DOMRADIO.DE: Wie glänzt und strahlt die Stadt Essen in diesen Tagen?
Bernd Wolharn (Domvikar im Essener Dom): Es gibt wirklich wunderbare Installationen. Alles ist leuchtend und blinkend, sehr hell. Mich fasziniert zum Beispiel auf dem großen Kennedyplatz die Lichtinstallation, die das Museum Folkwang auf die Beine gebracht hat. Ganz viele der Kunstwerke erleuchten den gesamten großen Platz in der Essener Innenstadt und man fühlt sich wirklich von dem Licht ummantelt mit ganz tollen Bildern.
DOMRADIO.DE: Wie nehmen Sie die Atmosphäre in der Stadt wahr?
Wolharn: Ich finde das sehr schön, wie klein und groß sich auf den Weg machen. Es gibt eine Route, die ab dem Essener Hauptbahnhof beginnt und dort sind Kinderwagen unterwegs, Rollstuhlfahrer mit ihren Familien, Ältere, Jüngere. Es ist richtig bunt, nicht nur das Licht, sondern auch die Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben.
DOMRADIO.DE: Der Essener Dom ähnelt von innen gerade einer Disco, mit bunten Lasern und Spiegeln. Was hat sich das Münsteraner Künstlerduo SilentMOD in diesem Jahr ausgedacht?
Wolharn: Die beiden sind zum zweiten Mal im Essener Dom zu Gast und diesmal nennen sie ihre Installation "Salvator Mundi". Wenn man vom Domhof das Atrium betritt, wird man mit einem Christus, der tatsächlich auf einer Spiegelkugel steht, begrüßt. Diese Spiegelkugel, die kennen wir aus Diskotheken, zaubert einen wunderbaren Sternenhimmel ins Atrium und heißt so die Leute willkommen.
Wenn man dann in die Kirche hineingeht, gibt es tatsächlich einen eigenen Duft, den die Künstler in den Dom hinein setzen. Es gibt Licht und wunderbare Musik. Das Zentrum der Installation sind eintausend Spiegel, die von der Decke hängen. Auch Christus ist mit vielen kleinen Spiegeln beklebt. Von daher gibt es eine ganz eigene lichterfüllte Atmosphäre im Dom.
DOMRADIO.DE: Welche Symbolik steckt hinter dieser Spiegelkugel und der Jesusfigur?
Wolharn: Ich glaube, dass wir aktuell in einer sehr zerbrechlichen Welt leben. Die Künstler haben das wunderbar dargestellt, in dem diese Weltkugel, auf der Christus steht, quasi sich in ihren eintausend Spiegeln im Raum auflöst und die Zerbrechlichkeit dieser Welt symbolisiert. Wir hoffen in diesen dunklen Zeiten im wahrsten Sinne des Wortes auf Licht. Als Christen glauben und hoffen wir, dass Christus dieses Licht der Welt ist. Daher wird im Dom diese Figur stark in Szene gesetzt und ist wirklich eine Lichtgestalt, ein Hoffnungsschimmer in diesen dunklen Zeiten. Ich habe den Eindruck, dass die Leute das ohne viele Worte gut verstehen.
DOMRADIO.DE: Spektakulär wird es zum Abschluss am nächsten Sonntag, der Abendgottesdienst im Dom mit der Lichtkunst. Was wird dort passieren?
Wolharn: Wir haben jeden Sonntagabend um 19 Uhr die Messe im Dom, die diesmal mit Saxofon und Keyboard gestaltet wird. 'Zeit für Gott' heißt die Reihe einmal im Monat. Ich glaube, dieses die Livemusik mit dem Saxofon wird diesen Dom wunderbar füllen. Wir wollen unbedingt im Essener Dom einen Inhalt setzen und deutlich machen: Das ist, was uns Christen bewegt, berührt und begleitet. Das ist ein guter Abschluss.
DOMRADIO.DE: Sie sind schon jetzt sehr zufrieden, oder?
Wolharn: Ja, wir haben ein paar Tage mehr als im letzten Jahr. Die Essener Marketinggesellschaft hat das Essen Lightfestival um ein paar Tage verlängert und wir werden damit deutlich über die 50.000 Besucherinnen und Besucher kommen, die wir im letzten Jahr auch schon zu Besuch hatten.
Das Interview führte Carsten Döpp.