Der Vatikan veröffentlicht neue Erkenntnisse zum Umgang mit spirituellen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina. Diese sollen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz vorgestellt werden, wie das Presseamt des Heiligen Stuhls am Montag ankündigte. Daran nehmen der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Manuel Fernandez, dessen Sekretär für die Abteilung Glaubenslehre, Armando Matteo, sowie Andrea Tornielli von der vatikanischen Kommunikationsabteilung teil.
Der Ort 100 Kilometer südwestlich von Sarajevo, Ziel von jährlich mehreren Millionen Pilgern, ist seit 1981 bekannt für Berichte zu Marienerscheinungen. Diese wurden vom Vatikan mehrmals untersucht, zu einer Anerkennung kam es bisher jedoch nicht. Im August hatte der Apostolische Visitator für Medjugorje, Erzbischof Aldo Cavalli, erklärt, der Wallfahrtsort erfülle nach Einschätzung des Vatikans alle Regeln beim Umgang mit Marienerscheinungen.
Normen zur Beurteilung übernatürlicher Phänomene
Papst Franziskus entsandte 2017 einen Bischof als vor Ort lebenden Beauftragten. Diese Aufgabe eines Apostolischen Visitators übt seit 2022 Cavalli aus. Mitte Mai veröffentlichte das Dikasterium für die Glaubenslehre neue allgemeine "Normen für das Verfahren zur Beurteilung mutmaßlicher übernatürlicher Phänomene".
Sie sollen den Bischöfen vor Ort helfen, mutmaßliche Marienerscheinungen und andere Phänomene besser einzuordnen. Nach den neuen Leitlinien muss nicht mehr kirchenamtlich entschieden werden, ob eine Erscheinung ein übernatürliches Phänomen ist oder nicht.
Entscheidend ist vielmehr, ob die religiöse Praxis an einem Erscheinungsort vom seelsorgerischen Standpunkt her zu befürworten ist.