DOMRADIO.DE: Im Innenhof der Kartäuserkirche in der Kölner Südstadt gibt es den kleinsten Weihnachtsmarkt Kölns, organisiert von einer Karnevalsgesellschaft. Was steckt dahinter?
Anja Bierwirth (Organisatorin, Karnevalsgesellschaft Ponyhof): Wir sind eine Gruppe, die wirklich große Freude hat, Karneval zu feiern. Das war natürlich der Auslöser, diesen Verein irgendwann zu gründen. Aber dahinter steht auch die Idee, dass man gemeinsam schöne Sachen machen kann, um damit wiederum für gute Projekte Spenden zu sammeln. Und so hat sich dieser Weihnachtsmarkt irgendwann aus einer einzigen Glühweinbude entwickelt. Heute sind wir etwas größer.
DOMRADIO.DE: Aus einer Bude - tatsächlich?
Bierwirth: Genau, das Ganze fing mit einer Glühweinbude an. Da passten zwei Personen rein und die haben Glühwein ausgeschenkt.
DOMRADIO.DE: Der Markt hat schon eine gewisse Tradition. Wie klein ist er denn heute? Können wir ihn weiterhin den kleinsten Weihnachtsmarkt der Stadt nennen?
Bierwirth: Da ich nicht jede Bude in Köln kenne, ist das eher flächenmäßig gemeint. Das Gelände der Kartäuserkirche ist wirklich sehr schön und auch durchaus nicht ganz klein. Gleichwohl haben wir nach wie vor ein überschaubares Angebot. Und "der kleinste Weihnachtsmarkt der Stadt" ist inzwischen auch einfach als Eigenname etabliert.
DOMRADIO.DE: Sie versprechen: Es wird wieder besinnlich und feucht-fröhlich, "wir trinken wieder für eine bessere Welt." Der Glühwein, der ausgeschenkt wird, hat also auch im doppelten Sinn sein Gutes?
Bierwirth: Der ganze Markt ist rein ehrenamtlich organisiert, aufgebaut und betrieben. Das heißt alle Menschen, die aus unserem Verein im Einsatz sind, machen das ehrenamtlich. Wir bekommen auch von unseren Sponsorinnen und Sponsoren immer tolle Angebote, Freiware, gute Preise, etc. Damit können wir natürlich einen guten Gewinn erzielen, der dann wiederum in unsere Spendenprojekte fließen kann. Also abzüglich der Kosten geht wirklich jeder Euro in die Spendenprojekte.
DOMRADIO.DE: Was sind das für Projekte, die Sie unterstützen?
Bierwirth: Das ist ziemlich breit gefächert. Wer sich für dieses Jahr genauer informieren will, kann das auf unserer Internetseite tun. Was wir versuchen, ist immer eine gute Mischung aus sowohl lokalen Projekten zu machen, aber auch internationalen. Ich glaube wir haben schon Projekte auf jedem Kontinent der Welt unterstützt und versuchen dabei immer, eine gute Mischung zu haben. Das geht von Initiativen, die sich für bestimmte benachteiligte Personengruppen einsetzen, über den Tierschutz, über Umweltschutz - alles ist möglich.
DOMRADIO.DE: Also es gibt Glühwein zu trinken, es gibt sicherlich auch was zu essen. Was gibt es sonst noch für Highlights?
Bierwirth: Ein Highlight ist sicherlich, dass wir einen musikalischen Adventskalender haben. Das heißt, bis auf ganz wenige Tage, wo es andere Veranstaltungen der Kirche gibt, wird es jeden Tag eine halbe Stunde Livemusik geben. Da freuen wir uns immer, dass es einige Bands gibt, die in Köln nicht ganz unbekannt sind, die uns teilweise schon lange Jahre unterstützen.
Auch die Menschen, die bei uns auftreten, machen das in dem Zusammenhang für einen guten Zweck. Das heißt, es werden keine Gagen bezahlt. Aber wer wann wo spielt, das ist immer ein Geheimnis. Wer spielt ist inzwischen bekannt gegeben worden, aber welche Band oder welche Künstlerin, welcher Künstler an welchem Tag auftritt, das ist sozusagen der Adventskalender. Es wird immer am Tag selbst bekannt gemacht.
DOMRADIO.DE: Und wer kommt da? Können Sie ein, zwei Bands nennen?
Bierwirth: Sehr lange dabei, ich glaube wirklich fast von Anfang an, ist Kasalla. Milieu ist dabei. Wir haben aber auch die Jecke Öhrcher, die immer dabei sind. Das ist ein Chor, der aus Erwachsenen und Kindern besteht, die zum Teil hören können, zum Teil auch nicht hören können. Die singen also nicht nur, sondern sind auch mit Gebärdensprache unterwegs. Und ansonsten alles dazwischen, sage ich mal.
DOMRADIO.DE: Es sind viele Ehrenamtliche, die da zwischen dem 20. November und 21. Dezember mit anpacken. Ist es eigentlich schwierig, so viele Ehrenamtler zu motivieren? Die arbeiten ja, während andere trinken, Musik hören und sich amüsieren.
Bierwirth: Wir sind inzwischen fast 500 Menschen im Verein. Das heißt, es ist eine ganze Menge Power, die wir da einbringen können. Demnach müssen auch nicht alle Menschen jeden Tag vor Ort sein. Das wäre sicherlich schwierig.
Es gibt auch Tage, wo es einfach schwieriger ist, aus diversen Gründen. Und natürlich können auch nicht immer alle Menschen sich die ganzen Wochen freihalten. Aber im Großen und Ganzen kriegen wir das ganz gut hin, die Schichten zu stemmen. Und wenn mal irgendwo jemand ausfällt, dann findet sich eigentlich auch immer Ersatz.
Das Interview führte Carsten Döpp.