Anglikanischer Erzbischof Welby mit Sklavenhalter verwandt

Unterstützt Aufarbeitung

Wer zur eigenen Familiengeschichte forscht, deckt möglicherweise dunkle Kapitel auf. Das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Justin Welby, hat nun die Geschichte seiner Vorfahren über fünf Generationen zurückverfolgt.

Justin Welby / © Thomas Lohnes (epd)
Justin Welby / © Thomas Lohnes ( epd )

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby (68), ist Nachfahre eines Sklavenhalters in Jamaika. Es handele sich dabei um seinen Urururgroßvater, teilte das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche am Dienstag in Canterbury mit. "Ich habe vor Kurzem herausgefunden, dass mein biologischer Vater, der verstorbene Sir Anthony Montague Browne, eine Verbindung zur Sklaverei in Jamaika und Tobago hatte", so Welby.

Aufarbeitung und Wiedergutmachung

In der Stellungnahme erklärte der Erzbischof, er habe erst 2016 erfahren, dass dieser sein leiblicher Vater sei. Das war drei Jahre nach dessen Tod.

Bei einer Reise nach Jamaika habe er sich intensiver mit der Geschichte der Sklaverei und ihren Folgen bis heute beschäftigt. Daher unterstütze er eine Aufarbeitung der Geschichte der Sklaverei. Bereits Anfang 2023 hatte die Church of England 100 Millionen Pfund zur Wiedergutmachung bereitgestellt. Zuvor war bekannt geworden, dass ein Investmentfonds der Kirche Verbindungen zur Sklaverei hatte.

Sklaverei

 

Bis ins Altertum reicht die Praxis der Sklaverei zurück. Selbst berühmte griechische Philosophen sahen in dem Handel mit Menschen nichts Verwerfliches. Bei den Römern durfte der Sklavenhalter über Leben und Tod des erworbenen Menschen entscheiden. 1444 wurden in Lagos erstmals Schwarze öffentlich zum Verkauf angeboten. Portugal etablierte 1482 einen Umschlagplatz für Sklaven an der Goldküste, dem heutigen Ghana. 1510 trafen die ersten Schwarzen in den spanischen Kolonien von Südamerika ein. Acht Jahre später legte das erste Sklavenschiff in Nordamerika an.

Menschenhandel Sklaverei Skulptur Petersplatz Vatikan Rom / © Stefano Carofei (KNA)
Menschenhandel Sklaverei Skulptur Petersplatz Vatikan Rom / © Stefano Carofei ( KNA )
Quelle:
KNA