Kardinal Marx glaubt an bleibendes soziales Engagement der Kirche

"Weiter ein Player in Deutschland sein"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist überzeugt, dass die Kirche in Deutschland auch künftig ein "Player" sein wird. Wie er deren künftige Rolle sieht und was er über die US-Wahlen denkt, verriet er jetzt vor engagierten Katholiken.

Reinhard Kardinal Marx / © Robert Michael (dpa)
Reinhard Kardinal Marx / © Robert Michael ( dpa )

Die katholische Kirche wird sich nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx trotz sinkender Kirchensteuermittel auch künftig im sozialen Bereich engagieren. "Wir werden weiter ein Player in Deutschland sein", sagte Marx am Freitagabend in Ohlstadt bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. In welchem Ausmaß sich die Kirche gesamtgesellschaftlich etwa als Träger von Kindergärten oder anderen Einrichtungen einbringen werde, müsse verhandelt werden. Denn anders als der Staat könne die Kirche keine Schulden machen.

Der Trend, dass die Menschen sich auch in den kommenden Jahren von der Kirche trennen, werde nicht aufhören, räumte der Erzbischof von München und Freising ein. Aber es wäre wichtig, dass die in ihr verbleibende kleinere Gruppe kreativ auftrete und die anderen von ihr sagten: "Wir sind zwar keine Christen und gehen nicht zur Kirche, aber dass ihr da seid, finden wir sehr, sehr wichtig." Das müsste erreichbar sein, ermutigte Marx: "Das können wir schaffen, wenn wir uns auf die Socken machen."

US-Wahl tiefer Einschnitt in politische Kultur

Die Präsidentschaftswahlen in den USA bezeichnete Marx als "tiefen Einschnitt für die politische Kultur". Der Republikaner Donald Trump sei durch "Lügen" und "Skrupellosigkeit" an die Macht gekommen, kritisierte er. "Ich glaube nicht, dass eine Diktatur entsteht, aber das ist ein Türöffner." In der Folge seien geopolitische Veränderungen zu erwarten.

Die von Papst Franziskus in seinen Enzykliken "Laudato si" und "Fratelli tutti" geforderte Sicht auf das Gemeinwohl der Menschen weltweit sei nicht die Leitidee der Vereinigten Staaten unter dem künftigen Präsidenten, gab der Kardinal zu bedenken. Vielmehr vertrete Trump einseitige nationale Interessen. "Damit geht die Welt nicht unter, aber das fordert uns sehr heraus." - Das Landeskomitee der Katholiken ist das höchste Laiengremium der katholischen Kirche im Freistaat.

Säkularisierung

In früheren Jahrhunderten war die Weltanschauung der Menschen stark an die Religion und die Kirche gebunden. Deren Gebote und Verbote schrieben vor, wie die Menschen zu leben hatten. Erst als die geistige Bewegung der Aufklärung Ende des 17. Jahrhunderts in Europa entstand, setzte eine "Verweltlichung", eine Abwendung von Religion und Kirche ein. Das aus dem Lateinischen kommende Wort "Säkularisierung" beschreibt diesen Prozess.

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Quelle:
KNA