DOMRADIO.DE: Es ist nach Ihren Angaben das größte Orgelfestival Deutschlands. Sie wollen die Orgel einem breiten, auch jungen Publikum näherbringen. Und Sie bezeichnen die Orgel als den ersten Synthesizer der Welt. Wie muss man sich dieses Festival vorstellen?
Frederike Möller (Künstlerische Leiterin des Internationalen Düsseldorfer Orgelfestivals): Das Festival muss man sich bunt, unterhaltsam und auf sehr hohem Niveau vorstellen. Dieses Jahr haben wir exakt 50 Konzerte beim 19. Internationalen Düsseldorfer Orgelfestival – so viele wie nie zuvor. Bisher waren es immer knapp 50, diesmal haben wir die Zahl erreicht, und das Festival erstreckt sich über die ganze Stadt. Es findet in allen Stadtteilen statt, in 25 Kirchen, aber auch in unserem Filmkunstkino an der alten Welteorgel in Düsseldorf. Inzwischen nutzen wir sogar Veranstaltungsorte, die gar keine Orgel haben. Dort bringen wir dann andere Tasteninstrumente und auch Synthesizer zum Einsatz.
DOMRADIO.DE: Geben Sie mal ein Beispiel für so einen Ort.
Möller: Dieses Jahr haben wir zum Beispiel die Bergerkirche in Düsseldorf dabei. Diese Kirche wird kaum noch für sakrale Zwecke genutzt und ist stattdessen ein Raum, den die Off-Szene für sich entdeckt hat. Dort gibt es keine Orgel mehr. In der Bergerkirche ist unter anderem unsere Obdachlosenhilfe untergebracht, und wir veranstalten dort auch Konzerte.
DOMRADIO.DE: Bei Ihren Konzerten gibt es Musik aus Jazz, Barock und sogenannte experimentelle Formate. Passt das denn zu einem altehrwürdigen Instrument wie der Orgel?
Möller: Die Orgel ist natürlich ein altehrwürdiges Instrument. Mozart nannte sie ja nicht umsonst die 'Königin der Instrumente'. Aber die Orgel hat sich im Laufe der Jahrhunderte genauso gewandelt wie unsere Hörgewohnheiten. Inzwischen hat die Orgel viele technische Raffinessen entwickelt, die man sich früher nicht einmal vorstellen konnte. Das Festival zeigt, wie sich die Orgel über die Jahrhunderte verändert hat. Es gibt Musik von Barock bis heute – und mit 'heute' meine ich tatsächlich die Musik der Gegenwart.
Wir haben eine eigene Jazzreihe, die sich im Laufe der Jahre etabliert hat. Insgesamt gibt es fünf Kategorien, die das Festival prägen. Dazu gehört natürlich die klassische Orgelmusik, aber auch zeitgenössische Musik. In unserer Modern-Reihe steht der Jazz im Mittelpunkt, insbesondere die Hammondorgel. Außerdem haben wir eine Cross-Reihe, in der beispielsweise japanische Trommeln vorkommen. Daneben gibt es experimentelles Musiktheater und Abende mit Live-Elektronik. Auch Familienkonzerte gehören zum Programm. In den fünf Wochen des Festivals zeigen wir also viele verschiedene Perspektiven auf die Orgel.
DOMRADIO.DE: Und wer einfach nur klassische Orgelmusik in einem Konzert erleben will, kommt also auch auf seine Kosten?
Möller: Auf jeden Fall. Das macht einen großen Teil des Programms aus. Von den 50 Konzerten sind etwa 20 reine Orgelmusik. Dazu kommen viele Konzerte, bei denen die Orgel in klassischem Kontext mit anderen Instrumenten zusammen auftritt, zum Beispiel Orgel und Trompete. Damit starten wir am Freitagabend: Christian Schmitt, ein international gefeierter Organist, tritt zusammen mit Sebastian Berner, dem Solo-Trompeter des Hessischen Rundfunks, auf. Das ist natürlich ein klassisches Konzert, umfasst aber – wie es für unser Festival typisch ist – Musik vom Barock bis zur Gegenwart.
Das Interview führte Tobias Fricke.