Der sexuelle Missbrauch im Bistum Aachen wird aus Sicht der dortigen Laienvertretung mangelhaft aufgearbeitet. "Wohlfeile Lippenbekenntnisse zum menschlichen Anstand helfen hier nicht weiter.
Die Empörung in der Öffentlichkeit zeigt, dass Taten folgen müssen, um neue Glaubwürdigkeit zu gewinnen", erklärte der Diözesanrat am Montag. Kritisiert wird insbesondere, dass das von Bischof Helmut Dieser geleitete Bistum als erste Diözese in Deutschland auf Verjährung bestanden hat, um die Klage von zwei Missbrauchsbetroffenen auf Schmerzensgeld abweisen zu lassen.
"Die Einrede der Verjährung ist für den Diözesanrat nur die Spitze eines Eisbergs bei einer mangelhaften Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen", hieß es. Die Kirche trage für sexualisierte Gewalt und ihre Folgen moralische Verantwortung. Es zeuge aber von Verantwortungsvergessenheit, mit der Einrede eine hohe Entschädigungszahlung zu vermeiden.
"Klerikalismus verfestigt"
Vier Jahre nach Veröffentlichung des Aachener Missbrauchsgutachtens hat das Bistum nach Einschätzung des Diözesanrats zentrale Analysen der Gutachter nicht nachvollzogen. Die systemischen Ursachen von Missbrauch seien bei den strukturellen Neuordnungen im Rahmen des Reformprozesses "Heute bei dir" nicht berücksichtigt worden.
Konkret werde klerikale Macht im Bistum eher verfestigt als aufgeteilt. Damit werde die wichtigste Lehre aus dem Missbrauchsgutachten nicht umgesetzt, "dass Klerikalismus und andere Überhöhungen im kirchlichen Alltag Räume für spirituelle und sexualisierte Missbrauchstaten öffnen".
Der Betroffenenrat im Bistum Aachen ruft wegen der Einrede der Verjährung für den 18. November zu einer Demonstration gegen Dieser auf dem Aachener Münsterplatz auf. Im Juli waren die Klagen der beiden Missbrauchsbetroffenen vom Landgericht Aachen abgewiesen worden. Beide Kläger wollen in Berufung gehen. Beim Oberlandesgericht Köln beantragten sie Prozesskostenhilfe. Eine Entscheidung darüber steht noch aus.