Domdechant Kleine ermutigt zu konkreter Hilfe

"Das können auch wir!"

Das Sonntagsevangelium von der Heilung eines Blinden sieht Domdechant Robert Kleine in seiner Predigt als Appell, auch heute die Leidenden nicht zu übersehen. Jesus wolle nicht zwangsbeglücken, sondern spreche die Menschen direkt an.

Nordseite Kölner Dom  (DR)
Nordseite Kölner Dom / ( DR )

Jesus sei mitten im Alltag immer wieder für die Menschen da, so der Stadt- und Domdechant im Kölner Dom beim Kapitelsamt am dreißigsten Sonntag im Jahreskreis. "Das ist schon vorher in den Wunderheilungen geschehen. Er erbarmt sich der Leidenden, denen er begegnet. Er bleibt stehen, geht nicht vorüber. Er macht Menschen gesund."

Die Leseordnung sieht für diesen Sonntag, der auch Weltmissionssonntag ist, die Erzählung von der Heilung des blinden Bartimäus aus dem Markus-Evangelium vor. Der Evangelist wolle vielleicht mit seiner Schilderung allen Leidenden Mut machen, auch gegen alle Widerstände von außen, so Kleine. 

Als Bartimäus Jesus schließlich erreicht, stellt der ihm eine direkte Frage, weil er ihn ernst nimmt, obwohl sein Wunsch auf Heilung wohl mehr als offensichtlich ist, aber Jesus dennoch die Frage von Bartimäus direkt erfahren will: "Wie im Brennglas wird hier gezeigt, worum es geht. Eben nicht um 'Zwangsbeglücken', sondern zu fragen, das einzelne Schicksal im Blick zu haben. Was willst du, was ich dir tue?"

Bartimäus folgt Jesus nach

Anschließend betrachtet Bartimäus nun an die Welt und das Leben mit anderen Augen als früher: "Er wird zukünftig als Jünger des Herrn mit den Augen Jesu die Welt sehen und mit dem Herzen Jesu handeln. Bartimäus handelt, wie es sich Jesus vor allem von seinen Jüngern wünschen würde." 

Domdechant Kleine sagt, dass das Handeln Bartimäus für uns heute ein Beispiel sei – aber auch, wie Jesus auf Menschen in Not zugehen würde: "Jeder Mensch, der zu uns kommt, mit Sorge, mit Not, jeden, den wir sehen, dem sollen wir so begegnen, wie Jesus es getan hat: Hinschauen. Hinhören. Innehalten. Aufrichten, Beistehen. Das können auch wir!" 

DOMRADIO.DE übertrug am dreißigsten Sonntag im Jahreskreis als Weltmissionssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. Den Kantorendienst übernahm Dominik Ordon, an der Domorgel war Winfried Bönig.

Motto des Monats der Weltmission 2024 / © missio
Motto des Monats der Weltmission 2024 / © missio

Unter dem Leitmotiv "Meine Hoffnung, sie gilt dir" lenkt missio dieses Jahr im Monat der Weltmission den Blick auf die pazifische Inselwelt Melanesiens, nordöstlich von Australien. Eine Region, in der die Menschen die Folgen des Klimawandels deutlich spüren. Steigende Meeresspiegel lassen Küsten erodieren. Die eigene Heimat droht zu versinken. Salzwasser dringt ins Landesinnere, zerstört Nutzpflanzen und Trinkwasservorräte. In der Aktion zeigt missio, wie sich vor allem Frauen für eine Zukunft auf den Inseln engagieren und wie die Kirche sie dabei unterstützt.

missio: glauben. leben. geben / © missio
missio: glauben. leben. geben / © missio

Höhepunkt und Abschluss ist der Weltmissions-sonntag am 27. Oktober, an dem in katholischen Gottesdiensten in rund 100 Ländern für Hilfs-projekte von missio Aachen und missio Mün-chen gesammelt wird – zur Unterstützung der sozialen und pastoralen Arbeit der Kirche in den 1.100 ärmsten Diözesen der Welt. missio organisiert mit zahlreichen Veranstaltungen den Monat der Weltmission.

Quelle: missio / Weltmissionssonntag 2024


"Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!" (Mk 10, 47)

Impuls zum Evangelium Mk 10, 46b–52

Eigentlich hat Bartimäus keine Chance, aber er nutzt sie! Das klingt paradox. In der Tat handelt er auch aus der Sicht seiner Zeitgenossen verrückt. Auf der sozialen Leiter ganz unten angekommen, ist ihm nur eines gewiss: dass ihn keiner wahrnimmt. Er muss schon zu drastischen Mitteln greifen, um auf sich aufmerksam zu machen. Zu verlieren hat er absolut nichts. Aber vielleicht alles zu gewinnen? Bei Jesus rechnet er sich eine Chance aus. Er setzt alles auf diesen »Sohn Davids«, der so ganz anders ist als die Vertreter dieses Herrschergeschlechts. 

Und kaum zu glauben: Bartimäus gewinnt alles und noch mehr. Schon wieder ein Paradox! Ja, so ist das: der Glaube, das tiefe Vertrauen, dass da mit Gott einer ist, auf den ich all mein Wünschen und Sehnen, meine Abgründe und Ängste werfen kann, der MICH wahrnimmt und heilt, das kann ALLES möglich machen!

Michael Hartmann. Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Oktober 2024, www.tedeum-beten.de

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