In El Salvador darf die Kirche auf eine späte Aufarbeitung des Massakers an sechs Jesuiten sowie zwei Zivilisten aus dem Jahr 1989 hoffen.
Wie lokale Medien berichteten, hat ein salvadorianisches Gericht entschieden, am Mittwoch (Ortszeit) die Vorverhandlung gegen den ehemaligen Präsidenten Alfredo Cristiani (1989 - 1991), einen ehemaligen Kongressabgeordneten und neun pensionierte Militäroffiziere zu eröffnen. Ihnen wird eine Schlüsselrolle bei dem Anschlag vorgeworfen.
Eine Wahrheitskommission, die während des Bürgerkriegs von 1980 bis 1992 begangene Verbrechen untersuchte, machte die Oberbefehlshaber der Armee für die Ermordung der Jesuiten verantwortlich. Sie werden nun von der Generalstaatsanwaltschaft angeklagt. Darunter ist auch Ex-Präsident Cristiani.
Mord, terroristische Handlungen und Vertuschung
Er soll nach Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft an einem Treffen teilgenommen haben, bei dem die Militäroperation koordiniert und angeordnet worden sein soll. Den Beschuldigten werden Mord, terroristische Handlungen, Verschwörung zur Begehung terroristischer Handlungen, Verfahrensbetrug und Vertuschung vorgeworfen.
Die Ermordung am 16. November 1989 auf dem Gelände der Universidad Centroamericana Jose Simeon Canas hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Damals stürmte eine Todesschwadron der salvadorianischen Streitkräfte das Gelände der Universität, die unter der Trägerschaft des Jesuitenordens steht. Soldaten erschossen fünf spanische und einen einheimischen Jesuiten. Auch die Haushälterin und ihre 15 Jahre alte Tochter wurden getötet.
Die Geistlichen - vor allem Wortführer und Universitäts-Rektor Pater Ignacio Ellacuria - hatten Menschenrechtsverletzungen des Militärregimes kritisiert.
Bis heute keine vollständige Aufklärung
Der Fall ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Oberst Inocente Orlando Montano - zum Zeitpunkt des Massakers stellvertretender Minister für öffentliche Sicherheit in El Salvador - sitzt derzeit eine 133-jährige Haftstrafe für den Mord an fünf der sechs spanischen Jesuiten in Spanien ab. Er nahm laut Medienberichten an dem Prozessbeginn per Videoschaltung aus dem Konsulat in Madrid teil.
Einen ersten Prozess gab es bereits 1991. Damals wurden allerdings nur acht rangniedrigere Offiziere angeklagt, während die politischen und geistigen Urheber der Tat bislang keine juristische Verfolgung zu befürchten hatten. Zudem wurden einige Tatverdächtige freigelassen und später - von der Regierung Cristiani - begnadigt.