Weihbischof Schwaderlapp betont Bedeutung des Ehesakramentes

"Christus nicht nur als blinden Passagier dabei haben"

Bis dass der Tod uns scheidet - immer weniger Paare halten dieses einst vor Gott gegebene Versprechen bis zum Ende durch. Andere treten gar nicht erst vor den Traualtar. Warum eigentlich nicht? Was würde die Kirche attraktiver machen?

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
"Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an…" - ein Brautpaar beim Eheversprechen / © Beatrice Tomasetti (DR)
"Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an…" - ein Brautpaar beim Eheversprechen / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: An diesem Samstag laden Sie Paare, die vor zehn und 25 Jahren das Sakrament der Ehe empfangen haben, zu einem Tag der Begegnung ein. Eine solche Einladung sprechen Sie regelmäßig seit 2013 aus, inzwischen dreimal im Jahr, um auch die anderen Jubiläen – fünf, 15, 20 und 30 Jahre – zu berücksichtigen. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Weihbischof Dr. Dominik Schwaderlapp hat den Tag für Ehepaare 2013 initiiert / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihbischof Dr. Dominik Schwaderlapp hat den Tag für Ehepaare 2013 initiiert / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Dr. Dominik Schwaderlapp (Weihbischof in Köln): Das Thema "Ehe und Familie" ist mir von jeher ein Herzensanliegen – auch weil ich selbst aus einer großen Familie stamme. Von daher waren mir Ehevorbereitungskurse immer wichtig. Irgendwann kam dann die Überlegung dazu, Paare über ihre Hochzeit hinaus begleiten zu wollen. Mit der Eheschließung endet der Weg ja nicht – im Gegenteil: Da geht es erst richtig los. Und als ich dann Bischof wurde, hatte ich die Idee, die Eheleute meines Pastoralbezirks nach einer Zeit von fünf Jahren einmal einzuladen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen – was großen Anklang fand. Und dann ist dieses Format gewachsen und ich habe es auf Paare, die zehn, 15 und 20 Jahre miteinander verheiratet sind, ausgeweitet. Für Menschen, die Silber- oder Goldhochzeit feiern, dachte ich, gibt es genügend Angebote in den Gemeinden oder Stadtdekanaten. Aber mittlerweile lade ich auch Paare ein, die 25 und 30 Jahre miteinander verheiratet sind.

DOMRADIO.DE: Wie sieht ein solcher Tag denn konkret aus?

Schwaderlapp: Zunächst einmal: Ich gestalte ihn nicht allein. Ganz wesentlich helfen mir dabei "Moderatoren"; Paare, die ich meist selbst auf die Ehe vorbereitet habe und die sich hier ehrenamtlich engagieren. Alles beginnt mit einem Stehkaffee im Maternushaus, dann folgt ein Impuls von mir zum Eheversprechen, eine Art Ehe-Check, danach gibt es den Austausch in einer Kleingruppe, die jeweils von einem dieser Paare begleitet wird. Später tragen wir dann im Plenum zusammen, was sich an inhaltlichen Schwerpunkten herausgestellt hat. Jeder sagt, was und wie viel er mag – das ist natürlich völlig freiwillig. Wichtig ist, dass die Paare miteinander ins Gespräch kommen. Den Abschluss bilden eine Messe in St. Ursula – zusammen mit allen Kindern, für die es nachmittags eine Betreuung gibt, damit die Erwachsenen ganz entspannt an diesem Angebot teilnehmen können – und danach wieder im Maternushaus ein Abendessen. Um es auf eine Kurzformel zu bringen: Es geht um Frömmigkeit, Geselligkeit, Input und Austausch.

Für Weihbischof Schwaderlapp hat der Austausch mit Familien Priorität / © Beatrice Tomasetti (DR)
Für Weihbischof Schwaderlapp hat der Austausch mit Familien Priorität / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Nun ist das Ganze so erfolgreich, dass das Angebot über Ihren Pastoralbezirk hinaus Wellen geschlagen hat und daraus längst eine feste Institution geworden ist…

Schwaderlapp: In der Tat kam anfangs immer häufiger die Nachfrage: Warum gibt es so etwas nur für die Menschen in Düsseldorf, Remscheid, Solingen, Wuppertal, Neuss und Mettmann? Lässt sich diese Initiative nicht auch auf die anderen Pastoralbezirke ausdehnen? Und dann habe ich mit meinen Mitbrüdern im Bischofsamt gesprochen, ob sie nicht etwas Vergleichbares anbieten wollten. Aber sie meinten, das Thema sei bei mir doch gut aufgehoben, und so hat unser Erzbischof zugestimmt, dass ich einen solchen Tag der Begegnung für das ganze Bistum anbiete.

Weihbischof Dominik Schwaderlapp

"Mich erreichen viele Rückmeldungen, dass ein solcher 'Ehetag' – eine kleine Auszeit zwischendurch – einfach gut tut und Kraft gibt."

Seit dem letzten Jahr gibt es nun erstmalig auch ein solches Angebot für "Silberpaare", weil viele Paare ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht haben, dass mit diesem Format nach 20 Jahren Schluss ist und in den Gemeinden vergleichbare Initiativen nicht existieren. Mich erreichen viele Rückmeldungen, dass ein solcher "Ehetag" – eine kleine Auszeit zwischendurch, um sich nochmals auf die eigene Lebensgemeinschaft und das, was einen trägt, bewusst zu besinnen – einfach gut tut und Kraft gibt. Manche hängen an diese Bistumseinladung sogar noch einen Tag dran, übernachten im Maternushaus und machen daraus für sich ein stimmiges Gesamtpaket, um diesen Impuls aufzugreifen und sich einmal gezielt Zeit für ihre Zweisamkeit zu nehmen.

DOMRADIO:DE: Letztlich kommt ja in dieser Einladung auch so etwas wie Wertschätzung seitens der Kirche zum Ausdruck…

Schwaderlapp: Natürlich, das mag auch an der persönlichen Einladungskarte liegen, die per Post kommt. Es wird ja kein öffentlicher Aushang gemacht, der anonymeren Charakter hätte. Die Menschen reagieren überrascht, dass sie im Blick sind, die Kirche sich an sie und ihre Entscheidung für ein gemeinsames Leben unter Gottes Segen erinnert, und empfinden das Interesse, das mit dieser Einladung zum Ausdruck kommt, als bereichernd. Sie spüren, die Kirche macht einen aktiven Schritt auf sie zu. Sie fühlen, dass es um sie geht, sie angenommen sind und ihre Kinder mitbringen können. Allein schon dieses Zeichen, persönlich gemeint und als Familie willkommen zu sein, ist wichtig und tut gut. Das hören wir immer wieder.

Auch Paare, die schon länger miteinander verheiratet sind, freuen sich über Unterstützung / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auch Paare, die schon länger miteinander verheiratet sind, freuen sich über Unterstützung / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Was genau aber ist Ihnen denn daran so wichtig, mit Ehepaaren regelmäßig das Gespräch zu suchen und auch ein Forum für den Austausch untereinander anzubieten? 

Schwaderlapp: Eine Ehe ist ja nichts Statisches, ein Block, den man mit dem Schritt zum Traualtar jetzt abgearbeitet hat. Sie ist ein lebenslanger Prozess, den man immer wieder neu mit Leben füllen muss. Seit mehr als 15 Jahren begleite ich regelmäßig drei Paare, die ich selbst einmal getraut habe. Früher haben wir uns öfter getroffen, aber selbst heute dienen diese Treffen noch dazu, immer wieder Themen anzusprechen, die zwangsläufig in einer Partnerschaft aufploppen: zum Beispiel der Dauerbrenner Kommunikation. Was macht sie so schwierig, woran scheitern wir immer wieder miteinander?

Weihbischof Dominik Schwaderlapp

"Es ist meist hilfreich, mit den eigenen Themen und Problemen, die andere Paare ja genauso haben, nicht allein zu bleiben."

Und da wird einem auch noch einmal deutlich: Ja, es ist wirklich ein Dranbleiben, ein immer wieder neu Anfangen – Ehe ist nun mal auch Arbeit. Und da eine Unterstützung zu bieten, ist mir ein großes Anliegen. Das ist schließlich kein Hexenwerk, so etwas könnte auch in den Dekanaten stattfinden und muss nicht unbedingt von einem Bischof angestoßen werden. Dieses Format ist zunächst ein Impuls, den Paare auch eigeninitiativ aufgreifen könnten, um ihn in ihrer Gemeinde oder ihrem Dekanat zu etablieren. Es ist meist hilfreich, mit den eigenen Themen und Problemen, die andere Paare ja genauso haben, nicht allein zu bleiben.

DOMRADIO.DE: Das Sakrament der Ehe spenden sich nach katholischem Verständnis die Eheleute gegenseitig. Was genau passiert da zwischen Gott und den Menschen? 

Schwaderlapp: Bevor zwei Ehepartner zueinander "Ja" sagen, spricht Christus sein "Ja" zu ihnen. Er stellt sich mit seinem Ja hinter die beiden. Die Ehe bedeutet von Christus aus kein "Du sollst", "Du musst", "Du darfst nicht", sondern "Ihr seid geliebt und ich gebe Eurem Ja die Festigkeit, die Ihr alleine nicht habt". Christus macht die Eheleute so zu Botschaftern seines unauflöslichen Bundes mit der Kirche. Und das funktioniert nicht wie ein Automat – oben kommt die Eheschließung rein, unten kommt der fertige Ehepartner raus und alles ist easy – nein, es geht um ein Mittun mit Christus und darum, ihn nicht nur als "blinden Passagier" mit an Bord zu haben, sondern ihn wirklich in die Ehe einzubeziehen. Denn der Bund zwischen Mann und Frau ist eben mehr als die Verbindung zweier Menschen: Er ist ein Zeichen des Bundes zwischen Christus und seiner Kirche. 

Eine Ehe ist also nicht nur eine reine Privatangelegenheit. Wie oft habe ich erlebt, wenn im Freundeskreis eine Ehe auseinanderging, dass andere folgten – nach dem Motto: Ich mache jetzt auch Schluss, das bringt doch alles nichts. Und umgekehrt: Wenn eine Ehe gelebt wird, ist das eine Ermutigung – erst recht, wenn die "schlechten Tage" kommen – und die kommen ja unausweichlich. Deshalb ist auch jedes Paar, das bei allen Begrenzungen und Schwächen immer wieder neu versucht, diesen Bund zu leben, ein Botschafter für die Erfahrung: Ja, Gott ist treu und er schenkt uns auch die Gnade, einander treu zu sein.

Weihbischof Schwaderlapp stammt selbst aus einer großen Familie / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihbischof Schwaderlapp stammt selbst aus einer großen Familie / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Und was bedeutet es, dass die Ehe als Sakrament definiert ist?

Schwaderlapp: Die Ehe ist in gewissem Sinne ein "Sondersakrament", weil es die Ehe im Unterschied zu den anderen Sakramenten schon vorher gab, sie also keine "Erfindung" von Christus ist. Schon in der Schöpfungsgeschichte ist die Rede davon, dass Mann und Frau ein Fleisch werden und damit Liebe und auch Leben stiften. Schon immer gab es die Sehnsucht nach Liebe und Treue, aber auch die Erfahrung, dass sie sich nicht immer erfüllt. Nun hat Christus das, was in der Schöpfung angelegt ist, erneuert und zum Zeichen seines Bundes erhoben. Die Erlösung besteht ja nicht nur darin, dass wir zukünftig den Himmel erwarten, sondern sie geschieht jetzt schon. Im Sakrament der Ehe wird nicht nur die Hoffnung auf Liebe und Treue geschenkt, sondern tatsächlich die Liebe und Treue selbst. Liebe ist keine Utopie! Liebe ist möglich! Ja, sogar lebenslang. Unauflösliche Treue ist dank der Gnade Christi möglich und lebbar!

DOMRADIO.DE: "In guten wie in schlechten Tagen…" – dieses Versprechen ist angesichts der hohen Scheidungsrate in Deutschland – laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 361.000 Ehen geschlossen und 129.000 geschieden – für viele trotz eines zunächst guten Vorsatzes nicht mehr bindend. Was geben Sie Brautleuten bei Ehevorbereitungsgesprächen oder der Hochzeitsfeier selbst mit auf ihren Weg in ein gemeinsames Leben?

Schwaderlapp: Wer mit Christus unterwegs ist, ihn in den Ehebund mit hineinlässt, kann eine Kraft empfangen, die er aus sich selbst nicht hat. Also, was kann man von Anfang an tun, dass sich die Liebe nicht verbraucht, sondern – im Gegenteil – wächst und sich vertieft?

Ein Ansatzpunkt ist zum Beispiel das Thema Kommunikation. In seinem Buch "Die fünf Sprachen der Liebe" analysiert der amerikanische Autor Gary Chapman, dass jeder in der Liebe seine eigene Sprache spricht: Da gibt es die Hilfsbereitschaft. Das heißt, ich zeige dir meine Liebe, indem ich dir helfe. Das ist aber vielleicht gar nicht das, was du brauchst, infolgedessen wehrst du dich gegen diese Form der Zuwendung. Stattdessen benötigt der  andere unter Umständen ein größeres Maß an Zweisamkeit. Um diese Frage geht es bei der Ehevorbereitung, aber auch bei unseren Begegnungstagen für Eheleute.

Weihbischof Dominik Schwaderlapp

"Ich gebe Brautleuten gerne mit: Hört niemals damit auf, immer neu anzufangen. Und fangt niemals an aufzuhören. Damit meine ich, niemals zu resignieren und zu sagen: So ist es eben…"

Wieder andere sehnen sich nach Lob und Anerkennung oder danach, dass der Partner die berühmten drei Worte auch ausspricht. Und so redet man oft aneinander vorbei, weil jeder etwas anderes in einer Liebesbeziehung braucht und erwartet. Chapman hat so vielen geholfen, ihre Kommunikation zu verbessern. Aber das ist eben ein lebenslanger Prozess. Daher gebe ich Brautleuten gerne mit: Hört niemals damit auf, immer neu anzufangen. Und fangt niemals an aufzuhören. Damit meine ich, niemals zu resignieren und zu sagen: So ist es eben…

DOMRADIO.DE: Sich dauerhaft zu binden, überhaupt Verbindlichkeit scheint auch in anderen Lebensbereichen nicht mehr unbedingt dem Selbstverständnis des liberalen Menschen im 21. Jahrhundert zu entsprechen. Worin sehen Sie da die Aufgabe der Kirche? Welche Unterstützungsangebote kann sie machen bzw. wo könnte sie das bestehende Engagement noch verstärken?

Die Begleitung von Ehepaaren ist Weihbischof Schwaderlapp ein Herzensanliegen / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Begleitung von Ehepaaren ist Weihbischof Schwaderlapp ein Herzensanliegen / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Schwaderlapp: Da sehe ich die Kirche in der Tat in einer Bringschuld. Sie muss zum Beispiel viel mehr den Sinn, die Bedeutung und den Geschenkcharakter der Ehe in den Fokus rücken. Dazu gehört auch, dass mit der Eheschließung eine Wirklichkeit gesetzt wird. Wer ein Kind hat, kann nicht einfach sagen: Ich will es nicht mehr. Es gibt Entscheidungen, die sind irreversibel. Und dazu gehört eben auch die Ehe. Es ist daher wichtig, sich immer wieder neu zu vergegenwärtigen, was man sich da eigentlich versprochen hat. Ähnlich wird Eltern immer wieder neu vergegenwärtigt, was Elternschaft bedeutet. Die Trauung war ja nicht irgendein frommer Wunsch, sondern da haben Menschen ein Versprechen abgegeben in dem festen Vertrauen, dass Gott ihnen auch die Gnade schenkt, das zu leben.

Ganz grundsätzlich ist bei der pastoralen Begleitung von Ehepaaren sicher noch Luft nach oben. Wir konzentrieren uns vor allem auf Familien und Kinder, aber für die Eheleute selbst machen wir sicher zu wenig. Tatsache aber ist, dass alles, was wir für die Erwachsenen anbieten, letztlich auch den Kindern zugute kommt. Kinder haben Stress, wenn Eltern miteinander Stress haben. Und umgekehrt, wenn sie erleben, dass Eltern an einem Strang ziehen – und da kann es trotzdem zuhause auch mal drunter und drüber gehen – entstresst das die Kinder ungemein. Also, von den Angeboten, Ehepaare zusammenzubringen, könnte es sicher mehr geben. Manches aber gibt es auch schon. Ich persönlich biete zum Beispiel alle zwei Jahre eine Pilgerfahrt für Ehepaare ins Heilige Land an, bei der es dann auch um Ehe-Themen geht, einschließlich der Erneuerung des Eheversprechens in Kana.

Weihbischof Dominik Schwaderlapp

"Es ist unser aller Aufgabe, das Zusammenleben in einer Ehe zu schützen und zu stützen."

Andererseits sind "die" Kirche wir alle. So könnte ich diesen "Tag der Begegnung" ohne meine Moderatoren gar nicht umsetzen, da wäre ich hilflos. Es geht also um ein Miteinander. Von daher ist das Thema Ehepastoral auch nicht allein abhängig von einem Pfarrer oder Bischof. Es ist unser aller Aufgabe, das Zusammenleben in einer Ehe zu schützen und zu stützen. 

DOMRADIO.DE: Die Kirchenaustrittwelle reißt nicht ab. Auf der anderen Seite haben freie Trauungen einen enormen Zulauf, weil sich Paare doch nach irgendeinem – wie auch immer gearteten – Rahmen für ihre Zweisamkeit sehnen. Sehen Sie die kirchlich geschlossene Ehe in Gefahr?

Schwaderlapp: Ich sehe zwei gegensätzliche Bewegungen. Da hängen zum einen hunderttausende Liebesschlösser auf der Hohenzollernbrücke, was ja für ein Ritual steht. Zu jedem Schloss – das habe ich mir mal erklären lassen – gibt es zwei Schlüssel, die dann in den Rhein geworfen werden, wo er am tiefsten ist. Jetzt kann man das als eine romantische Gefühlsduselei abtun, aber daraus spricht ja auch eine große Sehnsucht. Nämlich: Wir wollen beieinander bleiben. Die Erfahrung aber dann, dass das bei vielen nicht klappt, sorgt auf der anderen Seite dafür, dass die Entscheidung für den letzten verbindlichen Schritt dann doch vertagt, immer noch ein Hintertürchen offen gehalten wird, damit man sich zur Not auch wieder trennen kann.

Weihbischof Dominik Schwaderlapp

"Als Kirche müssen wir acht geben, dass wir da nicht nur auf dem Beobachterposten bleiben. Im Gegenteil: Wir sollten an diese Sehnsucht, die ganz tief im Menschen verankert ist, andocken."

Dem gegenüber steht die Sehnsucht nach Geborgenheit, Verlässlichkeit, Stabilität, Sicherheit und Treue, wie wir aus Jugendstudien wissen. Als Kirche müssen wir acht geben, dass wir da den Zug nicht verpassen und nur auf dem Beobachterposten bleiben. Im Gegenteil: Wir sollten an diese Sehnsucht, die ganz tief im Menschen verankert ist, andocken. Das bedeutet, dass sich die Menschen bei uns gut aufgehoben und willkommen fühlen müssen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber offensichtlich nicht. 

Vielleicht erliegen wir auch manchmal der Versuchung zu denken, als Kirche sind wir ja doch nur das Sahnehäubchen und gut genug, den entsprechenden Rahmen für eine Feier zu bieten. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass hinter dem Wunsch einer kirchlichen Hochzeit eine tiefe Sehnsucht steckt, und darauf haben wir – nein, genauer gesagt Christus – eine Antwort. Jedenfalls bietet sich uns mit der sakramentalen Ehe eine große Chance, weil sie an die Ursehnsucht des Menschen anknüpft. Und diese Sehnsucht muss nicht unerfüllt bleiben. Liebe und Treue sind möglich, wenn wir dabei auf Christus schauen. Mit dieser großartigen Botschaft sollten wir nicht hinterm Berg halten! 

Das Interview führte Beatrice Tomasetti.

Quelle:
DR