Leid einen Schimmer von Hoffnung zu schaffen.
DOMRADIO.DE: Was werden Sie sonst noch in diesen gemeinsamen Tagen in Berlin tun?
Yazigi: Am ersten Tag gehen wir zusammen in die Kirche am Alexanderplatz. Geplant sind dann viele verschiedene Sachen, wie zum Beispiel Stadttouren. Berlin ist eine ganz besondere Stadt. Einerseits, weil sie in den vergangenen Jahrhunderten viel Krieg erlebt hat, aber auch, weil Berlin eine Stadt ist, in der eine friedliche Revolution geklappt hat, wo eine physische Mauer durch eine friedliche Revolution 1989 runtergebrochen werden konnte. Dafür steht Berlin und dafür stehen wir mit unseren Festen.
DOMRADIO.DE: Es ist in dieser Zeit nicht so leicht, an eine Zukunft des Friedens zu glauben. Woher nehmen Sie diese Zuversicht?
Yazigi: Wir sind uns alle dieser schmerzlichen Realität bewusst. Wir wollen miteinander reden. Es ist schwierig. Wir wissen selbst nicht, was die richtige Antwort ist. Aber ich glaube trotzdem, dass Frieden die einzige Lösung ist.
Das Interview führte Tobias Fricke.