DOMRADIO.DE: Sind die Koffer schon gepackt?
Benedikt Schrader (Abiturient, Messdienerleiter und Teilnehmer des Projekts "Seitenwechsel" des Bistums Essen): Nein, aber die Packliste ist gemacht und alles Wichtige ist mittlerweile eingekauft.
DOMRADIO.DE: Am Samstag geht es für Sie für ein Jahr nach Peru in die Hauptstadt Lima. Da engagieren Sie sich in einer Kindertagesbetreuung. Wie haben Sie sich ganz persönlich auf Peru und Lima vorbereitet?
Schrader: Für die Arbeit in der Kindertagesstätte ist nicht viel Vorbereitung nötig gewesen. Denn das mache ich auch aktuell auch schon als Leiter von Messdienergruppenstunden.
DOMRADIO.DE: Haben Sie eine Vorstellung vom Land Peru, von der Stadt Lima?
Schrader: Ich habe mir einige Videos und Dokus angeschaut, aber es ist auch ein bisschen ein Sprung ins kalte Wasser. Und man weiß natürlich, wie das Klima ist und dass es eine andere Sprache ist.
Wir haben auch in unseren Vorbereitungsseminaren einiges gelernt, wie man sich verhält.
DOMRADIO.DE: Insgesamt sechs junge Freiwillige aus Essen und Bochum gehen jetzt nach Panama, Costa Rica und eben auch nach Peru. Wie hat man Sie und die anderen beim Bistum Essen fürs Ausland fit gemacht.
Schrader: Wir hatten verteilt über das letzte halbe Jahr mehrere Seminare, zehn bis zwölf.
Das waren zum einen innerhalb des Bistums Essen mehrere, zum Beispiel "Krisen", "Umgang vor Ort", "Rassismus", "Klassismus". Plus weitere Seminare mit anderen Freiwilligen, die in ganz verschiedene Länder gehen. Das hatten wir in einer Woche in Bonn zum Beispiel.
Da konnten wir andere Freiwillige kennenlernen, wir konnten uns connecten, aber auch etwas über Kommunikation und kulturelle Unterschiede lernen, worauf man achten sollte, was an Feingefühl in der Sprache zum Beispiel wichtig ist. Es ging auch um die Psyche, nämlich wie man über ein Jahr lang in einem guten Zustand bleibt. Wenn man sich mal einsam fühlt oder die Familie vermisst, was man da für sich selber Gutes tun kann.
DOMRADIO.DE: Warum machen Sie beim sogenannten "Seitenwechsel" des Bistums Essen mit? Was ist Ihre persönliche Motivation, jetzt ein Jahr nach Lima zu gehen?
Schrader: Ich habe gerade Abitur gemacht. Dann habe ich für ein Auslandsjahr gesucht und bei der Suche überlegt, ob ich vielleicht Work & Travel mache (Auslandsaufenthalt, bei dem Reisen und Arbeiten miteinander verbunden wird, Anm. d. Red.).
Ich bin bei der Suche aber auf das Bistum Essen gestoßen und habe beim Informieren gemerkt, dass ein soziales Jahr eigentlich sehr gut für mich passt. Speziell auch die Arbeit mit Kindern ist mir ohnehin schon bekannt, da ich ja Gruppen leite.
Ich habe mich dazu entschieden, um noch mal ein bisschen Zeit zu haben, bevor es in die Arbeits- oder Studienwelt geht. Es hat sich alles super für mich angehört. Und dann habe ich mich weiter damit beschäftigt.
DOMRADIO.DE: Was konkret kommt auf Sie in Lima bei der Arbeit mit den Kindern zu?
Schrader: Ich werde in einem Hort eingesetzt. Mit meiner Kollegin kümmern wir uns gemeinsam um circa 15 bis 25 Kinder, die vom Grundschulalter bis 14 Jahre in den Hort kommen. Um die kümmern wir uns, betreuen die Hausaufgaben, unternehmen etwas, machen auch mal Ausflüge, Sport oder bieten vielleicht auch mal irgendwelche AGs an. In die Richtung geht es.
DOMRADIO.DE: Sie werden das nächste Jahr bei einer Gastfamilie in Lima wohnen. Wie war der Kontakt bisher zu der Familie? Was haben Sie für einen Eindruck?
Schrader: Ich habe, um mich der Familie bekannt zu machen, eine gewisse Art Vorstellung geschrieben, indem ich mich und meine Familie vorstelle. Damit die sich schon mal ein Bild von mir machen können. Sonst haben wir ein kurzes Videotelefonat mit der Familie gemacht, wo die ehemalige Freiwillige, die noch vor Ort war, quasi mit uns und denen telefoniert hat, dass wir uns gemeinsam ein bisschen besser kennenlernen konnten. Da konnten wir gegenseitig schon mal Eindruck gewinnen.
Das war in einem sehr entspannten Setting auf jeden Fall schon mal sehr nett und motivierend. Sonst haben wir noch mit einer Ordensschwester gesprochen, von der Organisation selber aus der Schule. Mit der konnten wir uns auch schon mal ein bisschen bekannt machen.
DOMRADIO.DE: Stichwort "Sprache": In Peru wird überwiegend Spanisch gesprochen. Klappt das?
Schrader: Der Anfang wird wahrscheinlich über ein bisschen holprig sein. Ich habe die letzten 200 Tage mit einer App Spanisch gelernt. Da habe ich einiges an Zeit reingesteckt, auch während des Abiturs. Trotzdem werde ich wahrscheinlich am Anfang mal den Google Übersetzer hin und wieder brauchen. Oder die Gastfamilie wird versuchen müssen, mich zu verstehen.
Aber ich denke, spätestens mit der Sprachschule, die es hier gibt oder auch mit den Kindern, die ich da habe oder mit meiner Familie selber, wird es relativ schnell gehen, mich in Spanisch zu verständigen.
Die Kinder waren auch bei den letzten Freiwilligen immer motiviert, ihnen die Sprache beizubringen, Wörter beizubringen, ihnen zu helfen.
DOMRADIO.DE: Ein Jahr Peru, ein Jahr weg von Familie und Freunden, vom gewohnten Umfeld. Das muss man sich ja auch gut überlegen. Ist das kein Problem?
Schrader: Heimweh hatte ich noch nie. Das Zuhause werde ich wahrscheinlich weniger vermissen. Was Familie und Freunde angeht, kann ich jetzt nicht sagen, dass es gar kein Problem ist. Bestimmt werde ich auch mal denken, dass ich zu Hause irgendwie was verpasse. Aber mit Videotelefonaten und vielleicht auch mal einem Besuch bei mir, denke ich, wird das okay sein. Aber es kann sein, dass das jetzt absolut blauäugig von mir ist. Aber ich denke, ich bin ein ganz guter Typ für so was.
Das Interview führte Carsten Döpp.