Erzbischof Paglia will mehr Menschlichkeit im Sterbeprozess

"Der Tod muss menschlicher werden"

Im Vatikan gilt Erzbischof Paglia als einer, der in bioethischen Fragen für Öffnungen eintritt. Das betrifft auch das Thema Sterbehilfe. Den Kurs von Papst Franziskus verteidigt er gegen konservative Kritiker.

Holzkreuz vor blauem Himmel / © VladisChern (shutterstock)
Holzkreuz vor blauem Himmel / © VladisChern ( shutterstock )

Erzbischof Vincenzo Paglia, vatikanischer Vordenker in bioethischen Fragen, hat sich für eine "Rückkehr zu mehr Humanität" beim Sterben ausgesprochen. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Tageszeitung "Corriere della Sera" sagte der Leiter der "Päpstlichen Akademie für das Leben": "Wir denken viel zu wenig daran, wie die Verlängerung des Lebens und die neusten Technologien dazu beitragen, dass auch Krankheiten und Leiden verlängert werden."

Vincenzo Paglia / © Romano Siciliani (KNA)
Vincenzo Paglia / © Romano Siciliani ( KNA )

Auf die Frage, ob aktive Sterbehilfe für die katholische Kirche weiter "ein Tabu" bleibe, sagte Paglia: "Ich denke, das Leiden der Menschen sollte den kalten Mechanismen des Gesetzes entzogen werden. Der Tod macht eine schmutzige Arbeit, die der Mensch nicht übernehmen sollte. Aber der Tod muss menschlicher werden, genauer gesagt, er muss wieder menschlicher werden."

Paglia (79) hatte unlängst ein Buch mit dem Titel "Kleines Lexikon vom Ende des Lebens" veröffentlicht, in dem er auf Fragen wie Sterbehilfe und Lebensverlängerung eingeht. Die von ihm geleitete Lebens-Akademie des Vatikans war früher eine konservative Denkfabrik für kirchliche Stellungnahmen gegen Abtreibung, künstliche Befruchtung und Sterbehilfe. Unter Paglias Führung hat sie ihr Themenspektrum erweitert und auch Befürworter von gesetzlichen Liberalisierungen in bioethischen Fragen als Mitglieder aufgenommen.

Alter Bekannter des heutigen Papstes

In dem Interview betonte Paglia seine biografische und inhaltliche Nähe zu Papst Franziskus. Er habe ihn schon lange vor der Papstwahl 2013 bei einem Treffen in Spanien kennengelernt. Damals war Jorge Mario Bergoglio noch Erzbischof von Buenos Aires.

Jahre vor ihm habe bereits der damalige Sant'Egidio-Pfarrer Matteo Zuppi, heute Kardinal in Bologna, den späteren Papst in Argentinien kennengelernt. "Schon damals sahen wir ihn als Ausdruck einer neuen Vision von Kirche, einer armen Kirche auf der Seite der Armen", erklärte Paglia.

Diese Vision werde allen Widerständen und Gegnern zum Trotz Bestand haben. "Es mag Widerstände geben und Versuche, den Kurs umzudrehen. Aber ich glaube nicht, dass das möglich sein wird", so der zum Umfeld der Gemeinschaft von Sant'Egidio gehörende Erzbischof.

Quelle:
KNA