DOMRADIO.DE: Am 6. November, spielst du in der Lutherkirche in der Kölner Südstadt. Wie bereitest du dich auf ein Konzert vor?
Eddi Hüneke (Sänger): Ich übe meine Lieder. Ich habe zu Hause ein Video Studio, in dem ich von 2020 an Onlinekonzerte gemacht habe. Da kann ich schön drin üben. Da stehen Lautsprecher drin. Da hängen meine Gitarren an der Wand und dann knöpfe ich mir die Setlist vor und spiele die Songs durch. Das ist meistens auch genug. Ich schreibe mir mittlerweile auch keine Moderationen mehr auf. Das habe ich früher gemacht, aber ich mag es total gerne, spontan auf die Menschen einzugehen.
Ich mache mir schon Gedanken, was für Geschichten ich erzähle oder so was, aber wenn beim Konzert irgendwas passiert, ist es mir am allerliebsten spontan darauf zu reagieren. Wenn irgendwas schiefgeht, jemand rein ruft, ein Kind durch die Gegend läuft, oder was auch immer. Es ist immer schön, wenn die Dinge sich ergeben. Dann merkt man, dass es live ist. Da dürfen die Dinge anders passieren als erwartet.
DOMRADIO.DE: Warum ist das Konzert in einer Kirche?
Hüneke: Das hat sich so ergeben. In den letzten Jahren bin ich immer öfter in Kirchen aufgetreten. Inzwischen gehe ich immer gezielter auf die Kirchen zu. Das passt scheinbar gut zusammen. Ich mache zwar keine christliche Musik im eigentlichen Sinne, aber es kommt auch schon mal das Wort Gottes oder Jesus vor. Zwar höchstens nur mal so um die Ecke. Vielleicht ein kindlicher Glaube.
Ich glaube, dass man mir anmerkt, dass ich einen christlichen Hintergrund habe. Ich bin in einem evangelischen Pfarrershaushalt aufgewachsen, habe mal Theologie studiert und fühle mich in Kirchen und Gemeindezentren wohl und zu Hause. Ich glaube, das merken die Leute, die Gemeinden, die Chöre. Ich mache auch viel mit Kirchenchören oder Pfarrern. Die Kirche ist mein Klub.
DOMRADIO.DE: Einen Song auf dem neuen Album hast du zusammen mit Samuel Harfst aufgenommen. Der ist erklärterweise ein christlicher Sänger und Liedermacher.
Hüneke: Der Song lässt sich auch sehr gut in jedem weltlichen Kontext spielen. Wir wollten gerne was schreiben, was für Menschen ist, die gerade eine Krise durchleben, die vielleicht eine schlimme Nachricht bekommen haben, eine Diagnose oder was immer das auch sein mag. Das kennt, glaube ich, jeder, dass man dann erst mal in ein Loch fällt. Dann braucht es jemanden, der einem auf die Schulter klopft, zur Seite steht, und einfach sagt: Ich bin für dich da. Das in Worte zu fassen war unsere Absicht hinter dem Song.
DOMRADIO.DE: Wenn du nicht gerade selbst auf der Bühne stehst, coachst du Menschen in Sachen Präsenz und Stimme. Dabei geht es nicht nur Bühnenpräsenz, oder?
Hüneke: Ja, sondern es geht auch um die Altarpräsenz, wenn man so will. Ich gehe sonntags in die Kirche, weil das für mich eine gute Gelegenheit ist Kraft zu schöpfen. Manchmal sitze ich dann da und ärgere mich, weil die Chancen besser hätte genutzt werden können. Da ist oft Luft nach oben, um die Menschen besser zu erreichen. Der Pfarrer oder die Pfarrerin stehen da manchmal und ich habe das Gefühl, die lesen was ab, sind aber gar nicht richtig mit dem verbunden, was sie da sagen. Irgendwie ist es nicht authentisch. Ich spüre den Menschen, der da vorträgt, nicht. Daran arbeite ich seit einiger Zeit mit Pfarrerinnen und Pfarrern. Ich habe eine große Freude dran und bekomme tolle Rückmeldungen. Da bringe ich meine beiden Leidenschaften zusammen, die Bühne und die Kirche.
DOMRADIO.DE: Hast du schon mal selbst darüber nachgedacht, Pfarrer zu werden?
Hüneke: In den 90ern habe ich Theologie studiert. Aber dann kamen die Kinder und die Auftritte mit den "Wise Guys" wurden immer größer und irgendwann war ich zwischen Familie, Theologiestudium und der Musik so zerrissen, dass ich mir eingestehen musste, dass ich nicht alles machen kann. Damals habe ich mich für die Musik entschieden.
Als es mit den "Wise Guys" zu Ende ging, habe ich mich noch mal informiert, aber - lange Rede, kurzer Sinn - ich glaube, es wird nichts mehr. Ich habe zwar immer wieder darüber nachgedacht, und ich bekomme auch immer wieder Rückmeldungen, dass ich doch nochmal darüber nachdenken sollte, aber ich habe keinen Studienabschluss und den müsste ich noch nachholen.
Das Interview führte Tommy Millhome.