DOMRADIO.DE: Herr Finger, Sie organisieren diesen Weihnachtsmarkt seit sage und schreibe 48 Jahren. Wo kommt Ihre große Begeisterung für Weihnachtsmärkte oder speziell für diesen in Steele her?
Léon Finger (Organisator des Weihnachtsmarktes in Essen-Steele): Der Ursprung war eine Situation, dass Steele seine Bedeutung als ein Einzelhandelsplatz zu verlieren drohte. Wir haben überlegt, wie wir mit Veranstaltungen wieder auf uns aufmerksam machen können. Vor 48 Jahren habe ich dann mit dem ersten Weihnachtsmarkt begonnen. Die Begeisterung kommt eigentlich aus der Liebe zu Steele heraus.
DOMRADIO.DE: Ist der Weihnachtsmarkt in Steele dann immer schon so früh im November gestartet?
Finger: Nein, ist er nicht. Wir haben jahrelange wie alle Weihnachtsmärkte um Totensonntag herum gestartet. In einem Jahr gab es ein Missverständnis mit der Stadt Essen gegeben, weil früher alle Weihnachtsmärkte zum gleichen Termin gestartet sind. Warum auch immer haben wir aus dem Rathaus einen Termin bekommen, der drei Tage früher lag. In den drei Tagen, die wir früher aufmachen durften, haben wir festgestellt, dass das ein riesiger Erfolg ist. Wir waren konkurrenzlos. Das haben wir beibehalten.
Es hat sich so entwickelt, dass auch andere Weihnachtsmärkte immer früher begonnen haben. Wir haben dann immer nachgezogen, damit wir die Ersten bleiben. Damit haben wir nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn andere ihren Markt früher gestartet haben, haben wir auch früher angefangen. Wir haben aber schon beschlossen, dass wir mit dem Start nicht in den Oktober gehen.
DOMRADIO.DE: Das würde ich auch vorschlagen. Wie ist das denn mit der weihnachtlichen Stimmung? Wir sind ja gerade erst im Herbst angekommen ...
Finger: Entscheidend ist, wie der Besucher es empfindet und die kommen in Scharen. In diesem Jahr war es so voll wie noch nie. Das mag an dem Zeitpunkt liegen, aber auch an den anderen Alleinstellungsmerkmalen, die der Weihnachtsmarkt hat.
DOMRADIO.DE: Was sind das für Alleinstellungsmerkmale? Was ist das Besondere an Ihrem Weihnachtsmarkt in Steele?
Finger: Neu ist seit drei Jahren ein Eisenbahndorf. Das ist auf einem zweiten Platz, wo sich alle Aufbauten rund um das Thema Eisenbahn drehen. Dort gibt es Modellanlagen, Bastelanlagen und der Höhepunkt sind alte Lokomotiven. Also Dampfloks, die im auf dem Platz aufgestellt werden. Wir leihen die Loks im Eisenbahnmuseum in Bochum aus.
In diesem Jahr sind es drei Lokomobile, die wir von einem Sammler vom Niederrhein haben. Es ist zwar sehr aufwendig - allein der Transport, aber als Aushängeschild für den Weihnachtsmarkt ist es ein tolles Thema.
DOMRADIO.DE: Was sind die weiteren Highlights in diesem Jahr? Ich habe gelesen, der Nikolaus kommt von oben?
Finger: Der kommt mit dem Hubschrauber. Das ist eine Tradition, die schon seit Jahrzehnten existiert. Der Heli landet in den Ruhrwiesen. Dort steigt der Nikolaus auf eine Pferdekutsche um und es bildet sich ein kleiner Nikolausumzug, der durch die Fußgängerstraßen Steeles geht. Der Zug zieht dann mit Musik zur Bühne, wo Kinder Weihnachtslieder vortragen und der Nikolaus Geschenke verteilt.
DOMRADIO.DE: Was sagt die Kirche in Essen dazu, dass sie die direkt nach Allerheiligen in die Weihnachtsmarktsaison starten?
Finger: Nein, eigentlich wenig Kontakt. Die Kirche orientiert sich an der Innenstadt und kritisiert immer den dortigen Weihnachtsmarkt. Wir stehen als Vorort ein bisschen im Schatten und haben bisher nie die Aufmerksamkeit der Kirche auf uns gezogen.
Wir arbeiten sogar mit den Kirchen zusammen. Das ist auch nicht unbedingt der Normalfall auf einem Weihnachtsmarkt. Am 9. November veranstalten wir mit den Kirchen einen Gedenktag. Außerdem veranstalten wir traditionell am Freitag vor dem ersten Advent eine ökumenische Lichtandacht mit der katholischen und der evangelischen Kirche. Wir versuchen die Kirche möglichst eng zu beteiligen.
DOMRADIO.DE: Ich vermute, Sie haben den 50. Weihnachtsmarkt unter Ihrer Leitung schon irgendwie im Visier, oder?
Finger: Ideen habe ich, aber eigentlich habe ich nicht unbedingt vor noch den 50. zu organisieren. Die Weichen waren schon gestellt, dass neue Organisatoren übernehmen, aber das hat sich nicht bewährt. Jetzt ist wieder alles in meiner Hand.
Das Interview führte Carsten Döpp.