Wie eine "The Chosen"-Synchronsprecherin zu Jesus fand

Das Evangelium auf der Leinwand

Um die Serie "The Chosen" herrscht ein regelrechter Hype. Synchronsprecherin Ronja Peters erzählt, wie die moderne Jesus-Verfilmung ihr Leben verändert hat. In der Serie spricht sie "Rahma", die Verlobte des Jüngers Thomas.

Autor/in:
Jonas Grüßem
Ronja Peters spricht in der Serie "The Chosen" die Verlobte von Thomas / © Ronja Grossmann
Ronja Peters spricht in der Serie "The Chosen" die Verlobte von Thomas / © Ronja Grossmann

Jeden Donnerstag lädt die Gemeinde St. Antonius und Benediktus in Düsseldorf-Oberkassel zum Public Viewing ein. In der vergangenen Woche war die Synchronsprecherin der Figur "Ramah" zu Gast. Anlässlich dieses besonderen Besuchs stellte Pfarrvikar Norbert Fink die Bibliothek des Canisiushauses in Düsseldorf zur Verfügung. "Es gibt Filmabende, die einem mehr geben, als nur eine flüchtige Unterhaltung, weil sie das Leben bereichern und den Glauben stärken", freute sich Pfarrer Norbert Fink bereits im Vorfeld. 

Ronja Peters berichtet beim Filmabend auch von ihren Erfahrungen mit Gott / © Norbert Fink (privat)
Ronja Peters berichtet beim Filmabend auch von ihren Erfahrungen mit Gott / © Norbert Fink ( privat )

Iwona, eine der Besucherinnen, hat "The Chosen" erst durch die Filmabende in der Gemeinde kennengelernt und findet, dass die Serie sie näher an das Evangelium heranführt. An diesem Abend ist sie eine von rund dreißig Gästen. Die meisten gehören zur Kirchengemeinde, einige sind über die Sozialen Netzwerke auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. 

Vierte Staffel thematisiert Jesu Wirken in den letzten Tagen

Jonathan Roumie in der Rolle des Jesus in der Serie: The Chosen. (Bibel TV)
Jonathan Roumie in der Rolle des Jesus in der Serie: The Chosen. / ( )

In den ersten drei Staffeln der Serie ging es um die Berufung der Jünger. In der aktuellen Staffel wird für es für Jesus und die Jünger immer düsterer. Die Pharisäer lehnen ihn ab und die Gruppe wird zunehmend mit existentiellen Fragen konfrontiert. Das betrifft auch "Ramah", die in der vierten Staffel auf grausame Weise zu Tode kommt.

Spannendes aus dem Leben einer Synchronsprecherin

Ronja Peters ist seit acht Jahren Synchronsprecherin. Auf ihrer Arbeit wird sie oft auf ihren Glauben angesprochen und gibt gerne Antwort von dem, was sie im Leben trägt. Schon lange ist sie außerdem Fan der Serie. 

Einladung zum Filmabend von "The Chosen" / © Norbert Fink (DR)
Einladung zum Filmabend von "The Chosen" / © Norbert Fink ( DR )

Die Schauspielerin ist jedoch in einem atheistischen Umfeld groß geworden und hat erst vor fünf Jahren durch einen katholischen Mönch aus Bayern zum Glauben gefunden. Peters erzählt, dass sie mit ihm in eine bayrische Freikirche gegangen sei und dort eine starke Liebe gespürt habe. Eine Liebe, die sie zunächst verdrängt habe. "Auf Anregung anderer habe ich mich im Gebet direkt an Gott gewandt und IHN gefragt, ob er da ist." Auf dieses Gebet hin, habe sie folgende Antwort erhalten: "Ich bin da und ich werde dich nie mehr verlassen."

Ronja Peters über ihre Gottesbegegnung

"Ich bin da und ich werde dich nie mehr verlassen."


Die Synchronstimme von "Ramah"

Eines Tages wäre sie hinsichtlich ihrer Arbeit als Synchronsprecherin voller Zweifel gewesen. Im Gebet fragte sie Gott um Rat. Am folgenden Tag erhielt sie von der deutschen Vertriebs- und Marketingabteilung von "The Chosen" die Einladung, Ramah zu synchronisieren. Doch ist Ronja zuvor nicht darüber informiert worden, dass "Ramah" in der Serie stirbt. "Ich war genauso überrascht wie sie."

"Ramah", der Apostel Thomas und Ronja Peters

Beim Ansehen der dritten Folge der vierten Staffel herrschte gebanntes Schweigen. Ramah stirbt am Ende durch die Hand des römischen Prätors Quintus. Dieser hatte bezüglich des Wirkens Jesu und der Reaktion der Pharisäer einen anti-römischen Aufstand befürchtet. Doch war der Tod der Ramah vom Produzenten Dallas Jenkins bereits seit der ersten Staffel geplant. Er versuchte so zu erklären, weshalb Thomas bei den ersten Erscheinungen des Auferstandenen Christus nicht anwesend war. Etwas musste seinen Glauben tief erschüttert haben. 

Eigene Nahtoderfahrung hilfreich für die Rolle

Ronja Peters berichtete offen darüber, dass auch sie vor zwei Jahren knapp dem Tod entronnen sei: "Ich hatte Tetanus. Das ist eine wirklich schlimme Krankheit mit hoher Sterblichkeit. Als ich Ramah gesprochen habe, erinnerte ich mich an meine eigene Nahtoderfahrung: Es war so schön im Himmel. Ich wollte nicht zurück. Es gibt dort keine Zeit. Ich wusste, dass dort alle auf mich warten, meine Eltern und meine Geschwister. Als ich zurückkam, bekam ich Depressionen, weil es so wunderschön war."

Ronja Peters

"Es war so schön im Himmel. Ich wollte nicht zurück."

Die Worte von Ronja Peters haben die Besucher und Besucherinnen des Filmabends nachdenklich gestimmt. Pfarrvikar Norbert Fink regte im Anschluss einen Austausch an, unter der Frage: "Was ist das Leben wert, wenn es nicht so zerbrechlich ist?".

Jonas Grüßem und Synchronsprecherin Ronja Peters / © Norbert Fink (privat)
Jonas Grüßem und Synchronsprecherin Ronja Peters / © Norbert Fink ( privat )

Ein Gebet für Solingen

Der gewaltsame Tod der Ramah stand an diesem Abend auch symbolisch für die vielen ungerechten Tode unserer Zeit. Gemeinsam mit Ronja Peters haben wir insbesondere für die drei Menschen, die am 23. August bei einem Stadtfest in Solingen durch die Hand eines islamistischen Attentäters unvermittelt aus dem Leben gerissen wurden, gebetet.

Ein Gebet zum Abschluss / © Norbert Fink (privat)
Ein Gebet zum Abschluss / © Norbert Fink ( privat )

Bei diesem Gebet stand insbesondere das Wort Jesu, wonach jeder, der zum Schwert greift, selbst durch das Schwert umkommt, im Mittelpunkt. Hierin lag unserer Ansicht zufolge auch der Grund, weshalb wir als Christen keine Rache üben dürfen. Wir müssen für unsere Feinde beten, um den Kreislauf des Bösen zu durchbrechen. Ob Thomas, der sich in der Serie mit Ramah verlobt hat, eines Tages auch für Quintus beten kann, werden die kommenden drei Staffeln zeigen.

Jonas Grüßem beim Weltjugendtag (privat)
Jonas Grüßem beim Weltjugendtag / ( privat )

Das ist ein Bericht von Jonas Grüßem, 29 Jahre alt, Autist. Jonas interessiert sich für geschichtliche und theologische Themen. Seit dem Weltjugendtag 2023 schreibt er hin und wieder für DOMRADIO.DE. 

Quelle:
DR