Neben der Hannoverschen Landeskirche finden sich in Niedersachsen die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippes, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg.
Zudem hat die Evangelisch-Reformierte Kirche den größten Teil ihrer Gemeinden in Niedersachsen. Sie alle sind in der Konföderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen zusammengeschlossen.
Und wie überall in Deutschland stehen auch in Niedersachsen die Zeichen auf eine engere Zusammenarbeit der evangelischen Kirchen. So trafen sich im Juni rund 200 Mitglieder der Landessynoden der Mitgliedskirchen im Kloster Loccum, dem zentralen und wichtigsten Ort der evangelischen Kirchen Niedersachsens. Anschließend veröffentlichten die Synodenpräsidenten der Landeskirchen ein gemeinsames Statement.
Kooperation mit dem Land setzt Zusammenarbeit voraus
Darin betonten sie, dass die Kirchen bereits seit Jahrzehnten vertrauensvoll und erfolgreich zusammenarbeiteten - etwa beim Religionsunterricht und in der Erwachsenenbildung, in der Notfallseelsorge, der Seelsorge an Strafgefangenen, bei Polizei und Zoll sowie in der Diakonie.
Allen Arbeitsfeldern ist allerdings gemeinsam, dass es hier auch auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Staat ankommt: Und da ist die Kooperation schon deswegen von Nöten, weil das Land Niedersachsen natürlich ein Interesse an möglichst wenig kirchlichem Gegenüber hat.
"Wir erhoffen uns mehr Gemeinsamkeit"
Doch die Kirchen wollen künftig auch untereinander enger zusammenarbeiten. "Wir sind in sehr intensiven Diskussionsprozessen darüber, wie wir uns verändern werden, gemeinsam unserem kirchlichen Auftrag gerade auch in der Gesellschaft weiter gerecht werden und Menschen Gemeinschaft, Hoffnungsräume und Orientierung für ihr Leben anbieten", heißt es in dem Statement.
"Es lässt sich heute noch nicht sagen, welche Gestalt die evangelischen Kirchen in Niedersachsen in Zukunft haben werden." Oder "wie jede für sich und alle gemeinsam" ihrem Auftrag als Kirche nachgehen würden. "Wir erhoffen uns mehr Gemeinsamkeit", erklären die Synodenpräsides. "Wir wollen an der bewährten Zusammenarbeit im Rahmen der Konföderation festhalten und dabei auch offen dafür sein, wo eine verstärkte Zusammenarbeit in Zukunft sinnvoll ist."
Auch Ökumene ist im Blick
Dabei gehe es nicht zuerst darum, Strukturen zu optimieren und Einsparungen vorzunehmen. Es gehe darum, Kirche in Niedersachsen neu zu gestalten, dabei ökumenische Zusammenarbeit zu vertiefen und die Kooperation mit Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen zu suchen. "Im Zentrum steht die Frage, wie wir so Kirche Jesu Christi sein können, dass Menschen von unserer Botschaft erreicht werden und wir gemeinsam Verantwortung in unserem Land übernehmen."
Im Hintergrund freilich steht immer wieder der Gedanke an größere strukturelle Veränderungen. Denn während 2004 die Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz mit der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg fusionierte, während 2009 die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland aus der Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringischen Landeskirche entstand und schließlich 2012 die Evangelische Nordkirche aus der Nordelbischen Kirche, der Mecklenburgischen und der Pommerschen Kirche gebildet wurde, ist es im Blick auf Kirchenfusionen in Niedersachsen merkwürdig ruhig geblieben.
Dabei gelten gerade die mittelgroßen Kirchen, wie etwa Oldenburg oder Braunschweig, in der EKD als Fusionskandidaten. Diese haben im Unterschied zu den bereits sehr schlanken, kleinen Kirchen von Anhalt oder Schaumburg-Lippe noch viele Strukturen, können die aber in Zeiten rückläufiger Einnahmen kaum noch aufrechterhalten.
Weitere Fusionen in Sicht?
"Sollte es in fünf oder sechs Jahren keinen Sinn mehr machen, hier als eigenständige Landeskirche tätig zu sein, und Niedersachsen unsere Bezugsebene werden, werde ich einer Fusion nicht entgegenstehen", hatte Oldenburgs Bischof Thomas Adomeit Ende Oktober 2023 in einem Interview mit dem Bremer "Weser-Kurier" erklärt.
Wichtig sei die Frage, in welcher Struktur das Evangelium angesichts sinkender Mitgliederzahlen und einer abnehmenden Finanzkraft am besten zu den Menschen gebracht werden könne. Das müsse immer über allem stehen: "Es geht nicht darum, eine Struktur, die nicht mehr funktioniert, um der Struktur willen zu erhalten."
Die Frage nach den Nachfolgern
Dabei hängt es freilich auch davon ab, wie sich die Landeskirchen in den nächsten Jahren personell neu aufstellen. Zum Beispiel, wenn leitende Geistliche in den Ruhestand treten - so will der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns bereits im Juli 2025 im Alter von nur 63 Jahren vorzeitig in Pension gehen.
Doch geeignete Nachfolger für geistliche Leitungsämter sind auch in den evangelischen Kirchen immer dünner gesät. Sollte es in Braunschweig ähnlich wie in der Landeskirche Westfalens Probleme bei der Findung eines Nachfolgers geben, wird die Debatte über Fusionen wohl wiederkehren.