TV-Legende Ilja Richter thematisiert seine Suche nach Gott

Zwischen Kreuz und Davidstern

Der ehemalige Moderator der ZDF-Sendung "Disco" wurde mit seinem Slogan "Licht aus, Spot an" berühmt. Ilja Richter, Sohn einer jüdischen Mutter und eines atheistischen Vaters, hat jetzt ein Buch über Gott geschrieben.

Autor/in:
Bernd Knopp
 © Hannes Caspar/Elsinor Verlag (privat)
© Hannes Caspar/Elsinor Verlag ( privat )

DOMRADIO.DE: "Lieber Gott als nochmal Jesus" heißt Ihr Buch. Was wollen Sie mit dieser Aussage bezwecken?

Ilja Richter (Autor und ehemaliger TV-Moderator): Aufmerksamkeit, aber nicht als Mittel zum Zweck. Da würde es mich freuen, wenn Menschen, neugierig geworden, vielleicht mal darin blättern, ob das eventuell ein antiklerikales Buch ist, oder: 'Hat der was gegen Jesus?' Und ich kann Ihnen jetzt schon sagen: Es ist kein antiklerikales Buch, es ist kein atheistisches Buch, denn erstens bin ich ein Glaubender, zweitens beschäftige ich mich seit meinem 14. Lebensjahr trotz meiner jüdischen Mutter und meines atheistischen Vaters damit. Ich habe mich immer mit Jesus beschäftigt. Es hat zwar nicht dazu gereicht, dass ich glaube, dass Jesus Gottes Sohn ist, aber ich zweifele das auch nicht an.

Ilja Richter

" Dies ist keine Autobiografie, in der man erzählt, was geschehen ist, sondern das ist - mit Verlaub - Unterhaltungsliteratur."

DOMRADIO.DE: Es gibt in Ihrem Buch sehr ernste Betrachtungen, auch mal einen Witz, die geschichtliche Ebene, Ihre Familie kommt zum Tragen. Sie haben sogar eine Kunstfigur geschaffen. Können Sie das erklären?

Richter: Dies ist keine Autobiografie, in der man erzählt, was geschehen ist, sondern das ist - mit Verlaub - Unterhaltungsliteratur. Und das ist aber auch meine Verarbeitung zwischen Kreuz und Davidstern, weder unter einem jüdischen Dach zuhause zu sein trotz meiner jüdischen Wurzeln, weil meine jüdische Mutter das nicht gefördert hat, und mein Vater war sowieso Atheist. 

Er hatte eine Jüdin geheiratet, die aus einem streng jüdischen Hause kam. Mein Vater kam als Kommunist aus dem KZ und meine Mutter war auf der Flucht durch 21 Städte und hatte unter Deutschen gelebt. Da hatte sie etwas anderes zu tun als die Rituale ihres strengen, gläubigen Vaters einzuhalten.

DOMRADIO.DE: Bei Ihrer Gottsuche sind sie im Laufe Ihres Lebens auch in Köln fündig geworden. Sie waren im Kölner Dom und hatten zu ihm eine intensive Beziehung, als Ihre Mutter verstarb.

Ilja Richter

"Der Kölner Dom ist zum katholisch werden."

Richter: Da wurde es stärker, aber ich hatte immer eine Beziehung zum Kölner Dom. Ich hatte irgendwann mal in einem Interview gesagt: 'Der Kölner Dom ist zum katholisch werden.' Das war eine Liebeserklärung an die Stadt und an den Dom, aber ich bin nicht katholisch geworden. Es ist eine liebevolle Überhöhung für diesen unglaublich schönen Bau, in den ich einfach gerne gehe.

DOMRADIO.DE: Gab es diese sehr intensive Beschäftigung mit Religion auch in der Zeit, als sie noch die ZDF-Sendung "Disco" moderierten?

Richter: Immer. Ich hatte protestantischen Religionsunterricht. Der Unterricht war so plastisch. Dies führte zwar nicht zu Jesus, aber es führte zu Gott. Und dafür bin ich dankbar. Das war die ganze Zeit so, dass ich niemals völlig gottlos durch die Gegend gelaufen bin. Ich habe halt Phasen, in denen das besser oder mal weniger gut klappt. Das höre ich übrigens auch von anderen Gläubigen.

DOMRADIO.DE: An wen richtet sich das Buch?

Richter: Das kann ich so nicht beantworten. Ich kann nur sagen, dass es hoffentlich Menschen sind, die so neugierig geblieben sind wie ich es bin und die sich fragen: 'Verflixt noch mal, was steckt hinter diesem Titel von diesem Mann, der mal die Disco gemacht hat?'

Das Interview führte Bernd Knopp.

Quelle:
DR